Japaner sind klein, knipsen Fotos und essen Fisch? Heiko Herrmann aus Jena geht da nicht ganz mit. Denn der 25-Jährige besuchte Japan und räumt im SPIESSER-Interview mit verstaubten Stereotypen auf.
07. March 2007 - 11:45 SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
Nicht jeder darf zwei Wochen nach Japan. Wie kam es dazu?
Ich habe von einer Bekannten den Tipp bekommen, dass es einen deutsch-japanischen Austausch gibt. Dann habe ich im Internet nachgeschaut, bin fündig geworden und habe mich direkt beworben. Mit Erfolg, wie sich herausstellte.
War es schwer, die Zusage für den Trip zu bekommen?
Es gab schon bestimmte Voraussetzungen, um einer der 23 Teilnehmer des Austausches zu werden. Man musste zwischen 18 und 30 Jahre alt sein, Englischkenntnisse mitbringen, mit der japanischen Küche keine Probleme haben und aus der administrativen, sozialen oder verarbeitenden Branche kommen. Sprich aus der Industrie oder dem Handwerk. Ich komme aus der administrativen Branche und arbeite in der Verwaltung bei der Stiftung Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte in Weimar.
Wenn dich jemand vor dem Austausch auf Japan ansprach - woran hast du da gedacht? Und wie sah es nach der Reise damit aus?
Mit Japan habe ich immer kleine, fotografierende Leute, die viel Fisch essen, verbunden. Sonst wusste ich nur, dass Japan irgendwie östlich von Deutschland liegt. Im Nachhinein hat sich das mit dem Fischessen bestätigt. Aber die Japaner fotografieren garantiert nicht mehr als wir Europäer - und die Leute dort sind außerordentlich freundlich und nett.
Wie sah es mit der Verständigung zwischen Deutschen und Japanern aus? Wurden dafür auch Hände oder Füße eingesetzt?
Zu Beginn konnte ich wirklich kein Wort Japanisch. Aber mit Händen und Füßen mussten wir uns nicht verständigen, denn auf einem zweitägigen Vorbereitungsseminar in Berlin wurde uns viel über die japanische Kultur erzählt. Da gab es auch einen kleinen Crashkurs in der Sprache. Nach der Reise konnte ich einige sprachliche Brocken verstehen und meinen Namen schreiben. Doch größtenteils haben wir uns sowieso auf Englisch verständigt oder über Dolmetscher.
Um Japan kennenzulernen, sind vierzehn Tage sicher knapp. Hattet ihr ein straffes Tagesprogramm zu absolvieren?
Das auf jeden Fall. Es gab mehrere Ortswechsel und wir haben eine Bank, eine Softwarefirma, eine Privatuni und das japanische Arts Council besucht. Dabei wurden wir immer den jeweiligen Branchen zugeteilt, in denen wir auch in Deutschland arbeiteten, und konnten die einzelnen Abteilungen der Firmen durchlaufen. Vorträge und Diskussionsrunden folgten im Anschluss daran.
Gibt es denn Unterschiede zwischen deutschen und japanischen Arbeitern?
Die Japaner arbeiten am Tag viel länger und sind mit ihren Firmen mehr verbunden. Das liegt daran, dass in Japan das duale Ausbildungssystem noch nicht so verbreitet ist. Dort kommen die Leute von der Schule, gehen vielleicht auf die Uni und kommen dann in einen Betrieb, wo sie erst mal alle Abteilungen durchlaufen. Der Chef entscheidet letztlich, was der Arbeiter am besten kann und in welcher Abteilung er arbeiten soll. Außerdem haben die Japaner einen langen Arbeitsweg. Zwei Stunden für eine Strecke bis zum Betrieb sind bei ihnen Normalität.
Wie verbringen Japaner die Freizeit, die ihnen bleibt?
Im Grunde gar nicht viel anders als wir Deutschen. Sie schauen genauso wie wir Fernsehen oder treffen sich mit Freunden. Und sie verbringen die meiste Zeit mit der Familie.
Können die Deutschen von den Japanern lernen?
Die Deutschen könnten sich abgucken, nicht immer und überall so anspruchsvoll zu sein. Die Japaner leben einfacher, sind aber trotzdem glücklich.
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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mxk
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