Jeder kennt es, das sechsfarbige Würfelpuzzel, das 1974 von dem Architekten Erno Rubik erfunden wurde: den Rubiks-Cube oder auch Zauberwürfel. Und die meisten von euch sind an dem bunten Ding schon mal verzweifelt. Ich bin da keine Ausnahme. Spätestens nach einer Stunde nehme ich wutentbrannt den Würfel auseinander und baue ihn wieder neu zusammen. Jaja, ich weiß, das ist schummeln. Aber anders kann ich das nicht. Es gibt aber wahre Helden des Würfelpuzzelns: Speedcuber! Mit einem von ihnen habe ich mich in einem kleinen Café in Berlin-Steglitz getroffen.
Paul Glampe in seinem Element.
Paul Glampe ist ein zwanzigjähriger Maschinenbaustudent und begeisterter Speedcuber. „Eigentlich ist es einfach ein Geschicklichkeitsspiel, das ein bisschen was mit Logik und räumlichem Denken zu tun hat. Das kann jeder lernen“, erklärt Paul. Paul macht auf mich einen ganz normalen Eindruck. Kein „Megamind“, kein Steven Hawking. Und trotzdem: Als er mir seine Künste präsentiert, bin ich schwer beeindruckt. Nicht ganz 25 Sekunden braucht er, um einen von mir verdrehten Würfel zu lösen! Und ich habe mir wirklich Mühe gegeben, es ihm nicht einfach zu machen. „Das ist aber nicht wirklich gut“, meint Paul dazu und ergänzt bescheiden, „Der Weltrekord liegt bei 4,73 Sekunden und in Deutschland bei 7,15 Sekunden. Ich bin nur gutes Mittelfeld.“ Nichtsdestotrotz komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Pyramiden, 5x5, einhändig, blind, ...
Beim Speedcubing geht es, wie der Name schon sagt, vor allem um Geschwindigkeit. „Es gibt aber verschiedene Kategorien“, erklärt mir Paul, „Zum einen definiert der Würfel die Kategorie, es gibt aber noch Sonderkategorien, wie das einhändige oder blinde Lösen. “ Paul zeigt mir, welche unterschiedlichen Speed-Cubes er dabei hat. Unter anderem „Würfel“ in Pyramidenform, einen neunseitigen „Würfel“ und Würfel mit 5x5 Felder-Seiten. Für mich als Laien absolut unlösbar.
„Das Prinzip ist immer dasselbe. Kann man einen Würfel lösen, kann man alle lösen“, erklärt Paul und schiebt mir einen Würfel zu, „Als Erstes bildet man das Kreuz und dann schaut man nach den Kanten.“ Ich versuche mein Bestes, habe allerdings nach einer Viertelstunde nur eine Seite richtig gelöst und Kopfschmerzen. „Mit ein bisschen Zeit und YouTube-Tutorials kann das ohne Probleme jeder lernen, der es schafft sich zwei Stunden zu konzentrieren“, kommentiert Paul meinen Versuch. Ich bin mittlerweile wieder an dem Punkt angekommen, an dem ich den Würfel am liebsten auseinandernehmen würde. Der Kaffee war keine gute Idee. Baldrian Tee wäre vielleicht besser gewesen.
Immer ein neuer Weg
Ich lege den Würfel beiseite und stelle eine ablenkende Frage: „Seit wann machst du eigentlich Speedcubing?“ Während Paul mir antwortet, löst er ganz nebenbei meinen Würfel: „Ich mache das seit 2012. Das war damals ganz spontan. Ein Kumpel von mir kam in die Klasse und hatte einen Würfel dabei und hat ihn gelöst. Da hab ich mir gedacht: „Das kann ich auch!“ Ich habe mir dann bei YouTube Tutorials angesehen und hatte ziemlich schnell den Bogen raus!“
Auf die Frage, ob das Speedcubing eher etwas für Nerds sei, erzählt Paul, dass es bei ihm in der Schule eher der Mainstream-Trend war. „Es gibt ja immer solche Trends: Pen-Spinning, Cube-Building und so weiter. Bei uns war das halt Speedcubing. Das war das, was die coolen Leute gemacht haben“, erzählt Paul lachend. Als Nächstes will ich von Paul wissen, was für ihn den Reiz beim Würfel-Puzzeln ausmacht. „Es ist immer ein neuer Weg“, erklärt Paul, „Es gibt so viele Möglichkeiten, den Würfel zu verdrehen und dementsprechend viele Lösungswege. Es fühlt sich an, als wäre man ein Entdecker.“
Außerdem gibt es eine riesige Community des Speedcubens. Ob Junge, Mädchen, Mann, Frau, ob jung oder alt, alle kommen bei den Wettbewerben zusammen. Hier geht es nach Paul nicht so sehr um die Konkurrenz, als vielmehr darum, seine eigene Bestzeit zu schlagen. Er selbst hat bereits an vier offiziellen Wettbewerben teilgenommen.
Ich habe heute jedenfalls viel über den Rubik’s Cube gelernt. Gelöst habe ich ihn zwar nicht, allerdings bin ich mir sicher, dass ich auf einem guten Weg bin.
Text & Fotos: Paul Hilliger