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Nie wieder tuschen und Buntstifte anspitzen!

Viele Schülerinnen und besonders Schüler dürften beim Gedanken an freiwilligen Kunstunterricht aufatmen. SPIESSER-Autorin Marleen fragt sich, ob es der Hamburger CDU-Schulsenator mit seinem Entwurf nicht zu bunt treibt.

03. February 2011 - 10:57
von SPIESSER-Autorin -marleen-.
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-marleen- Offline
Beigetreten: 11.01.2011

Für mich war der Kunstunterricht nie eine Qual. Ich empfand es an einem sonst stressigen Schultag viel mehr als angenehm, zwei ruhige und entspannte Kunststunden zu haben, in denen mal nicht still gesessen werden musste. Laut meinen Eltern und Lehrern bin ich allerdings auch mit einer kreativen Ader gesegnet und hatte somit nie große Schwierigkeiten, die verlangten Bilder anzufertigen. Für meinen grobmotorischen Bruder waren die Kunststunden da schon deutlich nervenaufreibender – jedenfalls bis er auf die Idee gekommen ist, die Bilder einfach von seiner kleinen Schwester zu Hause fertig zeichnen zu lassen!

Mein Bruder hätte gegen einen Kunstunterricht auf freiwilliger Basis also sicher keine Einwände gehabt. Und genau das, soll zumindest an Hamburgs Schulen schon bald von der ersten bis zur sechsten Klasse umgesetzt werden. Wenn der Entwurf Anklang findet, könnten auch weitere Bundesländer folgen. Doch danach sieht es vorerst nicht aus. Der Vorstoß des Schulsenators löste sofort bundesweit Proteste bei Künstlern, Wissenschaftlern, Eltern und Schülern aus. Sogar innerhalb der CDU wird gestritten.

Auch meine Mutter hält den freiwilligen Kunstunterricht von der ersten bis zur sechsten Klasse für alles andere als durchdacht: „Wie sollen wir Mütter denn bitte unsere sechsjährigen oder zwölfjährigen Söhne davon überzeugen, dass es gut für sie ist, wenn sie malen und zeichnen lernen?“ Heute studiert mein Bruder Architektur. „Wer hätte das gedacht“, lacht meine Mutter. „Aber ohne gelernt zu haben, wie man mit Bleistift und Lineal umgeht, hätte er es sicher nicht so weit gebracht!“

Kunstunterricht fördert gerade in jungen Jahren vielerlei Fähigkeiten. So können Kinder, die viel zeichnen und mit Farben und Formen hantieren oftmals besser und systematischer lernen. Außerdem schaffen es diese Kinder, Gelerntes für sich sinnvoll zu visualisieren, wodurch es länger im Gedächtnis bleibt. Denn an Bilder erinnern wir uns erwiesener-maßen länger als an bloße Zahlen und Fakten. Mein Bruder bleibt allerdings dabei: „Wäre Kunst damals freiwillig gewesen, hätte mir das viele schlechte Noten und Fehlstunden erspart!“ Und auch ich muss mir beim Gedanken an seine missglückten Bilder (die ich regelmäßig retten musste) eingestehen, dass mir der freiwillige Kunstunterricht manchmal ganz gelegen gekommen wäre.

Es macht tatsächlich Sinn, Kunst nur bis zu einem bestimmten Alter und bis in eine bestimmte Tiefe zu unterrichten. Kein Schüler sollte gezwungenermaßen Karikaturen anfertigen oder Landschaften mit Aquarellfarben malen müssen. Die Grundlagen aus dem Kunstunterricht sollten allerdings für jeden Schüler als Pflicht auf dem Lehrplan stehen – und das mindestens bis zum vierten Schuljahr.

Wobei… wenn der Blick für menschliche Proportionen künftig vollkommen abhanden kommt und kein Schüler mehr in der Lage ist, Augen, Mund und Nase richtig anzuordnen oder gerade Linien zu zeichnen, gibt es vielleicht schon bald eine neue Generation von Picassos. Es lebe die Abstraktheit!

