Der etwas andere WG-Blog: Der 13. Februar ist ein besonderer Tag für Dresden. SPIESSER-WG-Bewohnerin und Neu-Dresdnerin Annegret schildert ihre Erfahrungen.
18. February 2011 - 15:33 von SPIESSER-AutorIn Die-WG.
Wer den ganzen Tag schreibt, Texte redigiert, Mails an Autoren sendet und sich den Hintern auf dem Bürostuhl platt sitzt, kommt nur schwer dazu, sich politisch zu engagieren. Gut, vielleicht liegt das auch an mir. Erst seit Januar wohne ich in Dresden, den Zwinger habe ich gesehen und in den Großen Garten bin ich auch schon ein bisschen verliebt. Für die Semperoper hat es noch nicht gereicht, aber weniger edle Konzerthallen durfte ich schon von innen sehen. Und nun also ein weiteres, stark mit Dresden verbundenes Erlebnis: der 13. Februar.
Der Hintergrund
Am 13. Februar 1945 starteten die Alliierten ihren Luftangriff auf Dresden. Durch die dreitägige Bombardierung kamen circa 20.000 Menschen ums Leben und von der Dresdner Innenstadt war danach nicht mehr viel übrig. Als meine Großeltern in den 50er Jahren zum Studieren in die Stadt kamen, hatte man ihren Berichten zufolge immer noch das Gefühl, dass „der Krieg erst seit fünf Minuten vorbei ist“. Kein Wunder, dass dieser Tag eine besondere Bedeutung hat – für Ur-Dresdner wie für Zugezogene. Leider aber auch für Rechtsradikale aus ganz Deutschland und Europa.
Die Lokalzeitungen quellen über vor Nachrichten über angemeldete Nazidemos, Gedenkgottesdienste und natürlich: Die Menschenkette! Ich schaue mir den Verlauf der Kette an und vergleiche ihn mit der Route der Nazis . So ganz will mir nicht in den Kopf, warum sich ein Ring aus Menschen, über zwei Elbbrücken verlaufend, um die gesamte Altstadt schließt – während die Rechten weit davon entfernt marschieren.
Aber gut, ab in die Straßenbahn und auf zur Carolabrücke. Selten habe ich eine Bahn an einem Sonntagmittag so voll erlebt. Weiße Rosen an den Mantelkrägen und Jackenknöpfen, wohin man auch blickt. Neben mir werden Kinderwagen aus der Bahn gewuchtet, Großeltern und Enkel, Pärchen und Freundeskreise pilgern Richtung Menschenkette. Ich bin immer noch kritisch – so ein Massenauflauf macht sich natürlich sehr gut für Fernsehkameras und Fotoapparate, aber was ist das für ein Protest?
"So viel Pathos"
Trotzdem, ich reihe mich ein und Punkt 14 Uhr beginnen alle Kirchenglocken der Stadt zu läuten. Die Kette schließt sich, an der einen Hand habe ich meinen Freund, die andere Hand grabscht sich tatsächlich ein kleines Kind, aus seinem Kinderwagen heraus. Ich bin schon ein bisschen gerührt und schaue zur nächsten Brücke hinüber. Die Kette hat sich geschlossen, zieht sich über zwei Brücken, an beiden Elbufern entlang und durch die Altstadt. Alle Straßenbahnen stoppen und für eine kurze Zeit ist es tatsächlich ruhig. Ungefähr 20 Menschen weiter rechts von mir ist ein gehbehinderter Mann aus seinem Rollstuhl aufgestanden und hält sich zitternd die ganzen zehn Minuten Glöckengeläut über auf den Beinen. Die Zynikerin in mir protestiert bei so viel Pathos, aber mein Herz schmilzt trotzdem dahin.
Nach der Menschenkette...
wird kurz applaudiert. Die Menschen zerstreuen sich in alle Richtungen und ich mache mich auf zum Hauptbahnhof – dort müsste ich vorbei, damit die Nazis tatsächlich irgendwas von Widerstand oder einer Gegendemonstration mitkriegen. Aber keine Chance, die Rechten werden von der Polizei so stark geschützt und abgeschirmt, dass ich keinen einzigen Demonstranten zu Gesicht bekommen. An gesperrten Straßen vorbei tingele ich schließlich auf Umwegen nachdenklich nach Hause.
Was ist eigentlich die SPIESSER-WG? Eine schöne Wohnung mit hübschen Zimmern, Küche, Bad und jungen Menschen, die ein einjähriges Volontariat in der SPIESSER-Redaktion machen.
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Trotzdem ist es wichtig ein Zeichen zu setzen gegen Geschichtsfälschung und Verdrehungen,weil das Demonstrationsrecht über "der Moral" steht! - Denn von welcher Moral schreibst Du? Von Deiner - oder von denen der Nazis? Oder sprichst Du denen generell "eine Moral" ab?
