„Weil du behindert bist, ist es nicht wichtig für dich, zur Schule zu gehen.“ Klingt verkehrt? In Ghana hat Peter einen Rollstuhlfahrer getroffen, dem solche Bemerkungen nicht fremd sind – und der heute trotzdem Schuhe anfertigt.
10. June 2012 - 11:47 von SPIESSER-Autor Struwwel.Peter.
Ausreiser Peter macht einen Freiwilligendienst in Ghana.
„Willkommen!“, Yusif sitzt vor seiner Schuh-„Werkstatt“, einem sechs Quadrat- meter kleinen Holzverhau fünf Minuten von der Hauptstraße entfernt und begrüßt mich lächelnd. Der 19-Jährige aus dem Nachbardorf hat gerade Material für die Schuhe zurechtgeschnitten, an denen er als nächstes arbeiten wird. Er trägt wie viele Ghanaer eine Plastikbrille ohne Sehstärke – der Hipster-Style ist selbst hier angekommen – und freut sich über meinen Besuch. Warum wir uns nicht woanders treffen? Na ja, Yusif sitzt im Rollstuhl.
Das Beste aus der Region?
Der Deutsche und der Denker: Peter besucht Yusif.
Als er fünf Jahre alt war, wurde bei Yusif Kinderlähmung aka Polio diagnostiziert. Diese praktisch nur noch in Afrika und Asien auftretende Krankheit bewirkt bei einem Prozent ihrer Opfer schwere Lähmungen. Heilung ist ausgeschlossen, aber eine Behandlung kann die Symptome abschwächen.
Die Krankenversicherung, die jeder Ghanaer für 7 Euro pro Jahr bekommen kann, übernimmt jedoch nur die Hälfte der Krankenhauskosten. Dieses Gesundheitssystem ist trotzdem eines der fortschrittlichsten in der Region. Aber „das Beste aus der Region“ reicht leider nicht immer.
„Weil du behindert bist, ist es nicht wichtig für dich, zur Schule zu gehen, haben mir meine Eltern damals gesagt“, erinnert sich Yusif, während er den Klettverschluss meiner Sandale ausbessert. Mit zwölf Jahren schickten sie ihn dann aber doch ins Edwenase Rehab Center, eine Art Sonderschule für etwa 70 körperlich und geistig eingeschränkte Jugendliche. Dort bringen ihnen Freiwillige Englisch, Mathe und Co. bei. Außerdem unterrichten ghanaische Handwerker, ihre jeweiligen Spezialgebiete: Schneider, Friseure – und eben auch Schuster. Als Yusifs Eltern nach einem Jahr das Geld knapp wurde, durfte Yusif seine Ausbildung zum Schuhmacher kostenlos abschließen. Ohne das Rehab Center wäre er jetzt wahrscheinlich ein Bettler. „Alles, was du mich tun siehst, habe ich dort gelernt.“
Teure Arbeit
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Selbst nach dem Abschluss wurde Yusif von den Leuten aus dem Rehab Center noch unterstützt: Der Mann einer seiner Lehrerinnen arbeitet beim Sozialamt und konnte dem frischgebackenen Schuster ein Startkapital von rund 120 Euro geben. Damit hat sich Yusif seine Werkstatt eingerichtet und Material für die ersten eigenen Schuhe gekauft. Mit jedem Paar macht er einen Euro Gewinn, zwei Paar pro Tag reichen dann schon zum Essen kaufen. Wären da nicht das Taxigeld und die Stromkosten! Und auch der Grundbesitzer will entweder weniger Yusif oder mehr Geld haben. Sein Nachbar wurde schon vertrieben – der konnte die Miete nicht zahlen. Kann ihm wenigstens seine Familie unter die Arme greifen? „Denen geht es noch schlechter als mir!“, sagt Yusif. Ich frage nicht weiter nach.
Schritt in die Zukunft
Die Freiwilligen Anna und Johanna wollen Yusif helfen, seine Schuhe in Eine-Welt-Läden zu bringen.
Da erkundige ich mich lieber nach seinen Zukunftsplänen. „Falls es irgendeine Möglichkeit gibt, meine Schuhe in Europa zu verkaufen, würde mich das sehr glücklich machen.“ In dem kleinen abgelegenen Dorf bleibt Yusif oft auf seinen Schuhen sitzen, meint er. Deshalb träumt er davon, einmal in Deutschland zu arbeiten.
Also, wer von euch kennt einen Ladenbesitzer?
Text: Peter Unbehaun; Fotos: Peter Unbehaun, Johanna Thomas
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der einen Weltladen hat und die Schuhe verkaufen könnte?
Ihr könnt auch direkt mit Yusif Kontakt aufnehmen, wenn ihr Ideen habt.
Ihm kann man nur das Beste wünschen !
eine schöne- und traurige Geschichte .