Vergesst Survival-Touren durch die endlosen Regenwälder im Kongo: Wer auf Abenteuer steht, fliegt einfach über den großen Teich und fährt dort mit Bus und Bahn – so wie Ausreiser Markus.
Weltenbummler Markus macht sich noch einmal auf in das Land der begrenzten Unmöglichkeiten.
Nach dem ersten Trip unter kritischer Beäugung der kulinarischen Künste mache ich mich abermals in die Staaten auf – genauer gesagt nach Miami. Dort will ich erforschen, ob es um das Land des motorisierten Individualverkehrs wirklich so schlimm steht und dringe dabei tief in das amerikanische Leben ein. Manchmal etwas zu tief.
Amis und Nahverkehr? Nur mit dem Auto!
Zu langsam, verwirrend und nicht ungefährlich – Aussagen, die jeder US-Bürger nicht mit den Bewohnern eines Seniorenheims, sondern mit dem öffentlichen Personennahverkehr in Verbindung bringt. Trotz gestiegener Benzinpreise rollt der Durchschnittsamerikaner lieber in seinem kleinen Schluckspecht durch die Gegend. Ist ja auch viel weniger anstrengend, den Automatikhebel auf D zu rücken, anstatt die kräftezehrende Wanderung zur Bushaltestelle auf sich zu nehmen. Und sich dort dann auch noch die Beine in den von diversen Kettenrestaurants geformten Bauch zu stehen.
Bereit fürs Abenteuer!
Mich lockt die Sonne Floridas und Miamis Innenstadt wartet darauf, aufgesogen zu werden! Schon nach dreißig Minuten Irrlauf am Flughafen entdecke ich es. Klein und nackt steht es da. Eine Stange, ein Schild, vier Nummern: Die Haltestelle. Nach geringfügiger Wartezeit von about vierzig Minuten trudelt der Bus ein. Das nennt man dichten Takt im Berufsverkehr.
Das Bus-Erscheinungsbild lässt außerdem erahnen: Bei der Miami Dade Transit Authority werden Service und Sicherheit großgeschrieben! Rückspiegel? Wir haben doch hinten auch keine Augen! Türsignal? Wer taub ist, hat verloren!
Wenig Komfort, dafür aber teuer
Sofort entweihe ich den Heiligen Stuhl und bugsiere meinen Koffer auf den Versehrtensitz. Die ersten Mitreisenden fangen schon an, den Exorzismus zu vollführen. Für den habe ich aber leider keine Zeit, denn ich bin mit dem Abzählen der Haltestellen beschäftigt – Ansagen sind nämlich anscheinend etwas für Weicheier. Am anvisierten Umsteigepunkt drängeln sich bereits weitere hundert verwirrte Jogginghosenträger. Nach dem extrem zeitsparenden Einwerfen der 25-Cent-Münzen für das zweite 1,75-Dollar-Ticket – denn Umsteigen kostet noch einmal – setzt sich der arthrosekranke Gelenkbus auch schon in Bewegung. Wenig Komfort, dafür aber teuer.
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Auf seiner Schunkeltour füllt sich der Bus mit allerlei illustren Existenzen, etwa einem nach Trockenfisch riechenden älteren Zauselbart oder der netten, leicht adipösen Dame in Pink, die der gebrechlichen Brenda auf Grund ihres Gesäßvolumens den Weg nach vorne versperrt.
Die Mitfahrer: klamm, aber heimlich
Ich muss das erstmal verarbeiten...
Schließlich steigt noch ein sichtlich von den Pulvermischungen der letzten Nacht benommener Herr ein. Während er seine 1,75 Dollar sorgsam in 5-Cent-Stücken abzählt, fällt mir eine winzige Pfütze um seine Füße auf. Zu mehr als einem angewiderten Gesichtsausdruck ringe ich mich zunächst nicht durch, schließlich wartet zum Abendbrot noch das XXL-Menü bei Taco Bell.
Ein paar Minuten später kann ich mich allerdings seiner offensichtlichen Inkontinenz nicht mehr entziehen: Wie ein kleiner goldener See schwappt das Blasenwasser in der Sitzkuhle des Herren bei den Fahrbewegungen umher. Dann muss ich doch kichern. Ein heftiger Bremsvorgang lässt den Busboden aussehen, als hätte es reingeregnet. Schließlich bemerkt der Herr seine durchaus nicht mehr trockene Hose und stiehlt sich am nächsten Halt klamm(heimlich) aus dem Bus. Ich stelle fest: Diese Velours-Sitze haben eine Saugkraft!
Ein paar Quetschungen und Blessuren später spuckt das Vehikel auch mich endlich aus. Nach dem dreißigminütigen Horrortrip steht für mich fest: Amerika ist ein Land, wo öffentlicher Nahverkehr so etabliert ist wie die Kokospalme in Brandenburg.
Text und Fotos: Markus Leithold, Teaserfoto: didbygraham/flickr.com
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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