Indonesien, der weltgrößte Inselstaat, verteilt sich auf 17.508 Inseln. SPIESSER-Autorin Anna erbte eine Faszination für das Land von ihrem Opa und reiste im Rahmen eines Seminars in ihrem Politikstudium selbst hin – ihre Erfahrungen lest ihr hier.
14. September 2018 - 09:48 SPIESSER-Autorin an1991na.
Ich habe die aufgeregte Stimme meines besten Freundes noch genau im Ohr: „Los, jetzt melde dich für das Projekt an, dann fliegen wir nach Indonesien!“ Er war fest davon überzeugt, auf ein kleines Wunder im Vorlesungsverzeichnis gestoßen zu sein – zwei Seminare zu Indonesien sollten uns zu einer Feldforschung nach Java führen. Was ich zunächst als blöden Scherz abtat, wurde nur wenig später zur Realität und nach einem Jahr Vorbereitung hieß es für uns: „Selamat Datang di Indonesia! Herzlich Willkommen in Indonesien!“
Im Zeichen der Globalisierung: der Freiburger Studienführer
am Eingang der Uni von Yogyakarta
Geerbtes Reisefieber
Seit meiner Kindheit war Indonesien für mich der Inbegriff von Abenteuer, wilder Natur und großer Herzlichkeit. So zumindest hatten meine Großeltern mir oft davon erzählt. Mein Großvater lebte in den 1960ern auf Java und Sumatra, um dort als Apotheker am Aufbau des medizinischen Versorgungssystems mitzuwirken. Als Andenken an diese Zeit brachte er wunderschöne Möbelstücke und Bilder mit nach Deutschland, zwischen denen ich gebannt seinen Geschichten lauschte und für mich den Entschluss fasste, auch irgendwann in dieses Land zu reisen. Wer hätte gedacht, dass mir ausgerechnet mein Politikstudium dazu die Chance geben würde?!
Teamwork: Anna (r.) und ihre Forschungspartnerin Tata
Eine deutsch-indonesische Erfolgsgeschichte
Die Zusammenarbeit zwischen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Gadjah Mada Universität Yogyakarta – so wurde mir im Seminar schnell bewusst – blickte bereits auf erfolgreiche Jahre zurück. Was 2004 als kleines Feldforschungsprojekt zwischen deutschen und indonesischen Ethnologiestudenten und -studentinnen begann, hatte sich bis 2011 zu einem festen Bestandteil des Semesterprogramms an beiden Unis etabliert. Das Projekt wurde unter anderem vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstützt. Darüber hinaus war die Exkursion mittlerweile so gefragt, dass auch Studenten aus der Politikwissenschaft daran teilnehmen konnten. Ein Glück für mich, denn sonst hätte ich diese unvergessliche Zeit nie erlebt!
Roller soweit der Blick reicht auf der Hauptstraße Yogyakartas
In den Seminaren zur „Globalisierung und Lokalisierung in Indonesien“ erhielten wir zunächst einen Überblick über die Geschichte des Landes, seine politischen und kulturellen Besonderheiten. Vieles erinnerte mich dabei an die Erzählungen meines Großvaters und so wuchs mit jeder weiteren Sitzung meine Vorfreude, das Land selbst zu erleben. In einem nächsten Schritt lernten wir den Aufbau unseres Forschungsprojekts kennen und beschäftigten uns mit der Frage, was wir unter Globalisierung verstehen und wie sie sich möglicherweise auf lokaler Ebene in Indonesien auswirkt. Nach all der Theorie hieß es Anfang August endlich Kofferpacken. Next stop: Yogyakarta…
Badekultur in Indonesien – ins Wasser geht’s nur angezogen
Zurück in die Schule
Die Finanzierung des DAAD war unter anderem an die Bedingung geknüpft, dass wir einen zweiwöchigen Sprachkurs absolvierten, bevor wir uns in die Forschungsprojekte stürzten. So saßen wir jeden Morgen in der Sprachschule und paukten fleißig Vokabeln. Allerdings muss ich zugeben, dass Indonesisch jedem Sprachschüler sehr entgegenkommt: Es gibt keine Zeitformen wie im Deutschen, Genus und Artikel fallen unter den Tisch und das Verb „sein“ existiert nicht. Wir hätten es also wesentlich schlimmer treffen können! Neben dem Sprachunterricht tauchten wir zunehmend in die indonesische Kultur ein. Angefangen von wagemutigen Rollerfahrten durch den Verkehr, kulinarischen Ausflügen zu kleinen Straßenständen bis hin zum gemeinsamen Karaoke singen – wir ließen uns nichts entgehen. Was mich bereits zu diesem Zeitpunkt ansteckte, war die Herzlichkeit und Freunde, mit denen die Menschen uns „Ausländern“ begegneten. Sie wirkten oftmals als Ruhepol im lauten und hektischen Alltag.
Die große Herzlichkeit der Menschen kannte
keine Berührungsängste
Ziel unserer Forschung
In den ersten Wochen vor Ort fiel mir auf, dass alle Religionen scheinbar friedlich nebeneinander existierten, während die westliche Welt mit wachsenden Spannungen kämpfte. Unser Forschungstandem untersuchte daher die Frage, wie der interreligiöse Dialog in Indonesien funktionierte und ob es einen globalen Einfluss hierauf gab. Dazu führten wir Interviews mit Hochschulprofessoren für Theologie und Philosophie, besuchten einen katholischen Pfarrer in seiner Gemeinde auf dem Land und sprachen mit einer NGO, die sich für Frieden zwischen den Religionen einsetzte. Egal, wo wir hinkamen, die Menschen empfingen uns mit Neugier und Herzlichkeit und freuten sich über unser Interesse. Schon bald wurde uns klar: Yogyakarta stellte eine Ausnahme dar. Die Menschen orientierten sich stark an der Haltung des herrschenden Sultans und ihr Wunsch nach einem friedvollen Miteinander zeigte sich deutlich im Alltag. In anderen Teilen des Landes, so erfuhren wir in unseren Interviews, ergab sich leider ein anderes Bild. Dort kommt es bis heute zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Gläubigen.
Terima kasih, Indonesia!
Sechs Jahre sind seit dem Projekt vergangenen, doch die Eindrücke haben für mich nichts an Lebendigkeit verloren. Das bunte Treiben in den Straßen, die Herzlichkeit der Menschen und ihre unbändige Freude – davon werden eines Tages auch meine Enkelkinder zu hören bekommen!
Text und Fotos: Anna Leiber
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