Willkommen im Osten ! - Oder warum ich nach Prag gegangen bin
Es ist Sonntagmorgen 11.41 Uhr. Am Bahnhof meiner verschlafenen Kleinstadt ist wie immer nicht wirklich was los. Doch nanu, was ist da denn los ? In einer Ecke der Bahnhofshalle hat sich ein kleiner Haufen nervös wirkender Teenies versammelt. Warum ? Wir haben uns entschieden für eine Woche nach Prag zu fahren und dort mit anderen Schülern über Politik zu reden.
Zugegeben, eine Woche ist gar nichts im Vergleich zu einem ganzen Auslandsjahr oder so etwas in der Art. Aber erleben werden wir trotzdem eine ganze Menge. Auch solche Dinge , die uns den Kopf auf den Tisch hauen lassen werden.
31. May 2013 - 12:59 von SPIESSER-Autorin lady against.stream.
Dann sind wir erst in einen Zug ,dann in einen Bus gestiegen und kamen nach ca. 4 Stunden in unserer neuen Kurzeitheimat an. Und ja ,ich war doch irgendwie etwas verwirrt ,als man uns einen ziemlich kleinen ,alten und runtergekommenen Raum als Teil des Bahnhofs vorstellte. Das passte nicht ganz zu dem ,was ich bis jetzt von der "Goldenen Stadt" gehört hatte. Doch die eigentliche Überraschung kam erst ,als meine Freunde und ich nach einem Klo suchten. Wir stellten uns also auf eine Rolltreppe und konnten von oben aus nicht sehen ,was uns da Unten erwartete. Aber als wir dann unten ankamen ,kam der Schock. Im absolut positiven Sinne. Wir standen in einer topmodernen, unterirdischen Kleinstadt. So schlecht konnte die Woche also gar nicht werden.
Nachdem wir dann den Rest des ersten Tages im Hotel verbracht hatten, war es auch schon wieder Zeit zum Aufstehen. Für heute stand eine Stadtführung auf dem Programm. Power-Sightseeing in mehr als 5 Stunden. Zu Fuß . Da vergeht selbst dem motiviertesten Kulturliebhaber die Lust.
An Tag Nr.2 begann die eigentliche Arbeit, die wir in Prag zu erledigen hatten. Wir waren nämlich nicht nur aus Spaß an der Freude hier, sondern nahmen an einem "Comenius-Projekt" teil. Solche Projekte werden von der EU veranstaltet. Dabei sollen sich Schüler aus verschiedenen europäischen Ländern besser kennenlernen und zusammenarbeiten.
Wir sollten mit den anderen Teilnehmern aus Tschechien ,Polen und Ungarn über die Politik der letzten Jahrzehnte reden. Naiv wie meine Freunde und ich waren, hatten wir eine Präsentation über die Vertreibung der Deutschen aus Tschechien nach dem 2.Weltkrieg vorbereitet. Ein nicht unumstrittenes Thema in dieser Region. Hatte es doch erst vor ein paar Monaten zur Entscheidung der Präsidentschaftswahlen in Tschechien beigetragen. Egal. Wir waren uns sicher, dass wir bestimmt ganz normal darüber reden könnten.
Falsch gedacht. Nachdem wir fertig mit dem Vortag waren , meldete sich die Lehrerin aus Polen zu Wort. Sie meinte, dass die Deutschen absolut selbst Schuld waren an ihrer Vertreibung und Ermordung. Wir sollten das doch bitte nicht so darstellen ,als dass man Mitleid mit ihnen haben sollte. Ok, das verschlug uns erstmal die Sprache. Andererseits hatte ich so noch nie darüber nachgedacht. Hatte ich bisher doch immer nur das Leid meiner Großeltern gesehen, die auch vertrieben worden waren.
Doch wenn man mal versucht, die Welt mit den Augen der anderen zu sehen, kann man auch ihre Denkweise verstehen. Diese Frau war mit dem Gedanken aufgewachsen, dass die Deutschen ihrem Volk viel Schlimmes angetan haben. Und natürlich stimmt das vollkommen. Die Deutschen haben den anderen Nationen während des 2.Weltkrieges unendliches Leid angetan. Aber konnten denn die Einzelnen wirklich etwas dafür ? Dieses Thema löste solche Diskussionen aus, dass die Lehrer vorerst zum nächsten Programmpunkt übergingen. Und auf diese Sache leider auch nicht mehr zurückkamen.
Nach diesem doch sehr ernsten Tag fragten uns zwei der tschechischen Teilnehmer, ob wir nicht abends was zusammen machen wollen. Also gingen wir in einen Supermarkt und kauften uns das billigste Bier das sie da hatten. Obwohl es auch in Tschechien ein Mindestalter für Alkohol gibt, hat uns danach niemand gefragt. Anschließend setzten wir uns an die Moldau, genossen den Abend und beobachteten einen Betrunkenen. Er hat fröhlich gesungen und gesagt er sei auf Schatzsuche. Wir hatten irgendwie Angst, dass er ins Wasser fällt. Ist er aber zum Glück nicht.
Auf unserem Rückweg durch ein ziemlich zwielichtiges Viertel ( Dort gabs überall Bordelle und Sexshops )lief uns ein brennendes Haus über den Weg und wir riefen die Feuerwehr. An diesem einen Tag in Prag habe ich mehr erlebt , als in meinem ganzen Leben in Deutschland .Es war großartig !
Den Rest der Woche brachten wir dann auch noch irgendwie rum. Als wir am Freitag nach Hause fuhren, hatten wir eine verdammt erlebnisreiche Woche hinter uns. Und sie hat mir wirklich was gebracht. Ich hab gelernt in einer großen Stadt alleine klar zu kommen , U-Bahn zu fahren, die Ansichten anderer Leute besser zu verstehen und was "Bier" auf Tschechisch heißt. Und eins ist sicher : Prag , ich komm zurück !
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Echt richtig toller, interessanter Artikel, vor allem da ich sowieso sehr an anderen Städten und Kulturen interessiert bin. Ich glaube ich muss auch mal nach Prag :D
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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Freut mich , dass dir mein Artikel gefällt :) Ja , Prag ist echt sehr zu empfehlen . Ich hab mich dort von Anfang an richtig zuhause gefühlt.
Echt richtig toller, interessanter Artikel, vor allem da ich sowieso sehr an anderen Städten und Kulturen interessiert bin. Ich glaube ich muss auch mal nach Prag :D