In zwölf Bundesländern müssen Lehrer die so genannten Kopfnoten vergeben, zum Beispiel zur Zuverlässigkeit und Selbstständigkeit, Sorgfalt, Verantwortungsbereitschaft, Konfliktverhalten und Kooperationsfähigkeit. In jedem Halbjahr werden so bundesweit etwa 15 Millionen Zensuren vergeben. Könnte Angelika entscheiden, würden keine Kopfnoten mehr in den Zeugnissen stehen. Hier lest ihr, warum sie diese Bewertung ablehnt.
21. September 2008 - 13:23 SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
In der DDR gab es sie schon immer, auch die Wessis hatten sie bis in die 70er Jahre. Mittlerweile gibt es die Kopfnoten nur noch in wenigen ostdeutschen Bundesländern sowie in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Kürzlich wurden sie auch in Nordrhein-Westfalen wieder eingeführt. Durch sie sollen unsere zukünftigen Arbeitgeber uns besser einschätzen können und leichter erkennen können, ob wir wirklich fleißig, ordentlich und höflich sind. Das sagen zumindest die Befürworter wie die Nordrhein-Westfälische Ministerin für Schule und Weiterbildung, Barbara Sommer (CDU), oder verschiedene Arbeitgeberverbände.
Die Landesschülervertretung in NRW ist da aber anderer Meinung und möchte die neuen Noten am besten gleich wieder abschaffen. Warum sie das wollen und was sie eigentlich von normalen Noten halten, wollten wir in einem Interview von Landesvorstandsmitglied Horst Wenzel wissen.
Warum ist die LSV gegen Kopfnoten, sind die denn nicht eigentlich etwas Gutes für uns Schüler?
Wir glauben, dass Kopfnoten im Prinzip reine Disziplinarmittel sind, sie machen den Unterricht nicht besser, sondern schlechter. Die Leute konzentrieren sich nur noch darauf. Wenn man das Verhalten von jemandem kritisieren will, dann tut man das am besten direkt. Dann sage ich zum Beispiel "Hey Herr Journalist, die Art und Weise, wie sie mir das Diktiergerät hier hinhalten, finde ich nicht so toll". Das wäre ein direktes Feedback, aber in der Schule passiert es momentan so, dass man das Ganze erst ein halbes Jahr später aufs Zeugnis bringt.
Ein Lehrer sieht den Schüler im Prinzip ein paar Stunden in der Woche und kann dabei nicht sehen, was sonst so los ist. Ein Schüler kann also das größte Arschloch sein, hat aber auf dem Zeugnis 'ne super Kopfnote stehen, weil er im Unterricht nie groß aufgefallen ist. Wir glauben, dass es durch Kopfnoten einen gewissen Demokratieabbau gibt, weil Lehrer ganz bewusst mit einer schlechten Kopfnote drohen können, um Schüler "ruhig zu stellen". Es gibt Leute, die sich gegen die Meinung des Lehrers artikulieren und sich für jemanden anderes einsetzen, was ja in der Regel etwas sehr soziales ist. Die kriegen dann dafür eine schlechte Kopfnote, weil es heißt, sie können sich nicht richtig verhalten.
Horst ist 19 Jahre alt,
besucht die 13. Klasse
des Max-Planck-
Gymnasiums in Dortmund
und ist seit 2006 im
Vorstand der LSV NRW.
Viele Arbeitgeberverbände unterstützen die Kopfnoten ja und wünschen sie sich schon länger. Kann sich ein Arbeitgeber dadurch nicht ein viel besseres Bild von einem Schüler machen?
Erstmal sind das ja auch nicht alle Arbeitgeberverbände. Da muss man mal genauer schauen, welche das unterstützen und welche nicht. Es gibt ja auch schon welche, die sich dagegen ausgesprochen haben. Zum Beispiel gab es mal auf einem Kongress des Schulministeriums eine Frau aus dem RWE-Vorstand, die endlos mit Ministerin Sommer diskutierte, das war ganz witzig. Frau Sommer sagte immer "Ja, Sie brauchen die Kopfnoten, sie brauchen das, das ist gut, das ist wichtig!", die Frau aus dem RWE-Vorstand sagte "Nein, das ist totaler Schwachsinn, das brauchen wir nicht!" Frau Sommer wieder: "Ja, doch, doch, doch, das brauchen Sie!" - "Nein, das brauchen wir nicht!" usw. Das war total stumpf und ging 'ne ganze Weile so, bis der ganze Kongress vor Lachen über die naive Ministerin tobte.
Darum glaube ich nicht, dass die Wirtschaft geschlossen dahinter steht. Das sind wahrscheinlich die großen Unternehmen, die hauptsächlich Gehör finden. Man müsste auch mal in die mittelständischen hinein hören, wie da so die Meinungen dazu sind.
Ich glaube, dass die Kopfnoten auch eher kontraproduktiv für die Wirtschaft sind. Denn im Prinzip wird man durch die zusätzliche stetige Bewertung nur ein großes Kameradenschwein, Schüler versuchen sich selbst immer möglichst gut zu positionieren. Die Kopfnoten schaffen kein gutes Klima, sie schaffen keine Teamfähigkeit.
Siehst du denn irgendeine Chance, die Kopfnoten doch noch salonfähig zu machen?
