Der Frust kam mit der Schreibblockade. Sie ärgerte sich, in Hamburg zu sein, wo sie fast niemanden kannte. Sie konnte sich nicht auf ihre Diplomarbeit konzentrieren, war genervt vom Windelnwechseln und Wäschewaschen. Connie Szombathely fragte sich, ob sie ihr Studium nicht vor der Familiengründung hätte abschließen sollen – vor dem großen Abenteuer.
„Hast du etwa an Jakob gezweifelt?“, fragt ihr Ehemann Malte prompt, als sie von früher erzählt. Jakob ist ihr zweijähriger Sohn. „Es war nur eine Phase der Unsicherheit“, sagt Connie.
Ob er bald Bruder Jakob ist? Immerhin denken
Malte und Connie über ein Geschwisterchen nach.
Heute sitzt die junge Familie gut gelaunt bei Nudeln mit Pesto in ihrer Küche in Hamburg-Wilhelmsburg. Die Diplomarbeit ist mit Bestnote bestanden. Jakob malt mit Buntstiften auf Papier und brabbelt vor sich hin.
Als er geboren wurde, war Connie 25, studierte Politikwissenschaft und Journalistik. Im ersten Jahr als Mutter schrieb sie ihre Diplomarbeit. Malte, damals 29, war noch mit seinem Geografie-Studium beschäftigt, arbeitete nebenbei bei einem Beratungsunternehmen. Zudem spielt er seit vier Jahren in einer Band. Zwei selbstständige Studenten und ein Baby. Klappt das? „Klar!“, sagen beide.
Connie war Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. „So hatten wir Aussicht auf eine optimale Förderung“, meint Malte. Mit Elterngeld und Teilzeitjob hatten sie etwa 2.500 Euro im Monat.
Familie im Bundestag
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Studium ist Thema vieler Anträge im Bundestag. CDU/CSU und FDP fordern beispielsweise familien- freundliche Unternehmen als Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter (BT-Drs. 17/12483). Bei den Linken sind soziale Angebote für Kinder, Jugendliche und Eltern Thema (BT-Drs. 17/6243). Die Grünen setzen sich für eine angemessene Praxis bei Anträgen auf Kindergeldabzweigung durch die Sozialhilfeträger ein (BT-Drs. 17/10863). Im SPD-Antrag zur Bologna-Reform (BT-Drs. 17/13475) ist die Familienförderung ebenfalls ein wichtiger Bestandteil.
Dennoch lief nicht alles tadellos. Besonders störend war der Papierkram der Ämter. Wohn-, Kinder- und Elterngeld oder Kitagutschein: „Das System ist kompliziert“, sagt Malte.
Vergangenes Jahr haben die beiden geheiratet. Vor allem aus pragmatischen Gründen. Stipendium und Elterngeld liefen aus. Plötzlich waren über 1.000 Euro im Monat futsch.
Inzwischen sei die Situation aber entspannt. Connie hat angefangen, als Social-Media-Redakteurin in einer Pressestelle in Teilzeit zu arbeiten. Viele Aspekte des Elterndaseins sind Routine. Wer Jakob in die Kita bringt, Frühstück macht oder die Windeln wechselt, entscheiden sie mit Schnick, Schnack, Schnuck.
Mit der deutschen Familienpolitik sind die jungen Eltern unzufrieden. Malte hätte gerne ein Amt für alles. „Eltern brauchen Planungssicherheit.“
Beide möchten bald ein zweites Kind, damit Jakob nicht alleine ist. „Das Schöne ist“, sagt Conny: „Wir wissen nun, was auf uns zukommt.“
Text: Amadeus Ulrich
Fotos: Philipp Reiss