Schüler wissen oft mehr über Computer und Software als ihre Lehrer. Und die halten Internet scheinbar für ein gefährliches Wunderding. SPIESSER-Autor Rick Noack hat keine Lust mehr auf Lehrer, die null Ahnung von Computern haben.
04. May 2009 - 02:58 von SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
Peinlich. Ich muss Lehrern zuschauen, die minutenlang versuchen, einen Computer anzuschalten, die in ihrer Ratlosigkeit wahllos auf den Knöpfen des CD-Laufwerks herumdrücken. Oder ich stehe mal wieder vor dem verschlossenen grauen Schrank – darin liegen die Laptops.
Dicht machen, wenn es um Technik geht: Das können Lehrer. Aber Schule multimedial? Nie gehört. Internet als Unterrichtsmittel? Unsinn. Das Computerkabinett war wochenlang gesperrt, denn es fand sich kein Lehrer, der auf die bösen Schüler aufpassen wollte. Es lauern ja schreckliche Gefahren im Internet: Wikipedia, Onlinezeitungen oder gar Mailprogramme. Die Jugend verfängt sich im tückischen Internet und Schulen müssen standhaft bleiben als letzte Bastion der Wahrheit – das glauben noch viele Lehrer. Entweder sitzen sie und Schüler gleichermaßen ratlos vor dem PC, oder noch absurder: Schüler erklären ihren Lehrern die PC-Welt.
Heute ist Lernen ohne Computer wie Schwimmen im Schlamm: Beschwerlich. Eine Studie aus 2006 belegt: Schüler, die einen Computer nutzen, sind schlauer als ihre Freunde ohne Rechner. In Kalifornien bekommen Jugendliche Laptops von ihren Schulen geliehen. Das versucht man derzeit auch in Deutschland.
Es gibt mindestens 388 so genannte Notebook-Klassen. Positiver Befund einer Studie: Schülern aus diesen Klassen macht das Lernen mehr Spaß, sie sind motivierter. Das sieht der Deutsche Lehrerverband übrigens anders – er lehnt Notebook-Klassen ab. Präsident Josef Kraus sagte SPIESSER: „Wer sich in Büchern nicht zurecht findet, der tut es im Internet auch nicht.“
Das sind die Fakten
In Deutschland sind 71 Prozent der Schulcomputer an das Internet angeschlossen.
Die Zahl der 15-Jährigen, die sich an einer deutschen Schule einen Computer teilen, ist dreimal so hoch wie in Australien, Korea und den USA.
23 Prozent der deutschen 15-Jährigen nutzen mehrmals in der Woche einen Schulcomputer, das ist die Hälfte des Länderdurchschnitts, der in einer Länderstudie ermittelt wurde. Deutschland ist damit Schlusslicht.
Bei dem Mathematiktest in PISA 2003 schnitten die Schüler, die zu Hause keinen Computer haben, deutlich schlechter ab, als ihre Mitschüler mit PC-Zugang.
Laut einer Studie sind Schüler, die im Unterricht verstärkt mit Notebooks lernen, selbstständiger, motivierter und haben mehr Spaß am Lernen.
Quellen: Haben Schüler das Rüstzeug für eine technologieintensive Welt? (OECD Bericht, 2006) Abschlussbericht zu dem Projekt "Evaluation und Qualitätsentwicklung von Notebook-Klassen in der Hauptschule" (Eva Häuptle, Prof. Dr. Gabi Reinmann)
Text: Rick Noack, 16, Foto: Klaus Gigga
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[Bild:1]
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mxk
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