Auf Netzwerkseiten wie StudiVZ kann man neue Leute kennen lernen und sich mit ihnen über gemeinsame Interessen austauschen. Das sind doch tolle neue Möglichkeiten – oder? Laufen wir Gefahr, irgendwann nur noch über soziale Netzwerke zu kommunizieren? Und ersetzen reine Internetbekanntschaften dann nach und nach echte Freundschaften?
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Teaserbild: Juliane Dorn
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem Meyers Verlag.
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Nach Hause kommen, den Computer starten und gleich mal einloggen. Oh, schon drei neue Nachrichten, obwohl du erst vor 14 Stunden das letzte Mal "on" warst. "Na, wie gehts?"-Fragen erwarten dich. Du antwortest "Alles super und bei dir?", obwohl dein Tag die Hölle war. Dein Freund hat sich von dir getrennt, in Mathe wieder mal eine 5 und deine Banknachbarin legte sich auch noch mit dir an. Aber hier in dieser Welt bist du das glückliche Mädchen, was den ganzen Tag nur am lachen ist. Hier bist du überall dabei und stellst dich in das richtige Licht. Du bist die Person, die du sein möchtest. Die Person, die dein Profil darstellt. Du hast Bekanntschaften, über die du kaum etwas weißt. In einer erschaffenen Welt.
Als du gerade die neusten Bilder von dir ins Netz stellst, klingelt dein Handy. Anna, aus dem Nachbardorf möchte wissen, was du denn Freitagabend machst. "Ja, also ich geh zu der Feier von Sandra. Die hat doch eine Gruppe da gegründet. Weißt schon... feiert am See". Doch Anna weiß nichts davon, denn sie lässt ihren Computer meist aus. Sie trainiert oft in ihrer Tanzgruppe, sie trifft sich mit ihren Freunden am Nachmittag und abends telefoniert sie gerne. Nein, Anna wurde nicht eingeladen. Sie schreibt auch nicht täglich unter die neusten Bilder "Oh wow, du bist so wunderschön" von Sandra. Anna weiß auch nicht, was bei Sandra beo "Über mich" steht. Aber sie weiß, wie gut es tut an Haustüren zu klopfen und die beste Freundin zu umarmen. Sie weiß, dass jedes Wort nicht der Wahrheit in der "Online-Welt" entsprechen muss und vor allem schätzt sie es, wenn Menschen lachen. Sie liebt es, wenn sie und ihre Freunde rumalbern und nicht allein vor dem Computer sitzen. Stunde um Stunde und auf Nachrichten warten.
Anna hat Freunde. Im wahren Leben.
Ich finde die Möglichkeit, per Suchfunktion in StudiVZ, Facebook und Lokalisten ratzfatz Leute mit gleichem Hobby oder Lieblingsserie zu finden, super! Das macht es einfacher als in der Realität, "interessante Person A, B, C" zu finden – allein schon wegen der Fülle des Leute-Angebots.
Dann tauschen wir ein paar Zeilen, bieten einander die Freundschaft an und chatten stundenlang. Anhand unserer Profile sind wir immer informiert, was der andere macht oder wie es ihm geht. Aber wenn ich mich elend fühle, steht von der Internetbekanntschaft nur ein "Das wird schon wieder! Drück dich!" in meinem Gästebuch. Das hilft nicht mal annähernd so gut, wie eine richtige Umarmung und eine mitgebrachte Schokoladentafel. Und mal ehrlich: mit meinen "echten" Freunden in der Sonne Kaffee zu trinken hat mehr Flair, als im dunklen Zimmer auf meine Tastatur einzuhacken. Fazit: Internetfreundschaften ja, aber in bestimmten Lebenslagen sind echte Freunde unverzichtbar.