SPIESSER unterwegs

Zwischen Orient und Okzident

Felix erfüllt sich einen Kindheitstraum und reist nach Istanbul. Seine erste Lektion: Der 24-Stunden anhaltenden Feierabendverkehr sollte ernst genommen werden, die Geschwindkeitsbegrenzung nicht.

15. December 2011 - 14:03
von SPIESSER-Autor feliix93.
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feliix93 Offline
Beigetreten: 30.06.2011

„Sinnig zwischen beiden Wellen sich zu wiegen lass ich gelten, also zwischen Osten und Westen sei`s zum Besten!“ so hieß es schon bei Goethe's „West-östlicher Divan“. Mich begleitete dieser Mythos seit Kindertagen, bei mir waren es die Märchen vom „kleinen Muck“, die mich faszinierten. Doch nun ist mir klar: Ich will in die Weltmetropole Istanbul, in jene Stadt, die jedes Jahr mehr Menschen aufnimmt, als überhaupt möglich. Dieses Jahr erfüllte sich mein kleiner Traum. Mit einem guten Freund bin ich für ein paar Tage zwischen Asien und Europa unterwegs.
 

Erste Lektion: 24 Stunden Feierabendverkehr
Bist du gerade an einem fernen Ort, bist kreativ und kannst gut schreiben? Dann blogge doch hier. Infos gibt's bei Redakteurin Alexandra.

Endlose Häusermeere und drückende Stadtluft: Das waren die ersten beiden Eindrücke von Istanbul, bevor mich mein erstes Abenteuer über die Straße schubste. Um auf die andere Straßenseite zu gelangen, sind Entschlossenheit und Mut gefragt. Danach sah ich als hilfloser Tourist nicht aus. Mit etwas Glück und zwei hilfsbereiten Polizisten konnte ich die erste Hürde aus hupenden Autos überwinden. Este Lektion in Istanbul: Der 24-Stunden Feierabendverkehr sollte erst genommen werden, die Geschwindkeitsvorgaben nicht. Das, was auf dem Schild steht, sollte hier mal drei genommen werden. Während wir vorbildlichen Deutschen mit 30 km/h durch die Kinderspielzone tuckern, rasen die Türken mit gefühlten 90 km/h über den Spielplatz.

Typisch Touri

Auf meinen ersten Wegen durch Istanbul kreuze ich den Stadtteil Bağcılar. Das liegt auf der europäischen Seite der Türkei. Mit der Größe von Stuttgart zählt Bağcılar zu den bevölkerungsreichsten Stadtteilen Istanbuls. Die Gegend ist ein Arbeiterviertel. Geschäftige Menschen, meistens Männer, karren Laster voller Melonen und Bananen durch die eng verwinkelten Gassen. Die beinahe so steil wie unsere Wasserrutschen sind. Touristen sind Fehlanzeige. Mein Dasein mit Kamera, dunkelblonden Haaren und aufgerissenen Augen findet sich da kein zweites Mal. Am späten Abend erreichen wir die erste Anlaufstelle für Touristen: Eminönü. In diesem Stadtteil liegt auch unser Appartement.

"Der kleine Muck“

"Der Kleine Muck" auf dem Weg zur Blauen
Moschee.

Für den ersten Tag plane ich natürlich die weltbekannten Sehenswürdigkeiten ein, die hier wirklich um die Ecke liegen. Zum Beispiel die „Blaue Moschee“, der Name kommt von den zigtausenden weiß-blauen Fließen die das Monument verzieren. Den Innenraum der Moschee darf ich nur ohne Schuhe und mit entsprechender Bekleidung betreten. Oberkörperfrei geht also nicht. Unter der kühlen Kuppel treffen sich Menschen aus aller Welt und teilen sich einen großen Wohnzimmerteppich.
Genau wie in der Taubenmosschee. Die hat ihren Namen von den Tausenden Tauben, die vor und auf der Moschee rumlaufen beziehungsweise hektisch hin und her fliegen. Kinder springen den Vögeln ununterbrochen hinterher. Davor wird Handel mit Parfüm, Flaggen und Uhren getrieben.

Piep, piep, piep wir ham' uns alle lieb…
Weihnachtlich wirds ab nächster Woche mit Jelena aus Frankreich und Katja aus Serbien.

Richtig gesellig wirds am Abend. Einheimische Männer, Frauen und Kinder pilgern zu allen möglichen Sitz- und Spielgelegenheiten. Jeder Platz ist vollgestopft, Moscheen sind von Kindern besetzt und jeder Fleck auf der Wiese wird zum chillen genutzt.  Das Essen wird mitgenommen. Suppen, Brote, Salate oder Eintöpfe soweit das Auge reicht.

Dieses Massenessen wird mir zumindest dann verständlich, wenn in der Türkei Ramadan ist. Bis zum bevorstehenden Sonnenuntergang gönnte sich keiner der Türken eine Mahlzeit. Wird es aber langsam dunkel, dann stehen an jeder Imbissbude die Menschen in endlosen Schlangen. Hilfsbedürftige Menschen bekommen in extra eingerichteten Küchen eine warme Speiße. Alles wirkt wie eine riesige Gemeinschaft, bei der niemand ausgeschlossen wird. Ja, das Leben beginnt erst nach der Tagesschau – doch gerade das lässt mich beeindruckt und fasziniert zurück. .

Fotos: privat

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Kommentare

Vier Kommentare
  • Ich will UNBEDINGT auch mal nach Istanbul! Was mich fasziniert, ist der Spagat zwischen westlicher und östlicher Welt. Die ganze Kultur! Ich denke, Istanbul wird nicht umsonst als "NYC des Ostens" deklariert!

  • Ich will UNBEDINGT auch mal nach Istanbul! Was mich fasziniert, ist der Spagat zwischen westlicher und östlicher Welt. Die ganze Kultur! Ich denke, Istanbul wird nicht umsonst als "NYC des Ostens" deklariert!

  • Vorher hatte ich kaum Interesse an der Region, aber super verlockend gestaltet ;)

  • Vorher hatte ich kaum Interesse an der Region, aber super verlockend gestaltet ;)

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