10. November. Heute geht es wieder früh los: Um sechs Uhr werden wir von den Fischern gerufen.
Das Fischerboot, die sogenannte Piroge, an der gestern noch gebarbeitet wurde, ist fast fertig und bereit zum Transport ans Ufer. Alle Mann mit anpacken! Erleichtert wird der Transport durch den Wald durch kleine Äste, die die Männer vorher ausgelegt haben. Wird der Einbaum über die Äste geschoben, drehen diese sich mit.
WWF schickt drei Jugendliche auf Expeditionstour nach Dzanga Sangha, in den afrikanischen Dschungel. Die Expedition soll "allen die Augen öffnen, die Dzanga-Sangha noch nicht kennen". Die Teilnehmer der Dschungel-Tour werden viel über Regenwaldschutz lernen und als Botschafter die Öffentlichkeit auffordern, bestimmte Projekte in Dzanga-Sangha zu unterstützen.
Eine der drei Expeditionsteilnehmer ist Silke. Sie wird exklusiv für SPIESSER.de Tagebuch schreiben.
Nach getaner Arbeit machen wir uns auf den Weg zu den Sümpfen. Wie sollte es auch anders sein, natürlich mit einer Piroge.
Auf dem Weg zeigt uns ein Fischer wie er sein Netz auslegt, das fast so breit ist wie der Fluss. Auch wir dürfen mit anpacken. Allerdings sind unsere Hände bei der Arbeit lange nicht so geschickt. Wir brauchen ziemlich lange. Leider haben wir nicht genügend Zeit, um auf einen Fang zu warten.
Wir paddeln in unseren Pirogen durch dieSumpflandschaft. Es schaukelt ganz schön und das Wasser sieht ziemlich düster und bedrohlich aus. Was sich wohl für Tiere darin verbergen?
Langsam stoßen wir in eine Sumpflandschaft vor, die zunächst wie eine Wiese scheint. Lange Gräser peitschen uns ins Gesicht. Tiere sehen wir nur wenige aber Spuren finden wir genügend. An einigen Stellen ist das Gras deutlich plattgetreten. Elefanten haben letzte Nacht diesen Ort passiert. Auch Flusspferde haben ihre Spuren hinterlassen. Immer wieder kommen uns Einheimische mit Kanistern mit Plamwein entgegen. An einigen Stellen im Sumpf hört man das Singen der Männer, die gerade den Palmwein holen. Die Sumpflandschaft verändert sich erneut. Geschickt steuern einheimische Fischer unsere Piroge durch die Baumwurzeln, die aus dem Wasser ragen.
Plötzlich halten wir an. Ich frage mich warum, schließlich ist um uns herum nur Wasser. Doch wir sollen aussteigen. Jeder von uns bekommt einen Stock in die Hand und wir marschieren los. Es ist anfangs ein wenig komisch durch das trübe, stellenweise kniehohe Wasser zu waten. Immer mit der Gewssheit, dass sich hier auch Schlangen herumtreiben. Aber der Gedanke an die Gefahr ist schnell vergessen. Die volle Konzentration gilt dem durchwaten des Sumpfes. Der Untergrund ist stellenweise so schlammig, dass Janine und ich bis zum Knie im Matsch versinken. Abhilfe schaffen Raffiapalmenblätter oder kleine Baumstämme, die bereits im Gewässer liegen und auf die man treten kann, ohne zu versinken, allerdings klappt das nicht bei jedem: Immer wieder versinkt einer von uns - meistens Janine, der große Flo (unser Kameramann) oder ich - im Sumpf.
Wir halten an einer toten Raffiapalme. Der Fischer fällt sie. Im inneren des Stammes kommen Larven zum Vorschein, die den Stamm zersetzten. Übrigens sind diese essbar und sehr proteinhaltig.
Zwei Stunden durch die riesigen Sümpfe.
Etwas erschöpft und richtig dreckig stoßen wir auf ein kleines Dorf namens Mossapoula.
Zeit für eine große Pause bleibt uns wieder nicht. Es geht sofort weiter auf Elefantensuche. Wir bilden eine Schlange. Schnellen Schrittes gehen wir los in den Wald. Zunächst bin ich völlig überfordert, denn ich muss auf den Boden achten, um nicht zu stolpen, und auch auf die Zweige, die mir ins Gesicht klatschen könnten. Nach einer halben Stunde habe ich mich aber an das schnelle Tempo gewöhnt und meine Erschöpfung scheint zunächst wie weggeblasen.
Drei Stunden laufen wir durch den Wald, bis wir auf einen Elefanten stoßen. Unser Tracker, also der Leiter der kleinen Expedition, deutet uns mit der Hand, still zu sein und stehen zu bleiben. Ich sehe den Elefanten leider nicht. Zügig marschieren wir weiter durch Bäche und viel Matsch.
Unsere Tracker erkennt die Anwesenheit von Elefanten an ihrem Geruch.
Sicher bringen sie uns ans Ziel: Die Dzanga Bai! Eine Lichtung mitten im Urwald, auf der 50 Elefanten laufen. Am Rande der Lichtung befindet sich eine Plattform mit einem Dach auf Stelzen in circa zehn Metern Höhe. Ich bin überwältigt von dem Ausblick, als ich auf der Plattform stehe: Elefantenkühe sorgen sich um ihren Nachwuchs, Bullen trompeten und messen sich mit anderen Männchen. Hier herrscht ein Lärmpegel, wie in einer Großstadt, wobei die Geräusche auf der Bai wesentlich angenehmer sind, törö.
Die Dunkelheit bricht herein und es wird klar, dass wir hier heute Nacht bleiben werden. Eine Nacht über den Elefanten. Ich bin zwar völlig erledigt und fühle mich dreckig und eklig, aber der Ausblick vom Schlafsack über die Bai macht alles wieder gut.
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