11. November. Ich wache von den Lauten der Elefanten auf. Der Ausblick ist immer noch so gigantisch wie am Abend zuvor.
WWF schickt drei Jugendliche auf Expeditionstour nach Dzanga Sangha, in den afrikanischen Dschungel. Die Expedition soll "allen die Augen öffnen, die Dzanga-Sangha noch nicht kennen". Die Teilnehmer der Dschungel-Tour werden viel über Regenwaldschutz lernen und als Botschafter die Öffentlichkeit auffordern, bestimmte Projekte in Dzanga-Sangha zu unterstützen.
Eine der drei Expeditionsteilnehmer ist Silke. Sie wird exklusiv für SPIESSER.de Tagebuch schreiben.
Elefanten bewegen sich ruhig über die Bai, während wir auf der Palttform frühstücken. Dann brechen wir auf. Eine halbe Stunde gehen wir durch den Regenwald bis wir in Andreas Camp ankommen.
Andrea kommt aus den USA, lebt aber seit 25 Jahren nahe der Dzanga Bai. Sie arbeitet mit einem Forschungszentrum in den USA zusammen. Momentan erforscht sie die Komunikation der Elefanten. Mit ihr und einem Führer, Tracker genannt, gehen wir am Nachmittag zurück zur Dzanga Bai.
Schaut man von der Plattform auf die große Lichtung, kann man sich nicht vorstellen, dass diese wundervolle intakte Natur bedroht sein könnte. Alles scheint so perfekt. Elefantenkühe saugen mit ihren Rüsseln die Mineralstoffe aus Löchern, die mit Wasser gefüllt sind. Die Kälber suhlen sich in in den kleinen Bächen. Die massigen Bullen scheuchen die kleinen Männchen aus den großen Wasserlöchern. Antilopen und Büffel grasen auf der Lichtung.
Andrea erzählt uns, dass sie 800 der circa 1400 Elefanten, die in diesem Gebiet momentan leben, auf einen Blick erkennen kann. Sie gibt jedem Tier einen Namen. Die Gesichter der Elefanten sind für sie wie Gesichter der Menschen: Jedes ist individuell.
Elefantenkommunikation
Andrea erzählt, wenn ein Elefant durch bestimmte Laute nach einem Familienmitglied ruft, kommen oft Antwortlaute aus dem Wald oder vom ganz anderen Ende der Bai. Antwortet keiner der grauen Riesen, verändern sich die Rufe. Sie werden kläglicher. Andrea kann anhand der Laute und Reaktionen der Dickhäuter erkennen, welches Individuum zu welchem Familienbund gehört.
Diese fantastischen Tiere, so groß sie auch sind, werden von den Wilderern bedroht. Die Tiere sind für einige Menschen vor Ort bares Geld. Sie jagen die Elefanten, um an das Elfenbein zu kommen. Es wird häufig über den Sudan nach China verkauft.
Das Fleisch ist Nahrungsquelle für die hier lebende Bevölkerung, allerdings wird es auf dem Markt nicht als Fleisch von Elefanten angeboten. Die Jäger achten darauf, nur geringe Mengen Fleisch zu verkaufen, sodass nur sehr wenige, meistens vetraute der Wilderer wissen, dass es sich um illegales Dickhäuterfleisch handelt. Viele Leute hier wissen also nicht, dass sie Elefantenfleisch essen.
Vor kanpp vier Wochen wurde zuletzt ein Elefant in Bai Hokou von einem Wilderer getötet. Auch in der Nähe des Research Camps fielen vor ein paar Wochen noch Schüsse, die Andrea aus dem Schlaf rissen. Bei Nacht können die Wilderer nicht gefasst werden. Es wäre zu gefährlich. Denn Wenn man mit einer Taschenlampe hinausginge, würden die Elefanten einfach auf die Lichtquelle zulaufen. Man würde eventuell zertrampelt werden. Außerdem ist die Gefahr zu groß, von den Wilderen angeschossen zu werden. Die Jäger tragen meistens Kalaschnikovs. Das sind automatische Waffen mit denen in zwei Minuten circa acht Elefanten getötet werden können. deshalb beginnt die Antiwildererbrigade immer erst am nächsten Tag mit der Fahndung.
Andrea erzählt uns, dass ein weiteres Problem die großen Gebietsverluste seien: Immer mehr Menschen drängen immer tiefer in den Urwald ein. Bestes Beispiel ist hier Bayanga. Es vergößerte sich innerhalb von ein paar Jahren um die Hälfte. Dieser Platz wird den Elefanten genommen.
Auch die Sägewerke rauben den Elefanten und vielen anderen Tieren ihren Lebensraum. Dabei sind die Tiere für den tropischen Regenwald sehr wichtig. Sie fressen Früchte, tragen die Samen über sehr weite Strecken mit sich und scheiden sie irgendwo wieder aus. Dadurch erhöhen sie die Biodiversität des Regenwaldes. Pflanzen können an verschiedenen Orten wachsen und so auch anderen Tieren Nahrung bieten.
Lohn für die Fahnder
Der WWF sorgt dafür, dass die Wildhüter ihren Lohn erhalten und gut genug ausgerüstet sind, um Elefanten und andere Tiere vor den Wilderern zu schützen. Allerdings fehlt momentan das Geld für weitere Ausrüstung und Modernisierung. Die Tourguides führen deshalb Touristen durch die Gegend, wodurch wieder Geld in das Projektgebiet fließen kann. Doch auch für die Ausrüstung der Tourguides fehlen finanzielle Mittel.
Deshalb hier ein Aufruf: Eure Mithilfe ist gefragt! Helft den Waldelefanten auf www.wwf-jugend.de
Eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit machen wir uns auf den Rückweg in Andreas Camp. Die Elefantenforscherin erzählt, dass ein besonders aggressiver Elefantenbulle eine Stunde zuvor in einem Waldstück verschwunden sei, das wir jetzt durchqueren müssen. Plötzlich raschelt es neben mir im Gebüsch. Ein Duiker (kleine Antilope) springt hervor. Mein Herz rast, weil ich dachte es sei der Elefan von der Bai. Etwa 400 Meter vom Camp entfernt, hören wir ein lautes Stapfen direkt vor uns im Gebüsch. Andrea sagt, es sei eine Elefantenkuh, die nicht besonders gut auf uns zu sprechen sei. Wir hören das nervöse Schlackern ihrer Ohren. Doch alles bleibt ruhig. Die Elefantendame kommt nicht aus dem Gebüsch, um uns zu verscheuchen.
Im Camp angekommen, gehen Janine und ich im Dunkeln über eine Grasfläche. Im Schein unserer Headlamp blitzen tausende kleiner Augen auf. Spinnenaugen. Die Tiere sitzen im Abstand von circa zehn Zentimetern über die komplette Rasenfläche verteilt. Alle Augen scheinen gleich groß. Doch die Körpergröße der Tiere variiert stark. Einige sind so groß wie meine Handfläche, andere so klein wie mein Daumennagel.
Auch in unserem Schlafzimmer finden wir viele große Spinnen und Heuschrecken. Nur gut, dass wir ein Moskitonetz ohne Löcher haben.
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