Schönheit liegt doch eigentlich im Auge des Betrachters, oder? Von wegen! In Zeiten der künstlichen Intelligenz lässt sich sogar Attraktivität statistisch auswerten. So bestimmt ein Algorithmus darüber, ob ihr „Hmm”, „Ok”, „Nice”, „Hot” oder gar „Stunning” und „Godlike” ausseht. SPIESSER-Autorin Anne-Katrin stellt euch den Hype um #howhot vor.
09. February 2016 - 13:33 SPIESSER-AutorIn AnneEutin.
Man nehme ein Foto und eine Algorithmus-basierte Attraktivitätsskala – und schon ist einer der ersten Internethypes des Jahres kreiert. Die Seite faces.ethz.ch bzw. howhot.io erhielt mit ihrem Foto-Upload-Tool zur Attraktivitätsbestimmung über eine Million Zugriffe – da war sie gerade mal zwölf Stunden online. Selbst heute stürzt die Seite noch manchmal ab, weil der Server überlastet ist – der Drang nach Bewertungen scheint unersättlich.
Was findet ihr dort?
Elizabteh Taylor sieht „godlike“ aus, das birgt wenig Überraschendes, aber dass George Clooney nur mit einem „OK“ davon kommt, wird einige eingefleischte Fans schockieren. Die Maske von „Scream“ bekommt schließlich auch ein „nice“.
Das alles könnt ihr auf einer sechsstufigen Bewertungsskala zwischen „Hmm“ und „Godlike“ herausfinden. Dafür müsst ihr nur ein Foto hochladen und schon werden Alter, Geschlecht und Attraktivität bestimmt. Aber Achtung: Der Grat zwischen Ego-Push und Tränenausbruch ist schmal und auch ein wenig unberechenbar. Twitter-User machen sich unter dem Hashtag #howhot einen Spaß daraus, Fotos von Comicfiguren oder ihren Haustieren hochzuladen. Und die kommen oft gut weg.
Wer steckt dahinter?
Die Technische Hochschule Zürich hat sich den Coup überlegt. Dahinter steckt aber eigentlich ein Forschungsprojekt des Computer Vision Lab. Grundlage sind Studien darüber, wie Attraktivitätspräferenzen vorhergesagt und Gesichtserkennungssoftware optimiert werden können. Dafür hat die Hochschule eng mit führenden Schönheitskliniken zusammengearbeitet – Scherz! Tatsache ist aber, dass eine Zusammenarbeit mit der Schweizer Dating-App BLINQ besteht. Mit Hilfe von rund 20 Millionen Nutzerbewertungen von User-Fotos, haben die Schweizer Forscher ihrem Algorithmus beigebracht, die Bilder zu bewerten.
Was müsst ihr mitbringen?
Euer Foto natürlich. Oder das von euren Freunden, Haustieren, Angebeteten. Kleiner Tipp: Nicht nur in unseren Augen hat der Einsatz von Retro-Filtern einen Verschönerungseffekt. Außerdem erkennt das Tool am besten Fotos, auf denen das Gesicht beinahe das ganze Bild ausfüllt und frontal zu sehen ist. Aber aufgepasst: Was am Ende mit euren hochgeladenen Fotos passiert, ist noch nicht bekannt.
Wo ist der Haken?
Der Haken ist der Punkt, an dem man sich wirklich fragt, zu welcher Form der Oberflächlichkeit uns Apps wie BLINQ, Tinder und Lovoo noch treiben werden. Und wie viel Realität noch in hochgeladenen Bildern steckt, wenn man das optimale Bild doch vorher beliebig oft bearbeiten und befiltern kann. Immerhin: Bilder von zu jungen Menschen verweigert die App, um sie zu schützen.
Wie lange bleibt ihr?
So lange, bis ihr endlich das Bild habt, auf dem ihr mindestens ein „hot“ bekommt. Und euch gleichzeitig ein bisschen dafür schämt, so viel Zeit dafür zu verschwenden. Eigentlich steht da ja noch diese Mathehausaufgabe an…
Was erzählt ihr am nächsten Tag euren Freunden?
„Och, gestern hab‘ ich eigentlich den ganzen Tag an meinen Hausaufgaben gesessen… Das neue Profilbild?... Ach, Mensch, danke. War eigentlich nur so ein Schnappschuss…“
Wohin zieht ihr weiter?
Nach zahlreichen Versuchen und dem Küren des besten Bildes direkt weiter zu den Dating-Apps und zu anderen sozialen Plattformen, um schnell das Profilbild durch das als „hot“ bewertete auszutauschen.
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