16. November. Schon um sechs Uhr herrscht rege Geschäfftigkeit im BaAka Camp. Die Frauen stampfen Maniok, die Männer bereiten sich auf die Jagd vor. Wir packen unsere Sachen zusammen.
Nach dem Frühstück trifft Arno ein. Er leitet seit einigen Monaten das Ökoguard Projekt. 500 Meter von dem BaAka Camp entfernt, stehen ein paar zerfallene Holzhütten. Arno erklärt uns, dass dieses der Stützpunkt der Antiwildererbrigade sei. Das komplette Gelände ist vom Zerfall geprägt. Arno sagt, dass es an Geld fehle, um weitere Ökoguards hier auszubilden und das Camp vor dem Zerfall zu schützen.
WWF schickt drei Jugendliche auf Expeditionstour nach Dzanga Sangha, in den afrikanischen Dschungel. Die Expedition soll "allen die Augen öffnen, die Dzanga-Sangha noch nicht kennen". Die Teilnehmer der Dschungel-Tour werden viel über Regenwaldschutz lernen und als Botschafter die Öffentlichkeit auffordern, bestimmte Projekte in Dzanga-Sangha zu unterstützen.
Eine der drei Expeditionsteilnehmer ist Silke. Sie wird exklusiv für SPIESSER.de Tagebuch schreiben.
Ein Landcruiser steht bereit, um uns nach Bayanga zu fahren. Das Auto ist für die Beförderung von zehn Personen inklusive Fahrer gebaut worden. Heute nehmen sechszehn Personen Platz. Stapeln lautet die Devise. Nur gut, dass vier der sechszehn Leute Kinder sind.
Arno fährt den Wagen sicher durch tiefe Pfützen und durch schmale Waldstraßen.
Drahtschlingen im Wald
Nachdem wir circa eine Stunde durchgeschaukelt wurden, hält Arno plötzlich an. Vor uns laufen zwei Männer mit Körben auf dem Rücken. Die Ökoguards steigen aus dem Auto und kontrollieren alles. Sie finden jeweils eine Waffe und ein paar erlegte Duiker, kleine Antilopen. Die Jäger haben eine Lizenz für ihre Gewehre und haben auch die Anzahl der Tiere, die geschossen werden dürfen, nicht überschritten. Sie dürfen weiterziehen.
Auch wir fahren weiter und sehen einen anderen Mann am Straßenrand stehen. Auch er wird kontrolliert. Die Guards finden zwei Drahtschlingen. Wilderer nutzen Drahtschlingen, um sie überall im Wald auszulegen. Allerdings werden viele Fallen werden vergessen und die Tiere verenden sinnlos. Läuft ein Tier einmal in eine Schlinge, kann es sich nicht mehr befreien. Tage vergehen bis es stirbt. Ein qualvoller Tod.
Drahtschlingen im Wald auszulegen ist gegen das Gesetz. Im Normalfall würden die Ökoguards mit dem Mann in den Wald gehen und alle Fallen konfeszieren. Aus Zeitmangel beschlagnahmen sie seine Machete und die zwei Schlingen. Die Machete bekommt er erst wieder, wenn er die weiteren Fallen bei den Guards abgeliefert hat.
Nur ein paar Minuten später sehen wir wieder einen Mann auf der Straße stehen. Als er uns entdeckt, flieht er in den Wald. Die Ökoguards versuchen ihn im Dickicht aufzuspüren. Es gelingt ihnen nicht. Der Mann hat etwas zu verbergen, sonst wäre er nicht weggelaufen. Eindeutig ein Wilderer.
Luxus pur
Zwei Stunden sind wir mit dem Auto gefahren. Zwei Wilderer haben wir gesehen. Wilderei steht hier an der Tagesordnung. Zum ersten Mal begreife ich, was für ein riesiges Problem das ist: Der Wald wird ausgebeutet. Drahtschlingen sind schnell hergestellt. Der Materialaufwand ist gering. Jeder kann Draht im Laden kaufen. Auch Elefanten und Gorillas können mit diesen Schlingen gefangen werden.
In Bayanga angekommen, fahren wir zur Doli Lodge, der einzigen Unterkunft für Touristen in Bayanga. Sie liegt direkt am Fluss Sangha. Mehrere kleine Stelzenhäuser aus Holz sind an einer kleinen Straße aufgereiht. Jedes hat einen Balkon, ein gefließtes Bad mit fließend Wasser und elektrisches Licht.
Die Lage der Lodge ist paradiesisch.
Ich komme mir komisch vor bei all dem Luxus.
Gehe ich 300 Meter weiter, befinde ich mich mitten in Bayanga. Die Leute dort sind arm. Sie müssen um ihr tägliches Brot kämpfen. Keiner von ihnen hat ein Bad mit fließendem Wasser oder ein richtiges Bett, geschweige denn Strom. Es ist schön hier zu sein nach einer Woche im Wald ohne diesen Luxus. Genießen kann ich es jedoch nicht.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit WWF.
@wwf
Was Silke in den letzten Tagen erlebt hat, könnt ihr auf den nächsten Seiten lesen.
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