Weil das Demonstrationsrecht ein Menschenrecht ist und für jeden gilt, dürfen auch Nazis gewaltfrei (!) ihre Meinung Kund tun. - Das Menschen sich deshalb genau so friedlich an einer Menschenkette beteiligen und die Altstadt von Dresden umschließen - sonst würden die Nazis durch die wieder aufgebaute Altstadt maschieren, was sicherlich unerträglich wäre - ist mehr als legitim und wichtig! Und die Zahlen dieser Demonstranten sprechen für sich zu den knapp 1.000 Hanseln aus der ganzen Bundesrepublik.
Und wer sagt Dir, dass "die Dresdner (und alle Interessierten) einfach zum gemeinsamen Gedenken" nicht zusammen kommen? Also ist "die Kette eine gute Sache"!
Das Wort "Nazi" steht einem nicht auf der Stirn, noch erkennt man sie leicht an Springerstiefeln oder Glatzköpfen. Auch werden sie ihre menschenverachtende Gesinnung durch eine friedliche Menschenkette leider nicht ändern. Aber - und das ist meine Hoffnung - denken sie vielleicht nach. Reden mit den Menschen, die sich gegen ihre Ideologie wenden. Und vielleicht ergibt das bei dem einen oder anderen eine kleine Veränderung. Deshalb sollen sich Nazis ruhig zu der Meschenkette stellen und sie "unterlaufen", um dadurch ihren eigenen Aufmarsch zum Absurdum zu führen.
Es ist natürlich alles "cool", wenn man die anderen nur machen läßt, einem alles egal ist und sich lieber in den Sessel mit einem Bier setzt oder eine Bratwurst grillt, und zynisch im Internet einen verbalen Furz abläßt (wie die Kommentare nach Dir!) und einem der 13. Februar "nur nervt"! - Auch ein Standpunkt - nur nicht der Meinige. Aber genau diese Menschen spielen der braunen Ideologie leider in die Hand. Sie wissen nicht was Krieg, Zerstörung, Hunger, Not, Verzweiflung, Angst, Ohnmacht bedeutet. Ihnen geht es nur darum, dass es "ihnen" gut geht und eben nicht genervt werden.
ich finde das alles voll öde, ich hab kein bock in dieser blöden menschenkette zu stehen und ich bin zu faul wegen irgendwelchen braunen gesocks überhaupt nur aus dem haus zu gehen, das freut vielleicht manch einen.
aber ich hab großen respekt vor leuten die sich die mühe machen. Überhaupt leute die sich für irgendwas einsetzen, was die welt besser macht, find ich voll cool.
naja jedem das seine
wenns nach mir gänge, sollten die alle nach hause gehen, den grill anwerfen, gemütlich nen bier schlürfen und sich am leben erfreuen
peace
P.S.: z.b beim mauerfall bin ich auch nicht hingegangen oder beim hochwasser hab ich auch nicht geholfen, castortransporte sind mir total egal, greenpeace rettet die wale und so und Brot für die welt sind mir rille.
aber ich leih gerne mal nen fuffi aus wenn not am mann ist, jo
Sehr schön zu wissen, wie es bei der Menschenkette war.
Die Kette wäre eine gute Sache, wenn sie die Dresdner (und alle Interessierten) einfach zum gemeinsamen Gedenken zusammenführen würde.
So lange Dresden aber zum europaweiten Naztreffpunkt gemacht wird, ist es wichtiger dies zu unterbinden.
Blockaden statt Ketten!
Die Menschenkette verhindert keinesfalls die Versammlung der Rechten. Die lachen darüber. Viel Schlimmer: die Nazis haben dazu aufgerufen gehabt sich an der Kette zu beteiligen. Die Menschen, die also ein Zeichen gegen Rechts und für die Erinnerung setzen wollen sollten also unterlaufen werden.
Gar nicht mal so dumm die Braunen Idioten.
Jena, Leipzig und ich glaube auch andere Städte haben es geschafft die Faschos aus ihren Städten zu vertreiben. Die haben erflogreich blockiert. Vorallem, weil die Stadt mit den Gegendemonstranten an einem Strang gezogen hat.
Dresden schafft das nicht.
Die Frage ist, steht das Demonstrationsrecht über der Moral, die man der menschenverachtenden und Geschichtsverdrehenden rechten Ideologie entgegenbringen sollte?
Gibt es nächste Woche einen Blockadebericht vom heutigen Tag?
Ich hoffe doch.
... dass die Nazis das Recht haben, zu demonstrieren. Aber genauso finde ich, dass Gegendemonstranten das Recht haben sollten, ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen. Die Abschottung durch die Polizei war mir echt zu krass.
Und obwohl die Menschenkette wirklich nur symbolisch war, habe ich von der Aktion trotzdem ein gutes Gefühl mitgenommen – ungefähr 1.000 Nazis marschierten durch Dresden, während sich 17.000 Menschen zu einer friedlichen Kette zusammenschlossen. Da sprechen die Zahlen für sich. Wegen morgen kann ich nur sagen: Ich bin gespannt...
dein Fazit? Welche Strategie sollte Dresden anwenden? Einfach friedlich rumstehen oder menschenverachtende und geschichtsfälschende Hohlköpfe durch die Stadt ziehen lassen? Morgen stehen wieder Nazidemos an, diesmal mit vermutlich mehr als den läppischen 1000 Teilnehmern vom Sonntag.
