SPIESSER unterwegs

Manege frei!

In der Schule war Robert der Klassenclown.Jetzt lebt und arbeitet er in einem echten Zirkus in Australien. Na dann: Manege frei!

19. July 2011 - 16:03
von SPIESSER-Autor Robatt.
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Robatt Offline
Beigetreten: 27.04.2009

Kinderträume
Robert macht acht Monate Work & Travel in Australien und probiert sich als Zirkuskind.

Wenn ich groß bin werde ich Prinzessin, Sänger oder lebe im Zirkus - der Stoff, aus dem Kinderträume gewebt sind. Aus geschlechtstechnischen Gründen fällt die Sache mit der Prinzessin für mich schon mal flach. Musikalisch habe ich es auch nur zum Bassisten der *BurningPussys* geschafft. Dafür habe ich die Sache mit dem Zirkus geschickt eingefädelt.

Hier hab ich die Fäden in der Hand

Mein schwarzes T-Shirt ist zu klein, die Hose zu groß und anstatt in Schuhgröße 44 stecken meine Füße in 40er Schuhen. Sowas passiert eben, wenn man seine Arbeitskleidung Second Hand kauft. Dafür war es billig. Nachdem ich die Gäste vom Zelteingang zu ihren Plätzen geführt habe, verschwinde ich vorerst in den Hintergrund des Spektakels.

Was die anderen Weltenbummler, wie z.B. Nicole in Schweden und Willi in den USA erleben, lest ihr hier.

Zu viert ziehen wir am Seil, an dessen anderem Ende die Akrobaten im Netz hangeln oder an zwei Bändern durch die Luft fliegen. Wir rennen vorwärts und rückwärts und die Körperkünstler heben ab oder landen wieder auf dem Boden der Realität. Würden wir das Seil aus den Händen verlieren, wäre der Höhenflug schnell beendet, denn ein Netz gibt es nicht. Wenn ich nicht die Fäden des Zirkusgeschehen ziehe, kümmere ich mich um die vierbeinigen Helden der Vorstellung. Ich kraule die Hunde, damit sie sich ruhig verhalten und zeige den Lamas den Weg zurück ins Gehege. An manchen Abenden reite ich sogar auf dem Elefanten zurück zu meinem Wohnwagen. Nee Quatsch, solche exotischen Tiere sind in australischen Zirkussen unerwünscht. Scheinbar ein Land, in dem Tierrechte wirklich ernstgenommen werden.

Und dann kommt der Programmhöhepunkt: Meine fünf Minuten in der Manege. Adrenalin füllt meine Adern, das Licht strahlt grell, die Musik ertönt, ich renne in die Mitte..und fange nach kurzer Konzentrationsphase eifrig an, die Manege zu fegen. -Die fünfzehnminütige Programmpause hat begonnen. Mehr Rampenlicht bekomme ich leider nicht, auch wenn manche Menschen gern Messer auf mich werfen würden.

Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt

Doch so einfach ist es nicht jeden Tag, schließlich will ein Zelt für gut 700 Menschen auch auf- und abgebaut werden. “One, two, three aaaaaaaand go!” brüllt der Zeltboss und zehn muskelbepackte Kerle, darunter ich, pressen sich gegen eine mehrere Tonnen schwere Wurst aus Zeltplane, um diese auszurollen. Metallstangen werden ringsum aufgestellt, Spanngurte festgezurrt, Stuhlreihen aufgebaut und die Manege eingerichtet. Nach dem ich zehn Stunden meinen Körper zerschunden habe, falle ich wie ein Stein ins Bett.

Bin ich denn der einzige Normale hier?
Bock zu bloggen?
Wenn ihr auch gerade die Welt erkundet, dann schreibt doch für SPIESSER.de! Infos gibt's bei Redakteurin Alexandra.

Einen Nachteil hat die Arbeit im Zirkus: Ich langweile mich selbst. Meine grandiosen Zirkusfreunde falten sich in eine Glasbox, jonglieren Keulen und Bälle oder hängen kopfüber an zwei Bändern unterm Zeltdach. Ich dagegen kann nicht mal einen Handstand.

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Kommentare

Zwei Kommentare
  • Angeber!

    Aber ansonsten schicker Artikel ;)

  • ...wenn du nur elegant genug den Besen schwingst!;)
    Klingt total toll was du so erlebst. Ich hoffe, du genießt die Erfahrungen - obwohl es nicht so klingt, als ob du das nicht tun würdest.

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