Ins Netz gegangen

Ich bin dann mal weg

Abgemeldet: SPIESSER-Autorin Ines ist der Facebook-Tretmühle entkommen und hat jetzt vor allem Zeit für andere Aktivitäten.

05. November 2013 - 10:48
SPIESSER-AutorIn anonymer Nutzer.
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anonymer Nutzer Offline
Beigetreten: -

Wenn ich den Computer anschalte, checke ich meine E-Mails und beantworte sie. Dann erledige ich meine Arbeit am Rechner. Facebook ist seit drei Wochen nicht mehr dabei. Auch nicht unterwegs. Abgemeldet und vorbei. Nur noch manchmal öffne ich den Browser und frage mich: wohin jetzt?


Was bleibt: Das alte Profilbild.

Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich mich wegen meines Jobs dort angemeldet, aber nur bis jetzt durchgehalten. Warum? Weil „Bist du bei Facebook?" für viele Menschen scheinbar gänzlich das „Hast du am Freitag wieder Zeit?" ersetzt. Facebook sollte meiner Meinung nach eine Ergänzung des sozialen Lebens sein. Doch inzwischen spielt sich fast alles dort ab.

Du kannst sehen, was deine Freunde treiben, was sie bewegt. Du kannst ihre neusten Urlaubsfotos anschauen, kommentierten, „gefällt mir“ drücken. Du kannst Veranstaltungen teilen, ein Projekt organisieren und in einer geheimen Gruppe Dokumente hochladen. Du kannst. Du kannst es aber auch lassen – so wie ich.

So unpersönlich wie Börsennews

Was alles praktisch an Facebook ist, leugne ich nicht. Doch für diese Funktionen ist das soziale Netzwerk nicht die einzige Instanz. Termine vereinbaren? Dafür gibt’s doodle. Dateien teilen? Wie wär’s mit wuala. Nachrichten schicken? „Ich werde diese Frage nicht auch noch mit einer Antwort würdigen“, wie Sherlock Holmes einst in „Spiel im Schatten“ sagte.


Ohne Facebook bleibt mehr Zeit für, nun ja, alles.

Teilen geht bei Facebook schnell. Aber es ist so unpersönlich wie die Börsennews. Es gaukelt uns Interaktion vor, die nicht stattfindet – und ständig geöffnete Türen, durch die wir dennoch weder ein- noch ausgehen. Denn ich sitze alleine an meinem Rechner. Du, er, sie, wir alle sitzen nur vor dem Rechner. Dabei ist physische Anwesenheit wichtig.

Raus aus der Tretmühle

Ich möchte Geschichten jetzt wieder erzählt bekommen und nicht im „sozialen Netzwerk“ lesen. Ich mag, wenn sich Leute mit mir treffen, statt sich dort mit mir zu verlinken. Und Facebook kam mir zunehmend vor wie die grauen Herren in Momo: Es bestimmte meine Zeit. Davon habe ich jetzt deutlich mehr. Auch meine Schreibtischarbeit erledigt sich ohne Facebook schneller, weil ich mich nicht mehr kopflos durch irgendwelche Profile klicke.

Darum bin ich jetzt raus. Raus aus der Tretmühle: PC an, Handy raus, Browser auf, Facebook checken. Raus aus Facebook. Es gibt genug – und  vor allem persönlichere Kanäle, sich mir mitzuteilen.

 

Text: Ines Herrmann
Teaserfoto: Global X/flickr CC

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Kommentare

Sechs Kommentare
  • Was viel beängstigender ist, ist die Tatsache, dass selbst wenn du austrittst, oder nie drin warst, dein soziales Umfeld trotzdem auf dich rückschließen lässt. Wenn alle in deinem Umfeld drin sind, so bildest du dich in ihren Posts ab. Facebook weiss somit, dass es dich gibt, einfach dadurch, dass immer wieder eine ominöse Ines erwähnt wird und auf Bildern auftaucht, diese aber nicht in Facebook ist. Somit kannst du Rückschlüsse sogar über Leute ziehen, die gar nicht dabei sind.

    Das finde ich, ist noch viel schauriger.

  • "Facebook sollte meiner Meinung nach eine Ergänzung des sozialen Lebens sein. "

    meiner Meinung nach ist es das - oder kann es sein, wenn man es richtig nutzt. Für mich auf jeden Fall, denn ich kann mit meinen Freunden aus Deutschland Kontakt halten, obwohl ich im Ausland bin (und zwar schnell in Chat- und Bildform, sogar in Videos) ohne nervige Mails verschicken zu müssen (es geht viel schneller und einfacher).
    Und für die Globalisierung der Kommunikation sind solche sozialen Netzwerke auch echt unabdingbar.
    Klar, es gibt auch viel Müll auf facebook, das leugne ich nicht. Aber den kann man ausblenden: "Freunde" die nur nervige Spielanfragen posten entweder entfernen oder "deabonnieren" (hab ich z.B. beim Fußballfan gemacht, der dauernd nur die Liebe zu seinem Verein loswerden will) und/oder Seiten liken, die einen wirklich interessieren (wie Spießer).
    Dann kriegt man interessante Infos, wird gut unterhalten und
    hält nebenbei noch die Beziehungen zu den Menschen in seinem Leben aufrecht, zu denen man eben nicht "mal eben rübergehen" kann (auch wenn das natürlich viel schöner und persönlicher ist). Eben kein Ersatz, aber eine Ergänzung!

  • Soweit ich weiß, kann man das Profil lediglich ruhen lassen, jedoch nicht löschen. Somit bleibt die Möglichkeit des Rücktritts vom Rücktritt ;) Ansonsten bleibt es, wie bei so vielen Dingen, eine Frage der Dosis.

  • Ich war nie auf Facebook und bin froh darüber. Denn es ist mir viel zu unpersönlich und stiehlt einem die Zeit. Zwar kann ich dadurch manchmal nicht mitreden, aber das nehme ich in Kauf. Und echte Freundschaften halten auch ohne Facebook !

  • ...immer dabei. Leider kann man sein Profil, wenn man es einmal hat nie völlig löschen. Man kann es nur deaktivieren. Dann kann einen zwar auch nieman mehr über FB finden oder erreichen, aber wenn man nach Jahren oder Jahrzehnten einmal die alte Email und das Passwort eingiebt, ist der ganze Quark wieder da, so als wenn man nie weg war. :-/
    Ich bin schon seit 2011 da raus, zumindest kann mich seit dem keiner mehr auf FB finden, aber so richtig raus werde ich wohl nie sein.

  • Kann ... nicht ... austreten ... zu viele.. aaarghh...GRUPPEN ... ...meine 420 Freunde BRAUCHEN MICH !!

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