Citizendium: Virtuelles Lexikon mit Vorhängeschloss
Der Wikipedia-Mitbegründer Larry Sanger hatte die Nase voll von all den Autoren, die ihr angebliches Wissen ins virtuelle Lexikon kritzeln dürfen. Nun startet er mit seinem Konkurrenzprojekt Citizendium durch und SPIESSER-Autorin Katja hat's getestet.
29. March 2007 - 18:26 von SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
Idee: Citizendium - kurz für "The Citizens' Compendium" - soll eine verbesserte Version von Wikipedia sein.
Der oft bemängelten Wiki-Schwachstelle, dass jeder Hobby-Autor seine Beiträge in das Online-Lexikon eintragen kann, wird bei Citizendium ein Riegel vorgeschoben. Nur registrierte Autoren dürfen sich in dem neuen Wissensspeicher austoben und Artikel verfassen. Damit sollen die Texte vor Falschmeldungen und Pseudowissen geschützt werden.
Autoren: Um selbst einer von derzeit 800 Citizendium-Autoren zu werden, muss man sich registrieren. Dazu muss man laut Seite nur eine E-Mail schreiben. Artikel werden unter dem richtigen Autorennamen veröffentlicht. Hinter dem sollte aber auch eine nette Biographie stehen und wenn möglich noch ein paar Links bereits veröffentlichter Artikel. Beides landet dann im Postfach von Citizendium. Ist man geprüft und für würdig befunden, ist man schwupdiwupp nach ein paar Tagen Lexikon-Autor. Complicated ist nur, dass Bewerbung und Lexikonarbeit auf Englisch ablaufen, denn bisher gibt es das virtuelle Wissen nur in der Fremdsprache.
Layout: Die Seite ist exakt wie die von Wikipedia aufgebaut. Ein farbenprächtiges Layout darf man bei Citizendium demnach nicht erwarten. Die Seite kommt schlicht und übersichtlich daher. Sie ist nicht so sehr was fürs Auge, dafür mehr für den Kopf.
Artikel: Ein Wort zu suchen, ist kinderleicht: Links ins vorgegbene Kästchen tippen und schon eröffnet sich einem das "Wissen der Welt". Blöd ist nur, dass es zur Zeit erst rund 1.100 Artikel mit Aha-Effekt gibt. Einträge zu Germany, Angela Merkel oder auch George W. Bush sucht man noch vergebens, dafür wird man unter Einstein fündig. Laut Gründer Sanger sollen aber in den nächsten Monaten große Lücken durch mehrere tausend Einträge geschlossen werden. Leider schmücken auch noch keine bunten Bildchen die Texte und Querverweise auf andere Links gibt es kaum. Kein Wunder also, wenn Einträge bisher Glückstreffer sind.
Fazit: Die Idee von Citizendium überzeugt, doch leider ist die Umsetzung noch nicht perfekt. Beiträge gibt es noch viel zu wenig und wenn, dann eher nur mit Basisinfos gespickt. In ein paar Monaten jedoch und mit ein paar Textern mehr könnte daraus eine zuverlässige Wissensquelle werden. Fragt sich nur, ob man auf Citizendium dann auch so amüsante Dinge wie ein Toastbrot vor und nach dem Rösten, die verschiedenen Formen des Kleiderbügels oder die Geschichte der Raufasertapete nachlesen kann.
Text: Katja Schmieder
Foto: Screenshot
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