Ein Bericht von Gastautor Felix Kaminski (22) über die Global Goals Aktionstage 2019 und junge Menschen, die Untätigkeit in der Klimapolitik nicht länger hinnehmen wollen. Seine Überzeugung: Es ist unsere Zukunft, die bedroht ist, wenn wir die Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen.
15. March 2019 - 08:52 SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
Tausende junge Menschen, vor allem Schüler*innen, gehen auf die Straße, um sich für eine ambitioniertere Klimapolitik einzusetzen. Es sind diejenigen, die immer wieder als apolitisch, demokratiemüde und politikverdrossen bezeichnet werden. Das Bild stimmte noch nie. Durch die Fridays for Future Demos wird unübersehbar: Jungen Menschen wehren sich dagegen, dass ihre Zukunft verzockt wird.
Die Strahlkraft einer Greta Thunberg ist nur ein Auslöser. Es sind die Berichte über Hitzewellen und Dürreperioden, über Stürme und Überflutungen. Es ist das Eingeständnis der Bundesregierung, die eigenen CO2-Ziele nicht zu erreichen. Es ist der amerikanische Präsident, der den aktuellen Stand seines Thermometers als Beleg gegen den Klimawandel sieht. Berichte wie diese waren ständig präsent. Sie wurden gehört, verstanden und verdrängt. Vielleicht aus einem Gefühl der Ohnmacht gegenüber Problemen, für deren Lösung komplexe internationale Maßnahmen notwendig sind. Vielleicht aber auch einfach aus Bequemlichkeit. Schließlich müssten wir sonst unseren eigenen Lebensstil hinterfragen.
Umso wichtiger: Jetzt gibt es eine Bewegung von jungen Menschen, die Untätigkeit nicht länger hinnehmen will. Viele Jugendliche sind sogar dazu bereit, Repressionen in Kauf zu nehmen, weil sie auf der Straße und nicht im Unterricht sind.
Global Goals Aktionstage im Februar 2019
Nachhaltigkeit als Momentum in der jungen Generation
Im Südwesten der Republik ist das nicht nur an den Fridays for Future Demonstrationen ablesbar, sondern auch an zwei gut besuchten Global Goals Aktionstagen in Karlsruhe und Stuttgart im Februar 2019, die ich beide besuchte. In Barcamps – einem Veranstaltungsformat, das wir als Teilnehmende selbst gestalteten – entwickelten und diskutierten wir Ideen für ein nachhaltiges Zusammenleben.
Nachhaltigkeit heißt nicht allein, eine ökologisch intakte Welt zu gestalten. Es geht darum, in einer insgesamt intakten Welt zu leben – und zwar mit all ihren Facetten. Deswegen debattierten wir bei den Global Goals Aktionstagen nicht nur über Klimawandel und Veganismus, sondern auch über die Zukunft der Arbeitswelt und die Vision eines bedingungslosen Grundeinkommens.
Die 2030 Agenda beschreibt, welche Ziele wir erreichen müssen, um in einer intakten Welt zu leben. Die Vereinten Nationen als Weltgemeinschaft haben sich damit einen Masterplan für eine Nachhaltige Entwicklung gegeben und 17 Nachhaltigkeitsziele formuliert, die Global Goals oder SDGs (Sustainable Development Goals). Die Vereinbarung beinhaltet zum Beispiel das Ziel, bis 2030 Hunger und extreme Armut zu überwinden. Es sollen wirksame Erfolge im Kampf gegen den Klimawandel erreicht sein und alle Menschen Zugang zu hochwertiger Bildung haben.
Es bleiben nur noch elf Jahre
Die Jugendlichen auf den Global Goals Aktionstagen haben betont, wie wichtig die 2030 Agenda ist. Sie bezweifelten jedoch, ob Entscheidungsträgerinnen und -träger in Politik und Wirtschaft wirksame Maßnahmen umsetzen, um die Ziele tatsächlich zu erreichen. Und damit haben sie den wunden Punkt getroffen.
Bis 2030 sind es nur noch elf Jahre. In vielen Bereichen müssten die Anstrengungen deutlich erhöht werden, damit wir überhaupt noch Chancen haben, die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Als Jugendliche und junge Erwachsene sind wir von den Folgen besonders betroffen. Als Jugenddelegierte für Nachhaltige Entwicklung begleiten wir die deutsche Regierungsdelegation zu den UN-Konferenzen, auf denen der Stand der Umsetzung der 2030 Agenda diskutiert wird. Wir drängen darauf, dass die Weltgemeinschaft ambitionierter agiert und nicht nur Ziele festlegt, sondern auch konkrete Maßnahmen zum Erreichen der Ziele verabredet. Wir geben damit unserer Generation eine Stimme und sind der Stachel im Fleisch derjenigen, die Einzelinteressen über das Gemeinwohl stellen.
Damit adressieren wir auch unsere eigene Regierung. Ich meine: Auch Deutschland macht seine Hausaufgaben nicht fleißig genug. Und dass, obwohl wir eines der privilegiertesten Länder sind. Wir haben sowohl die technologischen als auch die volkswirtschaftlichen Voraussetzungen, um eine internationale Vorreiterrolle zu übernehmen. Wir könnten einen Teil dazu beitragen, die Ziele der 2030 Agenda zu erreichen.
Es geht um unsere und zukünftige Generationen. Es ist unsere Zukunft, die bedroht ist, wenn wir die Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen. Unseren Unmut über eine zögerliche Politik müssen wir auf allen Ebenen kundtun – sei es am Verhandlungstisch oder auf der Straße. Es ist nicht mehr genügend Zeit, um etwas unversucht zu lassen.
Global Goals Aktionstage 2020
Wer mitdiskutieren und sich engagieren möchte, kann 2020 an den Global Goals Aktionstagen teilnehmen. Das Aktionstageteam gibt Orte und Termine über die Website und den Newsletter bekannt. Einfach abonnieren unter: www.globalgoals.de
Felix Kaminski, Foto: Kristoffer Schwetje
Felix Kaminski (22) ist einer von zwei Jugenddelegierten für Nachhaltige Entwicklung. In dieser Funktion begleiten sie die deutsche Regierungsdelegation zu UN-Verhandlungen und halten in Deutschland Vorträge über die 2030 Agenda. Das Jugenddelegiertenprogramm wird vom Deutschen Bundesjugendring und vom Bundesumweltministerium getragen. Mehr Infos über das Programm gibt es auf jugenddelegierte.dbjr.de
Text: Felix Kaminski
Bildmaterial: Global Goals Aktionstage
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mxk
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