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Kopfnoten - Chance oder Riesenquatsch?

In zwölf Bundesländern müssen Lehrer die so genannten Kopfnoten vergeben, zum Beispiel zur Zuverlässigkeit und Selbstständigkeit, Sorgfalt, Verantwortungsbereitschaft, Konfliktverhalten und Kooperationsfähigkeit. In jedem Halbjahr werden so bundesweit etwa 15 Millionen Zensuren vergeben. Könnte Angelika entscheiden, würden keine Kopfnoten mehr in den Zeugnissen stehen. Hier lest ihr, warum sie diese Bewertung ablehnt.

21. September 2008 - 13:23
SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Onlineredaktion Offline
Beigetreten: 25.04.2009

Gleich vorweg: In meinen Zeugnissen stehen keine Noten zum Konfliktverhalten, zur Selbstständigkeit oder zur Ordnung. Dabei wären die sicher gar nicht mal schlecht ausgefallen. Trotzdem lehne ich die so genannten Kopfnoten ab.

Sympathie und Antipathie zum Beispiel spielen bei Kopfnoten eine viel zu große Rolle. Das fördert Willkür. Durch Willkür aber werden Zensuren als Druckmittel missbraucht. Für uns Schüler kann schließlich eine Menge von Kopfnoten abhängen: Es gibt Firmen, die sortieren Schüler mit schlechten Verhaltensnoten sofort aus egal welche fachlichen Qualitäten der Bewerber mitbringt. Ob jemand motiviert oder uninteressiert ist, lässt sich doch viel besser aus Fachnoten ableiten! Und spätestens beim Vorstellungsgespräch können sich Personalchefs selbst vom Verhalten ihrer Bewerber überzeugen.

Nicht zuletzt sind mit den vielen Kopfnoten auch die Lehrer gestraft; sie wissen häufig nicht mal genau, anhand welcher Kriterien sie zensieren sollen. Einige Schulen in Nordrhein-Westfalen haben deshalb begonnen, bei allen Kopfnoten grundsätzlich eine 2 zu vergeben und diese Zensur nur in begründeten Fällen zu ändern. Auch der enorme Arbeitsaufwand der Lehrer spricht gegen die Kopfnoten. In Bayern gab es in sieben verschiedenen Kategorien jeweils die Noten A bis D.

Mittlerweile dürfen die bayrischen Lehrer wieder mit schriftlichen Einschätzungen das Verhalten ihrer Schüler beurteilen, statt nur eine allgemeine, nichtssagende Note zu vergeben. Ich behaupte: Besonders in höheren Klassen können Lehrer das Benehmen der Schüler gar nicht richtig beurteilen; ganz einfach, weil sie einen Kurs viel zu selten unterrichten. Eine gerechte Beurteilung von uns Schülern ist so gar nicht möglich. 

 Text: Angelika Boxberger, 18; Foto: Matthias Aust

Das sind die Fakten

Zensuren über Verhalten heißen Kopfnoten, weil sie am Anfang des Zeugnisses stehen.

Lehrer vergeben Kopfnoten in: Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern.

Durch die Kopfnoten müssen die deutschen Lehrer halbjährlich 15 Millionen Zensuren zusätzlich vergeben. Nordrhein-Westfalen zum Beispiel bewertet Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit und Selbstständigkeit, Sorgfalt, Verantwortungsbereitschaft, Konfliktverhalten und Kooperationsfähigkeit. In Sachsen-Anhalt wird dagegen nur in Lern- und Sozialverhalten unterschieden.

In Baden-Württemberg und Rheinland- Pfalz gibt es für Kopfnoten nur die Zensuren eins bis vier. In Niedersachsen hingegen gibt es fünf Noten und in Hessen sogar sechs.

Quellen: www.edupedia.de, www.bildungsklick.de, www.kopfnoten-abschaffen.de, www.bildungsklick.de, www.spiegel.de, www.focus.de

@kopfnoten

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Kommentare

54 Kommentare
  • Ich finde Kopfnoten ganz gut,denn die Leistungen hängen ja nicht nur von dem können des Schülers ab,und deswegen find ich es wichtig dass es Kopfnoten gibt.

  • Mal von anderen Gegenargumenten abgesehen, muss ein Lehrer( in jeder Klasse bei einer Schüleranzahl von 25 Schülern 150 Kopfnoten geben! Hat er/sie acht verschiedene Klassen macht das 1200 Kopfnoten! Kein Lehrer kann da faire Noten verteilen. Das ist einfach unmöglich! Klar, dass da oberflächliche Noten entstehen.

