8. November 2009. Endlich sind wir da. Im grünen Herzen Afrikas. Mitten in Dzanga-Sangha.
Silke an ihrem ersten Tag im Dschungel.
Viele fesselnde Eindrücke schwirren in meinem Kopf herum, wie die zahlreichen fliegenden Ameisen über der Kerze vor mir. Das Abenteuer Dschungel begann heute morgen: Von Yaoundé aus flogen wir mit einer sechs Personen Maschine nach Bayanga. Wir und die Hälfte unseres Gepäcks. Die andere Hälfte musste leider in Yaoundé zurückbleiben, sonst hätte sich das kleine Flugzeug nicht in die Lüfte erheben können. Gut, dass es auch noch den dreitägigen Landweg von Yaoundé nach Bayanga gibt. So müssen wir nur bis Montag oder Dienstag auf unser Hab und Gut verzichten.
WWF schickt drei Jugendliche auf Expeditionstour nach Dzanga Sangha, in den afrikanischen Dschungel. Die Expedition soll "allen die Augen öffnen, die Dzanga-Sangha noch nicht kennen". Die Teilnehmer der Dschungel-Tour werden viel über Regenwaldschutz lernen und als Botschafter die Öffentlichkeit auffordern, bestimmte Projekte in Dzanga-Sangha zu unterstützen.
Eine der drei Expeditionsteilnehmer ist Silke. Sie wird exklusiv für SPIESSER.de Tagebuch schreiben.
Eine Weile nach dem Start wurden die Gedanken an unser Gepäck aber schon wieder ausgelöscht. Die dichte Wolkendecke löste sich auf und unter uns lag ein grünes Meer, der Regenwald.
Wohin das Auge reicht nur Wald.
Nach der Landung ging es mit dem Auto weiter nach Bayanga.
Kinder standen am Straßenrand und winkten uns zu. Sehr viele Kinder.
Arise, der einheimische Tourguide, erzählte uns, dass eine Familie hier im Durchschnitt fünf bis zehn Kinder hat. Frauen bekommen ihr erstes Kind zwischen 17 und 19 Jahren. Die Menschen hier leben in kleinen Holzhütten, die mit Blättern oder Wellblech abgedeckt sind. In den Straßen stehen vereinzelt kleine Tische, an denen Essen, wie Maniok oder auch gebratenes Fleisch angeboten wird. Frauen und kleine Mädchen tragen alle möglichen Sachen auf dem Kopf über die Straße.
Im Dorf angekommen...
Ich fühlte mich beim Spaziergang durch Bayanga oft unwohl, weil mich alle Leute anschauen. Dabei ist es nicht so, dass jemand unfreundlich wäre, aber es ist einfach komisch so im Mittelpunkt zu stehen. Bei einer Tanzveranstaltung im Dorf wurde zum Beispiel extra eine Bank geräumt, damit wir sitzen können. Darüber werde ich diese Nacht noch grübeln, wenn wir unter unseren Mosiktonetzen bei einem einheimischen Mitarbeiter des Dzanga-Sangha Projektes schlafen gehen.
Das Licht kommt aus der Steckdose?
Hier im Dorf gibt es, wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, keinen Strom und kein fließend Wasser. 3000 Menschen kommen hier ohne den westlichen Luxus aus. Die Kinder sind ohne Reichtum glücklich. Ständig ist irgendwo ein Kinderlachen zu hören. Sogar jetzt noch, gegen halb neun abends, wo es bereits stockdunkel ist.
Doch wir haben heute nicht nur die fröhlichen Seiten von Bayanga kennen gelernt. Wir sprachen mit einem Mann, der bis zum Jahr 2005 in einer Holzschlagfirma gearbeitet hat. Die Firma wurde in den siebziger Jahren in Bayanga gegründet. Mit ihr wuchs Bayanga von 2000 auf 3000 Einwohner.
Die Firma ging vor vier Jahren. Die Menschen blieben. Ohne Arbeit. Ohne Einkommen.
Um einigermaßen über die Runden zu kommen - mit zehn Kindern und schon einigen Enkelkindern - blieb dem Mann nur die Jagd, so wie vielen Menschen hier. Die Tiere, die er im Regenwald erlegt, verkauft er auf dem Markt in Bayanga. Das tut er nicht gerne obwohl das Bushmeat, das er verkauft, legal ist. Er hat eine legale Waffe und jagt nur kleinere Tiere, die nicht bedroht sind. Noch nicht. Auf Dauer ist nämlich auch der Bestand dieser Tiere in Gefahr, wenn man den Familien keine Einkommensalternative bietet.
Die vielen Bilder, die sich schon an diesem Tag in meinem Kopf gesammelt haben, müssen jetzt noch sortiert werden. Und das geht ja bekanntlich am besten in einem Schlafsack unter einem Moskitonetz in einem Holzhaus. Natürlich mit dem Soundtrack des Regenwaldes im Hintergrund, zirp zirp...
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