Jeder hat sie schon einmal gesehen, die Verkäufer von Straßenzeitungen. Trotzdem sind Obdachlosen-Magazine unter Jugendlichen nicht gerade Verkaufsschlager.
28. April 2011 - 13:36 von SPIESSER-Autor Birk Grüling.
Das will ein neues Projekt aus Berlin jetzt ändern. Das neue „Streetmag“ ist nicht nur eine Zeitschrift für junge Leser, sondern auch die Chance etwas Gutes zu tun.
Marija präsentiert stolz die erste Ausgabe des Streetmag
Der Entschluss, ein neues Straßenmagazin in Berlin zu gründen, kam Marija Stojanovic nach dem Gespräch mit einem Obdachlosen vor ihrem Haus. Als sie wenig später im nahe gelegenen Drogeriemarkt stand, wurde ihr plötzlich etwas klar:„Es kann doch nicht sein, dass sich ein Familienvater da draußen den Arsch abfriert und bettelt, während ich überteuerte Kosmetikprodukte kaufe!“ Also hat sie sich überlegt, was sie tun könnte. „Dann kam mir die Idee mit dem „Streetmag“.“ Trotz dieser Erkenntnis sieht sich die 29-Jährige nicht als Konsumkritikerin oder Sozialromantikerin. Viel mehr geht es ihr darum, etwas sozial Sinnvolles zu tun und gleichzeitig ein Produkt zu schaffen, dass auch für junge Leser attraktiv ist. „Wir sprechen gezielt junge Menschen an, die sonst mit verschlossenen Augen an dem Thema Obdachlosigkeit und Armut vorbeilaufen“, erzählt Marija. Im gleichen Atemzug gesteht sie jedoch, dass sie selbst auch noch nie ein Straßenmagazin gekauft habe.
Harte Themen nicht um die Ohren knallen
Um für die jungen Leser attraktiv zu sein, darf man ihnen jedoch nicht mit der Moralkeule kommen, da ist sich die Blattmacherin sicher. Deshalb sieht sich das „Streetmag“ eher als eine Plattform für Künstler aller Genres. Egal ob Grafiker, Fotografen, Illustratoren, Maler oder Autoren, jeder kann seine Werke hier veröffentlichen. Zusätzlich gibt es einige Interviews mit Musikern und Schauspielern. Aber auch die Themen Obdachlosigkeit und Armut sollen natürlich im Heft einen Platz finden. „Es geht darum, die Menschen über die Hintertür für das Thema Straße zu sensibilisieren. Wir haben in jeder Ausgabe ein Interview mit jungen Obdachlosen, die erzählen, warum sie auf der Straße gelandet sind. Außerdem stellen wir eine Organisation vor, die sich für dieses Thema einsetzt“, erklärt Marija das Konzept.
Unterschiede, aber keine Konkurrenz
Foto: pixelio.de, Henning Hraban Ramm
Mit dieser Ausrichtung legt das „Streetmag“ einen ganz anderen Schwerpunkt als viele andere Straßenmagazine. Einen Konkurrenzkampf gibt es deshalb gar nicht. Viel mehr ist man glücklich über die immer größer werdende Vielseitigkeit und die neuen, frischen Ideen. Immerhin werden alle 20.000 Exemplare des „Streetmag“ an Sozialeinrichtungen verschenkt, wo sich die Obdachlosen das Magazin kostenlos zum Verkauf mitnehmen können und den gesamten Erlös behalten. Bei anderen Magazinen wie dem „Straßenfeger“ oder der „Motz“ müssen die Verkäufer einen Teil der Einnahmen wieder abgeben. Damit werden dann Notunterkünfte, Verpflegung und andere Sozialeinrichtungen finanziert. Marija weiß um die gute Arbeit der etablierten Obdachlosenmagazine:„Unser Konzept können wir natürlich nur so durchziehen, weil wir keine Notunterkünfte, Verpflegungen usw. für die Obdachlosen anbieten. Somit müssen wir diese Kostenfaktoren, die andere Straßenzeitungen haben, nicht abdecken.“ Finanziert wird das „Streetmag“ nämlich über freiwillige Arbeit, Anzeigen und Einnahmen aus Partys zum guten Zweck.
Wer sich für das Projekt interessiert oder selbst einmal im „Streetmag“ veröffentlichen möchte, findet auf www.street-mag.de alle wichtigen Infos. Künstlerisch ist das Team für alles offen, egal ob ihr Dichter, Maler, Fotografen oder Journalisten seit.
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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mxk
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