  • Ich denke, die Kopfnoten sind, wie im dazugehörigen Artikel schon geschildert, vollkommener Schwachsinn. Ich besuche die Friedrich-Harkort-Schule in Herdecke, NRW und hier sind die Meinunge genauso negativ, wie an den meisten anderen Schulen im Umkreis. Wir haben uns im Unterricht mal mit ein paar Lehrern über die Kopfnoten unterhalten und es hat sich herausgestellt, dass sie derselben Meinung sind wie wir, nämlich dass Kopfnoten kompletter Schwachsinn sind. Zumindest in der Form, wie sie hier eingeführt worden sind. An unserer Schule werden 6 verschiedene Kopfnoten, in 2 Kategorien unterteilt vergeben. Und zwar einmal zum Arbeits- und Sozialverhalten. Da fängt das Problem meiner Meinung nach schon an. Wie sollen die Lehrer, die uns 5 mal in der Woche für vielleicht 3 Stunden erleben, unser Sozialverhalten objektiv beurteilen können? Unser Konfliktverhalten z.B.? Ich meine, bei 5.-Klässlern ist das vielleicht noch was anderes, weil diese noch die Lehrer in ihre Konflikte mit einbeziehen und um Rat fragen, aber die älteren Schüler unter uns zu bewerten, wird für die Lehrer so echt zum Problem. Das 2. größte Problem ist denke ich mal, dass viele Lehrer die Kopfnoten ausnutzen, um Sympahtien, bzw Antipathien auszudrücken. Die Kopfnoten werden ja so verteilt, dass alle Lehrer die den dementsprechenden Schüler im Unterricht haben, ihre Einschätzung der jeweiligen "Leistung" in eine Liste eintragen und hinterher wird dann aufgrund der Übereinstimmungen, bzw Abweichungen die Kopfnote festgelegt. Viele Lehrer drohen auch damit, eine schlechte Kopfnote zu geben, damit sich die Schüler zurückhalten. Somit wird der offene Austausch von Kritik unterbunden, da sich kein Schüler mehr traut, seine Meinung offen zu sagen, aus Angst vielleicht eine schlechte Note in Kooperationsbereitschaft oder Konfliktverhalten zu kassieren. Das Argument, dass Kopfnoten dazu dienen sollen, dass spätere Arbeitgeber ihre zukünftigen Mitarbeiter besser beurteilen und auswählen können, halte ich ebenfalls für Schwachsinn, da es ja im Allgemeinen bekannt ist, dass sich Jungendliche im Zeitraum des 12.-18. Lebensjahr am meisten verändern, die Kopfnoten jedoch nur bis zum 16. Lebensjahr gegeben werden. Somit wird eine Beurteilung abgegeben, die mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit abweichend zum tatsächlichen Entwicklungsstand ist.

    >> Alles im Allem also: Liebe Politiker, wenn ihr demnächst derartige Dinge einführt, dann tut dies doch bitte mit etwas mehr Bedacht und Sorgfalt. Es kommt uns allen zugute.

    MfG...

  • Hier in Dresden und so auch in ganz Sachsen ist es den Schulen freigestellt, ob sie Kopfnoten geben möchten oder nicht. Zumindest eine Schule in Dresden (Kreuzgymnasium) hat diese mit diesem Schuljahr abgeschafft und ich kann nur hoffen, dass es bei uns (dem katholischen Pendent) genauso geschehen wird. Ich halte Kopfnoten für überflüssig, da sie in der Sekundarstufe 2 sowieso abgeschafft werden und jüngere Schüler dadurch lediglich unter Druck gesetzt werden. Meinem kleinen Bruder (Klasse 5) wird regelrecht gedroht, dass er wieder eine 4 in Betragen bekommt, wenn er nicht dies und jenes tut. Aber über seine Erfolge will keiner mit ihm sprechen! Kein Lehrer würde es sich gefallen lassen, dass man ihm Noten gibt (ich sage ja nur die Online-Bewertung, die heftig bestritten/verboten (?) ist) und bei uns Schülern wird pauschal über das Verhalten etc. geurteilt.

  • Weil ich finde, dass die Leistung eines Schülers nicht nur von den Lernleistungen in einer Kontrolle abhängt, finde ich Kopfnoten ganz wichtig und gut.

  • ich finde Kopfnoten mal total schwachsinn. Schüler für ihr Verhalten und nicht für ihre Leistungen zu benoten is unsinnig. Ich höre auch nie im Unterricht zu und bin laut, trotzdem sind meine Noten inordnung. Danach sollte es gehen.

  • Auf dem letzten Halbjahreszeugnis standen auch in Nordrhein-Westfalen die Kopfnoten - nicht am "Kopf", sondern am "Fuße" des Zeugnisses. Ich bin mit meinen sehr zufrieden, andere nicht, das ist wohl häufig so. Es hat durchaus was Gutes, wenn Schüler ein Feedback bekommen, wie sie sich nun benommen haben, aber man munkelt da ja von solchen Beispielen, in denen die Lehrer einfach an alle eine 2 verteilt haben, weil sie keine Böcke auf das Kopfnoten-System hatten. Und da wird's dann wieder ungerecht. Fazit: Ich habe nichts dagegen, aber vorher hat's auch alles funktioniert und alle hatten viel weniger Aufwand.

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