Französisch und Germanistik studierst du? Und was willst du später mal damit machen? Wenn ich jedes Mal einen Euro für diese Frage bekäme, müsste ich sie mir selbst nicht mehr stellen. In meiner Zeit als Redaktionspraktikantin beim SPIESSER habe ich eine Antwort auf diese Frage gefunden. Ein Abschlussbericht.
Es ist Mittwochabend in Cannes an der Côte d'Azur. Vor mir geht die Sonne unter und färbt den Himmel golden. Die Wellen des azurblauen Meeres schwappen an den Sandstrand zu meinen Füßen, neben mir wiegen sich Palmen leicht in der luftigen Brise. Wie zur Hölle bin ich denn an diesem traumhaften Ort gelandet?
Diese Frage zu beantworten, ist nicht ganz einfach. Ich bin in Cannes, weil ich Praktikantin beim SPIESSER bin. Hier werde ich ein Projekt vom Deutsch-Französischen Jugendwerk begleiten und darf die Atmosphäre der hocheleganten Filmfestspiele genießen. Gemeinsam mit zehn deutschen und zehn französischen Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren sehe ich Filme der Internationalen Woche der Filmkritik und lerne in Workshops, worauf man beim Verfassen einer Filmkritik achten muss. Angeleitet werden diese Workshops von professionellen Filmkritikern aus Deutschland und Frankreich.
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Wer nicht lernen will, muss reisen
Für mich ist diese Gelegenheit perfekt. Ich habe seit drei Monaten meinen Bachelor in Französisch in der Tasche und war ganz heiß darauf, wieder in das Land dieser traumhaft schönen aber auch verflixt schweren Sprache zu kommen. Wirklich gut war ich in Französisch während der Schulzeit nie. Wäre ich an der Stelle dieser Jugendlichen gewesen, ich hätte kein Wort verstanden. Ich war auch einfach immer zu faul, Grammatik oder Vokabeln zu lernen. Geändert hat sich das erst, als ich nach dem Abitur nach Frankreich ging, um hier als Au-pair-Mädchen zu arbeiten. Wohl die beste Entscheidung, die ich in meinem Leben getroffen habe. Gezwungenermaßen habe ich die Sprache gelernt und konnte viele neue Freunde aus der ganzen Welt finden.
Den Feierabend mit dem Schreiben der
Bachelorarbeit verbringen.
Außerdem liebe ich die Welt des Kinos. Mein Lieblingsfilm ist seit langem „Léon der Profi“, vom französischen Starregisseur Luc Besson, aber auch Arthouse-Filme wie „Holy Motors“ oder „Le Chat du Rabbin“ faszinieren mich. Filme sind so vielseitig: unterhaltsam und lehrreich, spannend und entspannend, lustig, traurig, packend.
SPIESSER in allen Bereichen
Die nächsten drei Tage sind der erste Beweis, dass es kein Quatsch ist, bei der Studienwahl auf seine Interessen zu achten, statt auf sichere Jobchancen. Sie sind der Beweis, dass Praktika nicht nur aus Kaffee kochen und kopieren bestehen müssen. Zumindest nicht beim SPIESSER.
Selfie mit Bosse nach dem Interview
Ich bin hier Halbjahrespraktikantin. Meine Reise nach Cannes ist mein Abschluss und mein Highlight. Aber auch davor durfte ich schon so viele verantwortungsvolle, spannende Aufgaben übernehmen.
In meiner Zeit durfte ich Stars interviewen, wie den Musiker Bosse, ich durfte anspruchsvolle Texte zu hochkomplexen Themen schreiben, wie der Sterbehilfe oder der Flüchtlingskrise. Ich durfte professionelle Termine begleiten und Portraits von Berufsbildern verfassen, die ich vorher gar nicht kannte. Ich durfte für einen Kurztrip nach Barcelona fliegen und dort den World Cup im Kartenspiel Magic: The Gathering erleben. Ich durfte auch eigene Themen einbringen und umsetzen. Mir wurde immer der Raum gegeben, mich selbst zu entfalten, aber bei Fragen oder Unsicherheiten konnte ich mich an meine Kollegen wenden und nachhaken. Ich habe mich nie ausgebeutet gefühlt, nie gelangweilt und mich immer auf den nächsten Tag gefreut.
Redaktionsalltag mit super Kollegen
Was mich dabei immer besonders fasziniert hat, war das breite Spektrum, das ich kennenlernen konnte. Ich musste mich nicht auf ein Ressort beschränken, sondern habe in der einen Woche eine Filmkritik geschrieben, in der nächsten eine politische Meinung abgegeben.
Mit der Zeit wurde ich auch immer souveräner, wenn es um Interviews ging. War ich bei meinem ersten (telefonischen) Interview noch furchtbar nervös und habe mit meinen schwitzigen Händen kaum die Telefonnummer wählen können, so lief mein heutiges Interview mit der französischen Generalsekretärin des Deutsch-Französischen Jugendwerks schon um einiges besser.
Mir hat das Praktikum gezeigt, dass es sehr wohl Möglichkeiten für mich gibt und ich nicht zwangsläufig bei berühmten Fastfoodketten oder als Taxifahrerin enden muss. Es gibt Projekte, die perfekt für mich geeignet sind, da sie meine Interessen und Fähigkeiten verknüpfen. Ich muss nur danach suchen und die Chancen ergreifen. Mit dieser Gewissheit gehe ich ermutigt aus einem sehr lehrreichen und bunten Praktikum heraus und genieße den Sonnenuntergang in Südfrankreich.
Text und Fotos: Renée Theesen
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woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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