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woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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Trotzdem ist es wichtig ein Zeichen zu setzen gegen Geschichtsfälschung und Verdrehungen,weil das Demonstrationsrecht über "der Moral" steht! - Denn von welcher Moral schreibst Du? Von Deiner - oder von denen der Nazis? Oder sprichst Du denen generell "eine Moral" ab?
Weil das Demonstrationsrecht ein Menschenrecht ist und für jeden gilt, dürfen auch Nazis gewaltfrei (!) ihre Meinung Kund tun. - Das Menschen sich deshalb genau so friedlich an einer Menschenkette beteiligen und die Altstadt von Dresden umschließen - sonst würden die Nazis durch die wieder aufgebaute Altstadt maschieren, was sicherlich unerträglich wäre - ist mehr als legitim und wichtig! Und die Zahlen dieser Demonstranten sprechen für sich zu den knapp 1.000 Hanseln aus der ganzen Bundesrepublik.
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Das Wort "Nazi" steht einem nicht auf der Stirn, noch erkennt man sie leicht an Springerstiefeln oder Glatzköpfen. Auch werden sie ihre menschenverachtende Gesinnung durch eine friedliche Menschenkette leider nicht ändern. Aber - und das ist meine Hoffnung - denken sie vielleicht nach. Reden mit den Menschen, die sich gegen ihre Ideologie wenden. Und vielleicht ergibt das bei dem einen oder anderen eine kleine Veränderung. Deshalb sollen sich Nazis ruhig zu der Meschenkette stellen und sie "unterlaufen", um dadurch ihren eigenen Aufmarsch zum Absurdum zu führen.
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ich finde das alles voll öde, ich hab kein bock in dieser blöden menschenkette zu stehen und ich bin zu faul wegen irgendwelchen braunen gesocks überhaupt nur aus dem haus zu gehen, das freut vielleicht manch einen.
aber ich hab großen respekt vor leuten die sich die mühe machen. Überhaupt leute die sich für irgendwas einsetzen, was die welt besser macht, find ich voll cool.
naja jedem das seine
wenns nach mir gänge, sollten die alle nach hause gehen, den grill anwerfen, gemütlich nen bier schlürfen und sich am leben erfreuen
peace
P.S.: z.b beim mauerfall bin ich auch nicht hingegangen oder beim hochwasser hab ich auch nicht geholfen, castortransporte sind mir total egal, greenpeace rettet die wale und so und Brot für die welt sind mir rille.
aber ich leih gerne mal nen fuffi aus wenn not am mann ist, jo
Sehr schön zu wissen, wie es bei der Menschenkette war.
Die Kette wäre eine gute Sache, wenn sie die Dresdner (und alle Interessierten) einfach zum gemeinsamen Gedenken zusammenführen würde.
So lange Dresden aber zum europaweiten Naztreffpunkt gemacht wird, ist es wichtiger dies zu unterbinden.
Blockaden statt Ketten!
Die Menschenkette verhindert keinesfalls die Versammlung der Rechten. Die lachen darüber. Viel Schlimmer: die Nazis haben dazu aufgerufen gehabt sich an der Kette zu beteiligen. Die Menschen, die also ein Zeichen gegen Rechts und für die Erinnerung setzen wollen sollten also unterlaufen werden.
Gar nicht mal so dumm die Braunen Idioten.
Jena, Leipzig und ich glaube auch andere Städte haben es geschafft die Faschos aus ihren Städten zu vertreiben. Die haben erflogreich blockiert. Vorallem, weil die Stadt mit den Gegendemonstranten an einem Strang gezogen hat.
Dresden schafft das nicht.
Die Frage ist, steht das Demonstrationsrecht über der Moral, die man der menschenverachtenden und Geschichtsverdrehenden rechten Ideologie entgegenbringen sollte?
Gibt es nächste Woche einen Blockadebericht vom heutigen Tag?
Ich hoffe doch.
... dass die Nazis das Recht haben, zu demonstrieren. Aber genauso finde ich, dass Gegendemonstranten das Recht haben sollten, ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen. Die Abschottung durch die Polizei war mir echt zu krass.
Und obwohl die Menschenkette wirklich nur symbolisch war, habe ich von der Aktion trotzdem ein gutes Gefühl mitgenommen – ungefähr 1.000 Nazis marschierten durch Dresden, während sich 17.000 Menschen zu einer friedlichen Kette zusammenschlossen. Da sprechen die Zahlen für sich. Wegen morgen kann ich nur sagen: Ich bin gespannt...
dein Fazit? Welche Strategie sollte Dresden anwenden? Einfach friedlich rumstehen oder menschenverachtende und geschichtsfälschende Hohlköpfe durch die Stadt ziehen lassen? Morgen stehen wieder Nazidemos an, diesmal mit vermutlich mehr als den läppischen 1000 Teilnehmern vom Sonntag.