Kristin ist zurzeit in Bergen, Norwegen. Dort macht sie ein Auslandssemester. Regelmäßig schreibt sie, was sie erlebt.
Weiter geht’s mit meinem Mein-Leben-in-Bergen-Alphabet (Hier findet ihr Teil 1). Dabei zeigt sich, dass viele Dinge, die ich vor meiner Abreise über Bergen und Norwegen gelesen oder gehört habe, bestätigt wurden. Anders im Studium und beim Studentenleben: Da gibt es immer wieder Überraschungen.
L wie Lebensmittel
Bei den teuren Einkaufspreisen sind die praktischen Körbe zum Ziehen der einzige Spaß.
Gehört, gelesen und versucht, mich seelisch und moralisch darauf vorzubereiten: Die Lebenserhaltungskosten in den skandinavischen Ländern sind höher als bei uns. Eine allgemein bekannte Tatsache. Aber dann tatsächlich vor dem Regal im Supermarkt zu stehen und die Wahl zu haben zwischen dem Brot für 36 Kronen (rund 4,50 Euro) oder doch lieber der „billigen“ Variante für 25 Kronen (rund 3,20 Euro) sorgt dann doch für einen ordentlichen Schock.
Den ersten Liter Milch (und dann auch noch 1,5-prozentige) hab ich für umgerechnet zwei Euro gekauft. Nachdem man sich dann aber zwei Wochen lang durch jeden Supermarkt mal durchgekauft hat, merkt man sich schnell, wo es was am günstigsten gibt. Nur bei Brot und Obst kann man sich nie sicher sein. Ich war kurz davor das 18-Kronen-Brot aus dem Safari-Supermarkt zu meinem Lieblingsbrot zu küren, da hat es am nächsten Tag plötzlich 25 Kronen gekostet. Von jetzt auf gleich einfach mal einen Euro mehr. Damit muss man hier rechnen.
N wie Norwegisch
„Hoch und runter, als würdet ihr reiten“, hat ein Freund von mir einem Norweger auf die Frage geantwortet, wie seine Sprache denn für ihn klingt. Das ist das Tolle daran, wenn man eine Sprache nicht versteht: Man achtet nur auf den Klang. Und mit der Umschreibung trifft er es eigentlich ganz gut.
Zweimal in der Woche besuche ich für drei Stunden einen Norwegisch-Kurs, was immer sehr spaßig ist. Von allen Seiten habe ich gehört, dass der Kurs für Deutsche sehr schnell langweilig wird, weil Norwegisch dem Deutschen sehr ähnlich ist. Den meisten Wörtern sieht man ihre Bedeutung schon an (z.B. stol – Stuhl, snakke – reden). Wenn sie nicht gerade wie das deutsche Wort klingen, dann meistens wie das englische oder wie Plattdeutsch, weshalb ich oft an meine Oma denken muss, wenn ich Norwegisch höre oder spreche.
Da aber rund die Hälfte der 20 Teilnehmer im Kurs aus Asien kommt und auch mein Banknachbar Chinese ist, hab ich keine Probleme mit aufkommender Langeweile, wenn ich versuche ihm beizubringen, wie man ein „r“ ausspricht oder wie sich der Unterschied zwischen „ch“ und „sch“ anhört.
In meinen Vorlesungen habe ich sowohl norwegische als auch deutsche Professoren. Da drängt sich ja ein Vergleich regelrecht auf. Was die Unterrichtsführung angeht, geht Norwegen gleich erst einmal 1:0 in Führung, da es immer eine obligatorische Kaffeepause nach 45 Minuten gibt, die mir sehr gefällt, auch wenn ich keinen Kaffee trinke. Und auch sonst ist die Atmosphäre sehr viel entspannter. Aber der deutsche Professor lässt das nicht auf sich sitzen und gleicht zum 1:1 aus: Seine Vorlesungen enden nämlich eher, da er keine Pause macht.
In puncto Englisch geht der deutsche Professor in Führung, weil man einfach das Englisch seiner Landsleute besser versteht. Hier könnte noch der britische Professor ins Spiel kommen, der mit seinem schottischen Akzent natürlich alles toppt. Wenn er mal so richtig in Fahrt kommt und vergisst, sich auf eine deutliche Aussprache zu konzentrieren, versteht man nicht mal mehr Bahnhof.
Weltenbummelei auf SPIESSER.de
Vorherige Artikel von Kristin und anderen Weltenbummlern, wie zum Beispiel Claudia in Südafrika oder Katharina in Mexiko, findet ihr unter der Serie Auslandsblogs.
Selber bloggen?
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Eine ganz besondere Sache hier in Norwegen sind vorlesungsbegleitende Bücher. Heißt: eine Vorlesung = ein Buch. Norwegische Studenten sind ganz besessen darauf und waren dann auch ganz perplex, als der deutsche Professor antwortete, dass das Skript und sein Tafelbild völlig ausreichend sind, um die Prüfung zu bestehen (Da hab ich mich gleich wie zu Hause gefühlt!). Und die benötigten Bücher werden nicht etwa ausgeliehen (in der Bibo gibt es eh meist nur ein Präsenzexemplar), sondern allesamt gekauft. Da kommt es schon mal vor, dass Studenten umgerechnet mehrere hundert Euro in der Buchhandlung ausgeben – und das für ein einziges Semester. Ich habe mir nur für eine Vorlesung das Buch besorgt und das hab ich bei Amazon bestellt, da es selbst mit Versand noch billiger war, als hier im Buchhandel.
W wie wechselhaftes Wetter
„Wenn du das Wetter in Bergen nicht magst, dann warte fünf Minuten.“ Das ist wirklich das witzigste Sprichwort, das ich bisher gehört habe, denn an manchen Tagen – an den meisten Tagen – trifft es den Nagel auf den Kopf. Leider besteht die Änderung meistens darin, dass aus Sprühregen ein starker Regenschauer wird, der dann kurze Zeit später in einen leichten Nieselregen übergeht. Ich frage mich gerade, wie viele verschiedene Wörter für Regen es im Bergener Dialekt wohl gibt ...
Text und Fotos: Kristin Hirte
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