19. November. Heute besuchen wir die Schule in Bayanga. Sie besteht aus sieben Klassenräumen, wobei zwei davon noch nicht fertiggestellt wurden. Ein Lehrer lädt uns ein, am Unterricht teilzunehmen. Die Klassen sind nach Geschlecht getrennt.
Wir betreten den Klassenraum. 25 Mädchen stehen zur Begrüßung auf als sie uns sehen. Gleich zu Anfang wird ein Lied gesungen, dann lernen die Kinder französische Grammatik.
Die Regeln im Unterricht sind härter als in Deutschland. Will ein Kind eine Antwort geben, muss es aufstehen. Ein Mädchen gibt eine falsche Antwort. Der Lehrer erkundigt sich bei der Klasse ob das Gesagte richtig gewesen sei. Ein lautes „Non, Monsieur“ schallt durch den Raum.
Schule im Regenwald sieht eigentlich genau so aus wie bei uns. Foto: Florian Niethammer / WWF
Zwischendurch wird wieder ein Lied gesungen. Die Stimmen der Kinder sind laut und klar. Alle singen aus vollem Halse mit und haben sichtlich Spaß.
Weiter geht es mit Mathematik. Der Lehrer stellt Rechenaufgaben. Die Ergebnisse werden auf Schiefertafeln geschrieben. Den Kindern bleiben nur wenige Sekunden Zeit, bis sie ihre Tafel mit dem Ergebnis in die Luft halten müssen. Der Lehrer kontrolliert mit strengem Blick.
Foto: Florian Niethammer / WWF
Wer hier zu langsam ist oder etwas nicht gleich versteht, hat wenig Chancen einen Abschluss zu bekommen.
Vor Unterrichtschluss bringt Robert, ein Mitarbeiter des Projektes, den Kindern noch etwas über die lokalen Tiere bei - inform eines Memory Spiels.
Es wird immer lauter im Klassenraum, weil sich die halbe Schule um Robert versammelt. Es gibt übrigens keine Fenster. Alle wollen wissen, was die weißen Leute dort im Unterricht zu suchen haben.
Die weißen Leute erregen Aufmerksamkeit. Foto: Florian Niethammer / WWF
Als wir auf den Schulhof gehen, entdecken die Kinder die Kamera und ein riesen Geschrei bricht aus: Alle wollen im Bild sein und laufen Flo, unserem Fotografen, hinterher.
Am Nachmittag fahren wir nach Yandoumbe, ein kleines Dorf, nicht weit von Bayanga entfernt. Ursprünglich war es ein reines BaAka Dorf. Mittlerweile leben hier auch vier Bantu Familien.
Der Klassenraum ist hier viel voller. Foto: Florian Niethammer / WWF
Es gibt eine Schule in diesem kleinen Dorf. Die Hilforganisation GTZ finanzierte den Bau. Irgendwann überließ die GTZ die Betreuung der Schule der lokalen Verwaltung.So wurde aus der Schule eine gemischte Lehranstalt für Bantu und Pygmäen.
Wir waren heute zu Besuch in der Schule. Zwei Lehrer unterrichten hier insgesamt 280 Kinder, davon 240 BaAka und 40 Bantu. Die größte, der sechs Klassen, besteht aus 88
Schülern. Doe drei Klassenräume sind spärlich ausgestattet.
Wir betreten einen der Klassenräume und uns folgen bestimmt 150 Kinder. Die Luft ist stickig. Der Lehrer stimmt ein Lied an und alle Kinder grölen mit. So laut würde nie im Leben eine deutsche Klasse im Musikunterricht singen können. Unglaublich.
WWF schickt drei Jugendliche auf Expeditionstour nach Dzanga Sangha, in den afrikanischen Dschungel. Die Expedition soll "allen die Augen öffnen, die Dzanga-Sangha noch nicht kennen". Die Teilnehmer der Dschungel-Tour werden viel über Regenwaldschutz lernen und als Botschafter die Öffentlichkeit auffordern, bestimmte Projekte in Dzanga-Sangha zu unterstützen.
Eine der drei Expeditionsteilnehmer ist Silke. Sie wird exklusiv für SPIESSER.de Tagebuch schreiben.
Als wir später mitten auf dem Schulhof stehen, umzingeln uns viele Kinder. Ein paar größere Mädchen stehen direkt vor Janine und mir und fordern in einem sehr aggressiven Tonfall Geld von uns, weil wir sie abgelichtet haben. Sie sind größer als die meisten anderen und auch viel selbstbewusster. Louis meint, dass es Bantu Kinder seien.
Er selbst habe auf dem Schulhof auch noch gehört, wie ein Bantu Kind zu unserem Fotografen auf Sangho sagte: "Fotografiere mich nicht mit einem BaAka-Kind zusammen."
Obwohl sie im gleichen Unterricht sitzen und die selben Dinge lernen, klafft ein riesen Loch zwischen den beiden Völkern. Das Traurige ist, dass ihnen dieses Verhalten schon früh anerzogen wird. Die BaAka sind in der Schule sogar in der Überzahl gegenüber den Bantu. Sie wehren sich aber einfach nicht. Sie kennen ihre Rechte nicht. Ihre Mentalität ist viel zurückhaltender.
Als wir vom Schulgelände fahren, verfolgen uns die Mädchen und einige der größeren Jungs. Sie schlagen Beulen in das Auto und drohen uns mit Stöcken. Einige der Mädchen verfolgen uns sogar bis zu Louis Haus, das circa 500 Meter von der Schule entfernt liegt.
Nie hätte ich gedacht, dass mir Kinder so viel Angst einjagen können.
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit WWF.
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