Sonntagmorgen. Die ersten Sonnenstrahlen versuchen gegen die kalte Luft anzukommen. Keine Chance. Die Temperaturen liegen knapp über dem Gefrierpunkt und meine Füße drohen Eiszapfen zu werden. Wie gerne läge man jetzt noch in den warmen weichen Federn, um sich von der samstäglichen Partylaune zu erholen.
Umso ernüchternder mag die Tatsache scheinen, dass meine Freundin Olli und ich gerade die einzigen sind, die zu früher Stund zur evangelischen Kirche gehen – um zu arbeiten. „Was? Du arbeitest in der Kirche? Wie krass bist du denn drauf?...“ Solchem Erstaunen folgt meist die Frage: „Wie viel verdienst du denn dort?“ Und da wären wir schon beim eigentlichen Thema, denn die Antwort ist: Nichts.
Aber so einfach ist das nicht. Es stimmt zwar im Sinne von: keinen müden Cent. Allerdings lässt sich unsere ehrenamtliche Arbeit mit keinem Geld der Welt vergleichen. Es ist viel mehr als nur ein Job.
Let's rock for Hope
Alles begann mitten im Abijahr, in dem der Schulstress einem eigentlich keine Sekunde Freizeit ließ. Doch Olli und ich wollten das nicht akzeptieren, auf keinen Fall nur Schule im Kopf haben. Irgendwie kamen wir dann auf die Idee bei der evangelischen Kirche anzufragen, ob man sich dort engagieren könne.
Ein paar Tage später stand es fest: Die evangelische Gemeinde hat zwei neue Ehrenamtliche. Das erste was uns in den Kopf kam, war einen Gottesdienst für Jugendliche zu gestalten. Nicht sonntagmorgens (da schläft ja bekanntlich noch die Mehrheit), sondern abends. Wir überlegten uns verschiedene Konzepte zur Gestaltung, schrieben kleine Theaterszenen, zur Unterlegung der Predigt, durchstöberten sämtliche Songhefte nach Liedern, organisierten eine Band, bastelten, diskutierten, lachten. Das Ergebnis war ein voller Erfolg: Unter dem Thema „Damit ihr Hoffnung habt“ wurde jeder, der Lust zu einem etwas anderen Gottesdienst hatte eingeladen.
Und offenbar fühlten sich viele von unserer Idee angesprochen: Die meisten Bänke waren besetzt! Keiner sollte der Gefahr ausgesetzt sein, bei langwierigen Predigten einzuschlafen. Stattdessen konnte man frei in der Kirche herumspazieren, sich segnen lassen, Mandalas malen, Gebete und Wünsche aufschreiben, die wir später vorlasen. Zusammen mit einer Band rockten wir die Kirche. Es war toll zu erleben, wie viel Spaß es machen kann Glaube in einer Gemeinschaft zu feiern. Und genau deshalb ist ehrenamtliche Arbeit so bereichernd: strahlende singende Gesichter zu sehen, Menschen, die lächelnd die Kirche verlassen.
Zwischen Pizza und Kinderstimmen
Ein anderes Mal stand der Kinderbibeltag auf dem Terminkalender. Dieses Mal eine Erfahrung ganz anderer Art. Schließlich macht es einen Unterschied, ob man mit jungen Erwachsenen arbeitet oder mit einer Rasselbande aus 20 Kindern. Wir fünf Ehrenamtlichen hatten uns vorgenommen den Kindern spielerisch die Geschichte vom guten Samariter näher zu bringen. Einer als Erzähler, die anderen als Schauspieler. Als der Bettler plötzlich viel zu früh in die Szene platzte, vergaß der Samariter seinen Text und die zwei reichen Kaufleute konnten sich nur noch schwer das Lachen verkneifen.
Alles halb so schlimm. Die Kinder waren hin und weg. „Der eine Helfer mit dem weißen Umhang war voll cool!“, meinte der kleine Junge mit der Baseballmütze. „Das war der barmherzige Samariter“, erklärte ich. Der Junge schaute mich kurz an, grinste und fügte hinzu: „Trotzdem krasser Typ.“ Ich erwiderte Ollis Zwinkern und dachte mir: Wie gut, dass ich heute wieder so früh die Federn verlassen habe.
Text/Foto: Mara Gurlitt
Geben gibt.-Publikumspreis
Deutscher Engagementpreis der Kampagne „Geben gibt.“: Bis zum 15. November konntet ihr darüber abstimmen, welches der 19 vorausgewählten Projekte den Publikumspreis erhält. Der Träger des Publikumspreises steht nun fest und wird zusammen mit den Gewinnern der Kategorien Gemeinnütziger Dritter Sektor, Einzelperson, Wirtschaft, Politik & Verwaltung sowie Jugendengagement bei der feierlichen Verleihung des Deutschen Engagementpreises 2010 am 4. Dezember im Radialsystem in Berlin bekanntgegeben. Hier erfahrt ihr mehr.
Wenn ihr selbst aktiv seid und andere davon überzeugen wollt, dann unterstützt die Kampagne „Geben gibt.“ auf Facebook, SchülerVZ oder StudiVZ und folgt ihr bei Twitter. Die Kampagne wird gefördert durch den Zukunftsfond der Generali Deutschland Holding AG und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Wollt ihr euch auch engagieren? Auf den Seiten von „Geben gibt.“ findet ihr Links, die euch weiterhelfen.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit "Geben gibt. Bündnis für Engagement"