„Enttäuschend!“ – So lautet das Urteil vieler Menschen über das Ergebnis des Klimagipfels im Dezember. Doch während die allermeisten nur zu Hause vorm Fernseher fluchten, war Valeska, 17, Mitglied bei der WWF-Jugend, live dabei in Kopenhagen und hat sich aktiv für ihre Erwartungen an den Gipfel eingesetzt. Wie es ihr im Ausland erging und warum sie am Ende gar im Gefängnis gelandet ist, das erzählt sie im Interview mit SPIESSER.de.
04. December 2009 - 14:30 SPIESSER-Autorin lisa says.
Valeska: Immer nur zu Hause zu sitzen und mich über Dinge zu ärgern, die morgens in der Zeitung stehen, das hatte ich satt. Zwar bin ich schon seit vielen Jahren bei Aktionen und Demos überall aktiv, aber so etwas Großes hatte ich noch nicht miterlebt. Für mich, als Mitlebewesen auf diesem Planeten, war es wichtig, für eine Verbesserung zu kämpfen. Und das habe ich mit Hunderttausend anderen Menschen in Kopenhagen getan. Leider ohne Ergebnis ...
Viel ist nicht dabei herausgekommen. Und das ist angesichts des großen Aufwandes sehr frustrierend. Es war klar, dass nicht mit Wundern zu rechen ist, aber dass überhaupt nichts herausgekommen ist, macht mich wütend. Die Verhandelnden sind sich der Konsequenzen ihrer Entscheidungen bewusst, trotzdem ist ihnen das Geld und der Lebensstandart ihrer Länder wichtiger als die Umwelt und die Bekämpfung der Armut!
Dass diese wenigen Delegierten unfähig sind, zu einer Lösung zu kommen, haben sie uns gezeigt. Doch das Ergebnis dieser Konferenz wird nicht still so hingenommen werden, denn es geht um unserer aller Welt – nicht um die Welt weniger festgefahrener Kapitalisten!
Also hat sich dein Engagement trotzdem gelohnt?
Auf jeden Fall! Auch wenn die Konferenz kein Ergebnis mit sich gebracht hat, ist es ein gutes Gefühl, für das gekämpft zu haben, woran man glaubt. Durch diese Woche wurde mir auch deutlich, wie viele Menschen es gibt, die für den Erhalt dieser Welt kämpfen.
Bist du denn in Kontakt mit vielen Menschen aus anderen Ländern gekommen?
Auf den Demos kommt man schnell ins Gespräch – so konnte ich mich mit Leuten aus Vietnam, Thailand, Chile, Kolumbien, Australien, den USA und mit sehr vielen Europäern unterhalten. Die erste Frage war stets: „Where are you from?“ und man konnte sich ausnahmslos mit allen wunderbar auf Englisch verständigen. Tiefere Bekanntschaften ergeben sich auf solchen Events eigentlich nie, da es einfach zu viele Leute sind und man sich schnell wieder aus den Augen verliert. Man tauscht also auch keine Nummern oder Adressen aus – man genießt das kurze Gespräch miteinander und freut sich über die Informationen bezüglich Land und Kultur.
Welche Eindrücke hast du denn sonst noch von der Klimakonferenz mitgenommen?
An der Konferenz konnte man als Normalsterblicher ja gar nicht teilnehmen, selbst die Mitglieder von Organisationen wie dem WWF standen stundenlang in der Kälte und warteten darauf hineinzukommen. Von den übrigen Aktionen kann ich aber nur Positives berichten. Die Stimmung unter den Aktivisten war sehr gut – es wurde geredet, gelacht, getanzt, gesungen und alle waren trotz der Kälte und der ständig anwesenden Polizei bester Laune. Es bestand ein unglaublich fester Zusammenhalt zwischen allen Aktivisten – wir kämpften für die gleiche Sache. Außerdem ist noch auffällig gewesen, dass die Dänen ein unglaublich freundliches, fröhliches und hilfsbereites Völkchen sind – das war ebenfalls sehr angenehm!
Nicht so schön war hingegen der ständige Massenaufmarsch der dänischen Polizei. Auch wenn man sich nichts vorzuwerfen hat und keine illegalen Sachen plant, so ist es doch bedrückend, immer von allen Seiten von riesigen, behelmten und gepanzerten blauen Figuren flankiert zu werden. Alle Straßen waren gesperrt, Hubschrauber verfolgten die Demonstranten und die meisten der Polizisten waren nicht sonderlich guter Laune – was wiederum auch verständlich ist. Denn gegenüber der Polizei wurde die Wut und Frustration aller Anwesenden über die Klimapolitik sehr deutlich. Es kam schnell zu Ausschreitungen und das war sehr schade, da wir dadurch an Glaubwürdigkeit verloren.
Im zweiten Teil lest ihr, warum Valeska verhaftet und beinahe aus Dänemark ausgewiesen wurde.
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