Miriam Oesterle ist 17 und seit fast vier Jahren beim Aktionskreis Behinderte (AKB) engagiert. Zunächst als einfaches Mitglied, inzwischen auch als Teammitarbeiterin. Das heißt, sie gestaltet Freizeitangebote für Menschen mit Behinderung und arbeitet auch aktiv an Fragestellungen mit, wie sich Menschen mit Behinderung in den Alltag der Menschen ohne Behinderung integrieren können.
„Dort, wo wir hinkommen, fallen wir auf. Manche freuen sich, uns zu sehen, manche sind irritiert, kaum jemand nimmt keine Notiz von uns. Wir sind eine laute Gruppe: Freude, Wut, Traurigkeit und Lebenslust sind unmittelbar. Wir sind manchmal etwas chaotisch, brauchen für manches etwas länger, passen nicht in eine Schublade. Wir sind halt AKBler.
Wie komme ich eigentlich dazu?
Der Umstand, dass ich selbst eine geistig und körperlich schwer behinderte Cousine habe, brachte mich vor fast vier Jahren zum Aktionskreis Behinderte. Begonnen hat alles mit einer Sportgruppe, die einmal wöchentlich stattfindet. Inzwischen treffe ich mich so oft, wie es mein Terminkalender zulässt, mit geistig und körperlich behinderten und nichtbehinderten Menschen. Viele sind für mich in dieser Zeit echte Freunde geworden.
Oft werde ich gefragt, was man denn mit behinderten Menschen so machen kann. Es gibt natürlich Einschränkungen, aber warum sollte ein behinderter Mensch seine Freizeit anders gestalten wollen, als ein nicht behinderter Mensch? Man kann, wenn gemeinsam überlegt und gehandelt wird, manches Hindernis aus dem Weg räumen - beispielsweise bei Rollstuhlfahrern im wahrsten Sinne des Wortes.
Es fällt auch mal etwas daneben – na und?
Natürlich erlebe ich auch mal weniger schöne Situationen im AKB. Teilweise wird man schon schräg angeschaut, zum Beispiel, wenn sich eine Gruppe von uns im Freibad tummelt. Leider sind manche Menschen im Umgang mit behinderten Menschen überfordert. Dadurch kommt es manchmal zu angespannten Situationen. Es wird dann zur Herausforderung, unsere behinderten Freundinnen und Freunde zu trösten, die nicht immer verstehen können, weshalb Menschen ihnen nicht in der gleichen Offenheit begegnen, mit der sie auf andere zugehen. Für mich ist es nichts ungewöhnliches, dass manche behinderte Menschen vielleicht nicht ganz so schön essen können. Es passiert, dass auch mal etwas wieder auf den Teller fällt. Na und? Nimmt es ihnen das Recht, sich in der Öffentlichkeit aufzuhalten? Nein, behaupte und vertrete ich.
Das ist keine Arbeit, das ist Freizeit
Es wurde nominiert!
Und zwar für den Deutschen Engagementpreis 2010. Der Preis ehrt Menschen, die sich für die Gesellschaft engagieren. In diesem Jahr soll besonders das Engagement Jugendlicher sichtbar gemacht werden. Einsendeschluss war der 31.Juli 2010. Die Sieger der einzelnen Kategorien werden von einer Jury gewählt und auch ihr könnt online abstimmen. Auf www.geben-gibt.de gibt es alle Einzelheiten. Wenn ihr selbst aktiv seid und andere davon überzeugen wollt, dann unterstützt die Kampagne „Geben gibt.“ auf Facebook, SchülerVZ oder StudiVZ und folgt ihr bei Twitter. Die Kampagne wird gefördert durch den Zukunftsfond der Generali Deutschland Holding AG und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Wir treffen uns meist abends in einer größeren Gruppe, um dann das zu machen, worauf wir Lust haben. Wir gehen ins Kino, besuchen das Schwimmbad, backen Pizza, gehen in die Disco oder machen Sport. Bowlen kommt ziemlich gut an. Ja, wir unternehmen gemeinsam eben genau das, was die meisten Menschen gerne tun. Oft fahren wir auch über das Wochenende weg oder machen sogar gemeinsam Urlaub. Es ist keine „Arbeit“, die ich dort leiste. Wir verbringen gemeinsam unsere Freizeit, und jede und jeder bringt sich mit den Fähigkeiten ein, die da sind. Natürlich ist es oft auch anstrengend und immer mit Verantwortung verbunden, aber ich mache es gerne, und ein „Danke“ oder eine Umarmung geben einem meist die Energie zurück, die man verbraucht hat.
Für viele der behinderten Menschen wären Aktivitäten, die für andere selbstverständlich sind, ohne uns nicht möglich. Alleine können sie mancherlei Aktionen nicht managen. Andererseits gibt es aber auch nicht immer ausreichend Helfer, die sich Zeit nehmen können oder wollen.
Auf die Frage, was mir das Ganze bringt, will ich ganz einfach antworten: Spaß! Ich habe selten in meinem Leben solch offene, ehrliche und dankbare Menschen getroffen, wie ich das im AKB tue.“
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit "Geben gibt. Bündnis für Engagement"
SPIESSER.de und „Geben gibt.“ stellen vor:
Super Sache! Die Arbeit finde ich einfach klasse. Für die Mitabeiter ist es schön, wenn sie helfen können und auch die Betroffenen haben ihren Spaß dabei und freuen sich!