Des Abends führt es uns zum Landschaftspark Duisburg Nord. Von 1902 bis 1985 war er noch ein Paradebeispiel für die Industriekultur des Ruhrgebiets. Seit Sommer 1994 wird dort nun mit Kultur, Tauchmasken, Karabinerhaken, Hochseilen und Ferngläsern anstatt mit Gas und Kohle gearbeitet: Der Gasometer wurde zum Taucherparadies, der Erzlagerbunker zum Klettergarten, aus der Gießhalle ein Hochseilparcours und ein Hochofen zum schwindelerregenden Aussichtspunkt.
Was wohl ein Arbeiter von damals dazu sagen würde? Vermutlich würde er verständnislos den Kopf schütteln und auf gut Ruhrdeutsch „bekloppt!“ murmeln: Viel zu experimentell das alles! Aber hätte sich vermutlich auch nicht träumen lassen, wie schön das Ganze ohne Rußschichten und etwas mehr Grün dazwischen aussehen würde. Sobald sich die Dunkelheit nähert und die letzten Lichtstrahlen die Erde touchiert haben, verwandelt sich der Park in eine Welt aus Schatten und Licht, aus Stahl und Farbe.
Im Wandel
„Tach“, begrüßt uns Führer Christoph Willmer an einem der 14 Eingänge des Landschaftsparks. Vor uns erstreckt sich der Gasometer -oder vielmehr Duisburgs Planschbecken, links das alte Hüttenwerk. „Imma` mussten `se dat Eis`n rumschleppen. Die Herstellung vo`m Blech war ja woanders.“ Eigentlich ganz gut also, dass die Transportkosten des fertigen Eisenstahls vom Hüttenwerk dahin, wo es weiter zu Blech verarbeitet wurde, in Duisburg allmählich zu hoch wurden. Dass das Stahlwerk 1985 geschlossen werden musste -und der gemeine Bürger auf die neue „Industrielandschaft“ losgelassen werden konnte.
Ihr wollt auch im Gasometer tauchen? Hier könnt ihr euch informieren.
„Was`n dat -da machen die mit vierzehn Kränen dem Gasometer seinen Deckel los.“ Wie der Arbeiter früher wurde das Projekt auch von der Stadt Duisburg belächelt. Wer kommt schließlich auf die Idee dort, wo gasverseuchtes Wasser plätschert, ein Schwimmbecken einzurichten? Trotzdem: Nach 33 Tagen Pumpen und anschließender Reinigung konnte das Gasometer wieder frisches Wasser sehen. Und diverse andere Accesories: „Da guckste: `ne Telefonzelle, `n Zigarettenautomat vonna` Bude, `n Opel...“ Wäre ja auch etwas langweilig, einfach nur abzutauchen.
Licht und Stahl
Dann erklimmen wir einen der der fünf Hochöfen. „Früher mussten wa da malochen, jetz iss` dat nur noch so`n Aussichtspunkt für so Turis.“ Aber ein verdammt guter! Nur sollte man den Blick beim Erklimmen der Treppen lieber nicht zwischen die Stufen nach unten lenken: Die Metalle der Stahlriesen und das wild wuchernde Grün sind einfach sehr weit unten. Auf der Ofenspitze springt mir Schweden ins Auge: Das leuchtende Schild eines IKEA-Hauses kämpft tapfer gegen Rot-, Blau-, Grün-, und Gelbbeleuchtung an. Die taucht nun an allen möglichen Stellen in der Industrielandschaft auf -rechts und links und um mich herum sehe ich diverse Türmchen mit „Heiligenschein“. Die Kläranlagen sind ein unübersichtliches Labyrinth. „Naja -schön isses schon.“ Damit sind wir wohl beide zufrieden: Der Arbeiter und ich.
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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