Herr Kraus: Wer Lehrer werden will, sollte dreierlei mitbringen: Leidenschaft für seine Unterrichtsfächer. Dann Aufgeschlossenheit, also die Lust, mit jungen Leuten zu tun zu haben. Und es muss eine nervliche, emotionale Stabilität da sein, weil die Schülerschaft schwieriger geworden ist.
...weil man jung bleibt, man hat schließlich 30/35 Jahre mit jungen Leuten zu tun. Pathetisch ausgedrückt: Es gibt ja keinen Beruf, der 50, 60, 70 Jahre hinein in die Zukunft wirkt, nämlich in die ganze restliche Biographie der Schüler, die man hat.
Josef Kraus ist Präsident des Deutschen Lehrerverbandes und findet es gar nicht gut, wenn Schüler ihre Lehrer duzen. Foto: Josef Kraus.
Wie ist das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern heute?
Es hat sich entspannt und ist jetzt partnerschaftlicher geworden. Und das ist gut so. Ich sorge mich, ob es nicht in die Gegenrichtung pendelt, in Richtung kumpelhafter Stil. Die Schüler wollen das gar nicht. Ein Lehrer muss pädagogisch, fachlich oder notenmäßig Entscheidungen treffen. Auf der Basis von Kumpelhaftigkeit geht das nicht.
Sollten Lehrer ihren Schülern das "Du" anbieten?
Ich bin überhaupt nicht dafür, dass Lehrer von ihren Schülern geduzt werden. Da wird eine Gleichheit unterstellt, die es nicht geben kann – aufgrund der unterschiedlichen Rollen, des unterschiedlichen Alters. Das Gros der Schüler möchte das auch nicht.
Welche Schattenseiten hat das Lehrerdaseins?
Auf einem Lehrer lasten unglaublich viele Erwartungen. Einmal der eigene Anspruch, dann die Erwartung der Gesellschaft, der Politik, der Fachkollegen, des Schulleiters, die oft sehr unterschiedlichen Erwartungen der Eltern. Und dann die Erwartungen aus der Klasse selber. Das ist eine Menge an Wünschen, die an einem Lehrer zerren.
Studenten stellen Lehrertypen dar, und zwar voll im Klischee. Hier brechen sie mit Vorurteile und klären auf, was für ein Lehrer sie werden möchten.
Vor welchen großen Herausforderungen stehen heutige Lehrer?
1. Eine gewisse Reformhektik von Seiten der Schulpolitik, etwa Kürzung der Gymnasialzeit, Einführung neuer Schulformen, ständig neue Lehrpläne, Prüfungsformen, PISA-Hysterie. Der Schulbetrieb wird hektischer. Und Hektik ist nicht gut für Schule. 2. Ein Teil der Eltern, also etwa 20 Prozent, kümmert sich nicht mehr ausreichend um ihre Kinder. Das soll dann die Schule übernehmen.
Wo sehen Sie die größte Belastung von Schulen?
Es wird von der Gesellschaft und von den Eltern immer mehr an die Schule delegiert. Wozu wir aber gar nicht die Kapazitäten haben: Grundregeln des Verhaltens, des Anstands, Konsumgewohnheiten, Ernährung, Mediengewohnheiten, Schlafgewohnheiten, Freizeitgewohnheiten. Jeder Erziehungsauftrag, den die Schule verpasst bekommt, schränkt die Möglichkeiten der Schule im Bildungsbereich ein.
Der perfekte Lehrer?
Was der alles können sollte und wie er aussieht, dazu lest ihr Kommentare in der Meinungs-Galerie.
Gibt es heute einen Lehrermangel?
Man kann nicht pauschal sagen, dass wir einen Lehrermangel oder Nachwuchsprobleme haben. Von den zurzeit 800.000 Lehrern in Deutschland gehen in den nächsten zehn Jahren gut 300.000 in den Ruhestand. Meine Sorge ist, dass wir in bestimmten Bereichen eine Überversorgung haben werden, also zum Beispiel an weiterführenden Schulen in den Fächern Deutsch, Englisch und Geschichte. In anderen Bereichen wie Mathematik, den Naturwissenschaften, an Gymnasien Latein, an den beruflichen Schulen in den Fächern Elektrotechnik, Metall-Technik, Wirtschaftstechnik haben wir nicht genügend Nachwuchs. Fehlen Lehrer, ist das nicht gut für die Schüler, weil wir entweder die Gruppen größer machen müssen, oder aber die Stunden kürzen müssen. Beides geht zulasten der Bildungsqualität.
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woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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