Kaffee kochen war gestern. Der Praktikant von morgen darf tun, was auch sein Chef tut: wichtige Telefonate tätigen, in geheimer Mission fürs Bundespresseamt durch Flure flitzen und sich vor allem niemals langweilen. Nun zum Realitätscheck: Was tut ein Praktikant der Gegenwart?
16. August 2011 - 11:48 von SPIESSER-Autorin Laura....
Christoph Steegmans
Foto: Robert Weinhold/ SPIESSER.de
Zunächst findet er oder sie einen möglichst coolen Praktikumsplatz. In meinem Fall ergab sich die Gelegenheit beim OutTAKE 2010. Bei „Profis erzählen“, berichtete Christoph Steegmans von seinem Job als stellvertretender Regierungssprecher. Dabei gab er uns Ratschläge wie: „Man muss erst zur Bahnlinie laufen, damit ein Zug kommen kann.“ Heißt: Manche Möglichkeiten wollen von uns selbst geschaffen werden.
Der Arbeitsalltag im Bundespresseamt klang ziemlich interessant, warum also nicht mal ein Praktikum in Berlin machen? So nahm ich mir den Rat des gebürtigen Esseners zu Herzen und quatschte ihn gleich nach der Gesprächsrunde an. „Entschuldigen Sie, kann man bei Ihnen eigentlich auch ein Praktikum machen?“ – „Ja klar, schreib mir einfach ’ne Mail.“ So weit, so gut. Nach einigem bürokratischen Hin und Her hatte ich die Zusage für ein Schülerpraktikum in den Sommerferien in der Tasche.
Los geht‘s
Ende Juli war es endlich so weit. Monatelange Spekulationen, welchen wichtigen Politikern ich zuerst begegnen würde, hatten ein Ende. Voller Tatendrang verließ ich am Montagmorgen das Hostel. Nach einigen bangen Minuten, in denen ich mich scheinbar hoffnungslos in Berlins Straßengewirr verlaufen hatte, fand ich dann auch endlich den Eingang. Zum Glück gibt es im Regierungsviertel so viele Polizisten, die sich auskennen.
Da stand ich nun, hochnervös in meinem grauen Kostüm, und wartete an der Pforte. Durch die Tür kam eine junge Dame in Jeans und Pullover. Okay, ich war also ein wenig overdressed – wegstecken und weiterlächeln. Sie ließ mich gefühlte zwanzig Dokumente zu Schweigepflicht und Co. unterschreiben. Danach durfte ich endlich anfangen, zu arbeiten.
Arbeitsalltag
Im „ Referat für Umwelt, Naturschutz, Reaktorsicherheit, Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und nachhaltige Entwicklung“, so die offizielle Bezeichnung, wurde ich nett begrüßt und gleich in mein Büro geschickt. Richtig, ich hatte ein eigenes Büro. Das hat einerseits den Vorteil, dass beim Arbeiten niemand nervt. Andererseits ist es, wenn mal nichts zu tun ist, auch viel langweiliger als in einem Großraumbüro.
Das Gebäude der Bundespressekonferenz. Foto: Peter von Bechen / pixelio.de
Während der zwei Wochen las ich hauptsächlich Agenturmeldungen und checkte die Internetauftritte der Bundesministerien. Ganz schön beeindruckend, was den ganzen Tag so durch die nationalen und internationalen Newsticker läuft. Zwischendurch durfte ich zu der ein oder anderen kleinen Pressekonferenz. Inhaltlich hatte ich zu Themen wie dem Nachhaltigkeitsdialog und der Halbjahresbilanz zur Windenergie nicht viel Vorwissen. Trotzdem war es echt interessant, den Ablauf dieser offiziellen Konferenzen mitzuerleben. Wichtige Telefonate führte ich allerdings nicht und mein flinkes „Flureflitzen“ konnte ich auch nicht perfektionieren.
Wahre Worte
Ein paar Mal durfte ich stattdessen meine Chefin, die Referatsleiterin, zur Morgenlage begleiten. Dieses Treffen aller Referatsleiter des Bundespresseamtes ist mit der täglichen Redaktionskonferenz einer Tageszeitung vergleichbar. An meinem letzten Praktikumstag traf ich dort auch Herrn Steegmans. Er und Sabine Heimbach, die stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, leiten die Morgenlage abwechselnd. Er riet mir im Gespräch: „Bei Praktika geht es darum, neue Erfahrungen zu machen. Wenn man danach weiß, ob man den Job mag oder nicht, hat es sich schon gelohnt.“ Außerdem solle man bei der Berufswahl sowohl auf den Spaßfaktor, als auch die finanzielle Sicherheit Wert legen.
Wie es mit seiner beruflichen Zukunft aussieht steht zurzeit noch in den Sternen. Auf Wunsch des neuen Vizekanzlers und FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler muss er sein Amt dem Vernehmen nach bereits im September niederlegen. Denn die FDP-Fraktion darf den stellvertretenden Bundespressesprecher vorschlagen. Rösler gab vergangene Woche bekannt, dass ein Nachfolger für Steegmans gefunden sei. Grund für den Wechsel, so heißt es aus FDP-Kreisen, sei Röslers mangelndes Vertrauen zu Steegmans, einem langjährigen Mitarbeiter von Westerwelle. Das letzte Einverständnis für den Wechsel muss allerdings die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geben, die zurzeit noch im Urlaub ist. Bei ihr muss der Kandidat noch vorsprechen. Solange darf Steegmans noch im Amt bleiben. Genaue Angaben zum neuen Vize-Bundespressesprecher und zu weiteren Beweggründen machten laut der Süddeutschen Zeitung und Welt bisher weder Rösler noch Steegmans.
Text: Laura Konieczny
Teaserbild: Richard von Lenzano / pixelio.de
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Im Grunde ist es halt auch "nur" ein Bürojob, aber ich fands trotzdem interessant, weil man halt mal hinter die Kulissen des Bundespresseamtes schauen konnte :)
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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mxk
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Im Grunde ist es halt auch "nur" ein Bürojob, aber ich fands trotzdem interessant, weil man halt mal hinter die Kulissen des Bundespresseamtes schauen konnte :)
Ist ne super Erfahrung!
Super interessant! Also wuerdest du es insgesamt weiterempfehlen?