Im Meißner Hochbegabten-Internat Sankt Afra sind Sex und Handys streng verboten. Also funkt es hier nur im Stillen. Die 16-jährige Lea kennt die Regeln.
04. May 2007 - 15:10 SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
Bei uns heißt das Liebesverbot schlicht AKG: Anti- Kuschel-Gesetz. Den Namen haben wir Schüler erfunden. Die Regel ist eine ungeschriebene: Wer mit einem anderen Schüler in verfänglichen Situationen erwischt wird, muss Strafarbeit leisten. Das kommt schon mal vor.
Kein Wunder. Ich meine, wir wohnen alle im Internat, rücken uns 24 Stunden am Tag auf die Pelle und haben nicht viele Kontakte nach draußen. Nur alle drei Wochen kommen wir wochenends nach Hause. Abends müssen wir um zehn im Haus sein. Dass jemand vor den Toren der Schule eine Beziehung hat, kommt da wahrlich selten vor. Tja, und innerhalb greift das AKG.
Die Regeln bei uns an der Schule sind sehr streng. Wir haben einen Erziehungsauftrag unterschrieben, ein Regelwerk, das unser Leben bestimmt. Das AKG steht da zwar nicht drin. Aber viele andere Sachen: Alkohol ist verboten, Rauchen auch, härtere Drogen sowieso. Es gab hier mal einen mächtigen Aufstand, als Elftklässler beim Kiffen erwischt wurden. Laut Regeln hätten sie der Schule verwiesen werden müssen.
Manche denken, wir seien schlauer als alle anderen
Weil aber das sächsische Schulgesetz Verweise für Schüler der Oberstufe untersagt, durften sie bei uns bleiben. Hatten aber anschließend kein leichtes Leben: Manche wurden vom Internat ausgeschlossen und mussten draußen in der Stadt leben. Wobei, vielleicht war das sogar noch eine Belohnung für sie da unterlagen die Leute ja keiner Kontrolle mehr. Denn wer im Internat wohnt, wird von Mentoren beaufsichtigt. Die wohnen gegenüber unseren Häusern mit ihren Familien und achten darauf, dass wir keine Regeln brechen sie sind eben unser Elternersatz.
Manche denken, wir seien schlauer als alle anderen, weil das Sankt Afra als Hochbegabtenschule gilt. Das unterschreibe ich so nicht. Ich denke, dass unsere Schüler einfach mehr Motivation haben, einen größeren Wissensdurst, der bei anderen fehlt. Der Unterricht hier geht tiefer, es gibt kaum Übungseinheiten braucht man die, muss man sich selbst kümmern.
Manchmal werden reihenweise Handys eingezogen
Wir haben uns viele Sachen selbst anzueignen. In der Woche halten Afraner zwei bis drei Vorträge, so was wird zur Selbstverständlichkeit. Es ist kein Problem, von heute auf morgen Referate vorzubereiten. Vortragsangst gibt s nicht. Das führt zwar zu viel Stress, zumal ich auch in zwei Chören singe, die Schülerzeitung leite und andere AGs bestreite. Aber dieser Stress ist sehr positiv.
Bei uns auf der Etage gehen alle gut damit um. Wir sind acht Mädels. Das Telefon steht in der Küche, Handys dürfen wir ebenso wenig besitzen wie Autos. Manchmal werden die Etagen kontrolliert und reihenweise Handys eingezogen.
Manche Mentoren drücken aber gerne mal ein Auge zu. Machen sie das nicht, erntet man Strafstunden: Müll sammeln, Bibliotheksdienst, andere gemeinnützige Arbeit. Manche müssen sich in Projekte einbringen Engagement zur Strafe. Damit können wir gut umgehen. Deshalb ist das Leben bei uns auch schön. Und das AKG nun ja, wir kennen ja die geheimen Ecken.
Text: Martin Machowecz
Foto: André Forner
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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mxk
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