Text: Marleen Böhrs

Foto: jussbaer / jugendfotos.de

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Kommentare

24 Kommentare
  • ich red nur vom Musik- und Kunstunterricht, nicht mehr und nicht weniger... Alle zufrieden stellen kann man mit einem allgemeingültigen Gesetz doch eh nicht, und wenn das wirklich durchgesetzt werden soll ist mir die private Entscheidung doch lieber.

  • bei uns kann man nach der 10ten aufm gymnasium kunst abwählen. ich war so froh, als ich das machen konnte. besonders wegen unserer schrecklichen kunstlehrerin, die ihre lieblingsschüler hatte und nach belieben zensierte.

  • ..ich finde schon, dass Kunst ein paar Jahre lang zu Erziehung gehören sollten. In diesem Fach, sowie auch im Musikunterricht, lernt man auch etwas über vorangegangene Kulturen im eigenen und anderen Ländern.

  • Warum will das liebe Kultusministerium in Hamburg wohl den Kunstunterricht abschaffen?
    Weil es eine neue Studie gibt, dass Kunst den Schülern schadet? Oder weil sie ach so erpicht darauf sind, es auch der Minderheit von Schülern recht zu machen, die Kunst nicht so gerne mögen?
    Oder liegt es möglicherweise eher daran, dass Kunstlehrer Geld kosten, das man ja nicht unbedingt ausgeben müsste. Und daran, dass der Lehrplan ohnehin schon so voll ist und dann haut man eben die Fächer raus, mit denen man keine Fachkräfte für Deutschland gewinnen kann.
    Ob Deutschlands Kinder dadurch an Kreativität verlieren und möglicherweise wertvolle Erfahrungen missen, ob Vielfältigkeit und Ausdrucksart verloren gehen und dass die allermeisten Kinder traurig sein werden, wenn sie zwei "schöne" Stunden pro Woche weniger haben, ist den Verantwortlichen vermutlich relativ egal.
    Aber zugeben tut das natürlich niemand.

  • Der Kunstunterricht wie jeder andere auch hängt immer vom Lehrer ab. An meiner Schule bekommen Schüler die zwar sehr großes Talent haben, aber sich eigentlich null angestreng haben keine gute Note,egal wie schön das Bild ist. Und jemand der eben nicht malen kann,sich aber wie ein Wilder ins Zeug legt und die Arbeitsanweisungen befolgt,kann auch eine 1 bekommen.
    Und so ist es nur gerecht! Ich weiß nicht,wieso ausgerechnet der Kunstunterricht freiwillig werden soll! Für Musik,Sport,Deutsch und viele andere wichtige Fächer braucht man ebenso Tallent.
    Wenn man eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hat wird im Deutschunterricht darauf herzlich wenig Rücksicht genommen und wenn man einfach keine Texte schreiben kann bekommt man eben nur eine 4-5 im Aufsatz,egal was man alles übt.
    Außerdem gibt es viele andere Fächer,die man niemals brauchen wird, solange man nicht speziell diese Fächer studieren will... Zum Beispiel Chemie,Sport... und in den höheren Stufen sogar Mathe.
    Wer entscheidet denn was wichtig ist und was nicht?
    Ohne Kunst geht doch auch wieder die Schönheit vieler Dinge verloren (damit meine ich NICHT Theorie pauken) und damit auch ein bisschen Freude am Leben.
    Ich würde es jedoch sehr unterstützen wenn Kunst nur der Anfang wäre und später noch viele andere Fächer freiwillig wären!

  • Er ist aber wenn ich mich richtig auskenne "nur" Dirigent.
    Und Hitler ist kein Argument. Der war auch Vegetarier.

  • Masur hat ja wohl sowas von mit Musik zu tun^^
    Und Hitler wollte Maler werden. Hat nur nicht geklappt.

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