Nein. Es gibt alle möglichen Ansätze, da irgendwie freundliche Formulierungen rein zu bringen. Da hat man dann solche Standardstatements, bei denen sowieso alle wissen, was gemeint ist. Da heißt es: "Er hat sich bemüht, mit seinem Umfeld gut klar zu kommen" - und das heißt im Prinzip: Es ist ihm überhaupt nicht gelungen. Was man durchaus machen kann, ist einen offenen Dialog miteinander zu pflegen, so dass sich in der Schule langsam eine Feedback-Kultur entwickelt und die Menschen ehrlich aneinander Kritik üben können. Das gibt es ja inzwischen ganz selten, welcher Schüler geht nach dem Unterricht zu dem Lehrer hin und sagt "Wissen Sie was, das hab' ich nicht so gut verstanden, könnten Sie das vielleicht anders rüberbringen?" So was traut sich momentan keiner. Und andersherum ist das natürlich genauso. Also, Lehrer müssten auch Schüler durchaus im Gespräch konstruktiv kritisieren, das ist auch wichtig, aber ich bin überzeugt, dass es keine Lösung ist, diese Ziffernnoten auf das Verhalten von Menschen anzuwenden.
Wie steht ihr denn allgemein zu Ziffernnoten?
Die Landesschülervertretung glaubt, dass Noten im Prinzip nicht das wirklich Wahre in der Schule sind, weil sie viel kaputt machen. Sie erziehen die Schüler zur Unselbständigkeit. Keiner tut mehr was ohne Noten, wenn er es gewohnt ist, ständig mit einer Note für sein Handeln belohnt oder bestraft zu werden. Manchmal geben Noten den Leuten zwar auch eine Einschätzung, "so gut war ich", aber das sollte man konstruktiv mit Anregungen verbinden, wie es noch besser geht. Wirklich nur als Rückmeldung.
Noten werden leider hauptsächlich als Disziplinarmittel eingesetzt, um Schüler zum Lernen zu zwingen. Dabei könnten Lehrer die Leute doch viel besser durch interessanten Unterricht motivieren. Die Schule hat die Aufgabe, jedem etwas zu erklären und individuell zu fördern, bis es wirklich jeder verstanden hat. Das ist möglich und das muss auch möglich sein in der Bildungspolitik. Und da ist es einfach ganz wichtig, dass sich eine menschliche Alternative zu den Kopfnoten findet und auch zu den Noten allgemein, damit die Qualität des Unterrichts nicht ungenügend bleibt.
Was meint ihr? Sind Kopfnoten eine Chance für Schüler oder erfüllen sie ihren Zweck überhaupt nicht? Diskutiert mit!
bei uns ist des so wenn der lehrer einen mag dann benotet er gut wenn nicht dann hast du einfach pech gehabt des geht einem so auf den sack mit ihren scheiß sprüchen!!!
Wenn es diese Benotung nicht geben würde, würden sich manche Schüler doch einfach nur gehen lassen. Einerseits finde ich diese Noten gut, denn keiner will in Betragen eine schlechte Note auf dem Zeugnis stehen haben. Somit ist in einem gewissen Ausmaß die Ruhe im unterricht gesichert. Andererseits, sobald man sich einmal daneben benimmt, weil man mal so einen Tag hat und der Lehrer schlecht drauf ist, wird einem das bis zur Zensurenkonferenz nachgehalten und dann auf Papier gebracht...
Im Allgemeinen, find ich die noten gut...Liegt doch am Schüler selbst wie sie ausfalle
eine nummer ist doch kein sinnvolles feedback. sie sagt nicht aus was ich schlecht mache sondern nur 'das'. der pädagogische nutzen ist also gleich null.
aber denunzieren, bestrafen, einschränken kann man mit kopfnoten als basis gut.
ich bin ein mensch und lasse mein verhalten nicht einfach durch eine zahl bewerten.
Die meisten Lehrer bewerten auch nicht jeden einzelnen Schüler nach den einzelnen Kriterien.
Sie gucken einfach, wie ihr Gesamteindruck ist und geben dann fast überall die Note die diesen Gesamteindruck wiedergibt.....
Das bringt es doch nicht!
Ich finde Kopfnoten gehöhren zum Zeugniss wie die anderen Noten in den Fächer in denen man Unterrichtet wird. An den Kopfnoten können die Firmen sehen wie ein Schüler sich verhält und wie er Mitarbeiten kann. Ich denk das die Kopfnoten in einer Bewerbung sehr entscheident sind und das wen man in anderedn Fächern nicht so gut ist aber in den Kopfnoten sehr gut abschneidet dann drückt der Arbeitgeber vielleicht ein Auge zu und lädt ein vielleicht zu einem Vorstellungsgespräch ein. Und das ist ja in der heutigen Zeit schon sehr wichtig. Ich komme aus Baden-Württemberg und bei uns wird viel Wert auf die Kopfnoten gelegt.
Ich finde Kopfnoten ziemlich sinnlos... Klar können uns die Arbeitgeber (angeblich) besser einschätzen, doch was ist, wenn Ordnung halt nich so dein Ding ist, oder du ein Fach hast das dir extrem leicht fällt und du desalb was anderes nebenbei machst... sowas wird dann schlecht bewertet, und das können andere aber nich wissen...
Meiner Meinung nach sind Kopfnoten vielleicht für einige Zeit nützlich. Ich habe nicht die Erfahrung gemacht, jemals wirklich durch Kopfnoten unter druck gesetzt worden zu sein.
Angenommen, man bewirbt sich 3 Jahre nach dem Schulabschluss für einen Arbeitsplatz mit dem 10er-zeugnis. Jetzt ist man 19, 20 und hat schon eine Entwicklung durchgemacht - und die drei in Betragen steht immernoch da, die geistige Entwicklung des Einzelnen wird da eigentlich gar nicht mehr beachtet.
Ich denke, die Arbeitgeber sollten sich ein eigenes Bild von ihren zukünftigen Angestellten machen und nicht auf eine schon verjährte Bewertung eines vielleicht nicht ganz so gut gesonnenen Lehrers vertrauen.
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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