Sommer 1998, er war süße sechs Jahre alt, trug ein verschmitztes Lächeln auf den Wangen und blaue Gummistiefel an den Füßen. Und - eine andere in seinem Herzen.
20. August 2013 - 16:04 von SPIESSER-Autorin mrsBrightside.
Versuch Nummer eins: Ich ging in die Vollen und lief meiner Kindergartenliebe über Wippen und durch Sandkästen hinterher. Ich wollte doch nur einen Kuss. Er nicht. Aber das war mir damals anscheinend noch nicht peinlich genug.
Als wir am selben Abend im Kindergarten übernachteten, startete mein zweiter, defensiver, Flirtversuch: "Zufälligerweise" platzierte ich meinen Schlafsack direkt neben seinem und die Bilder der Erzieherinnen beweisen leider, dass ich mich in der Nacht immer weiter in seine Richtung gewälzt hatte. Er sich allerdings auch. Weg von mir.
Aus Fehlern lernt man und so schreib ich mir in der Grundschule dann das Motto "Willst du gelten, mach dich selten" auf die Stirn und ließ den Männern den Vortritt. Dank blonder Haare und blauer Augen hagelte es in der noch Internet- aversen Zeit Liebesbriefe ohne Ende. Da kamen dann die Klassiker bei raus wie „Dein heimlicher Verehrer Martin", „Willst du mit mir gehen? Ja, nein, vielleicht“, „Ich lade dich hiermit zum Essen ein. Meine Mama kocht für uns und du darfst dir aussuchen was.“, der ein oder andere unerwartete Kuss auf die Wange auf dem Pausenhof, und, letztendlich, auch meine erste große Liebe:
Grundschule, dritte Klasse. 8 Jahre, blonde Haare, Fußballspieler. Als ich den ersten Liebesbrief von ihm in meinen Händen hielt, war es um mich getan. Ich hielt dieses blaue Blatt Papier in der Hand, auf das in schönster Schreibschrift Wörter mit rotem Filzstift geschrieben waren. Drum herum: Tausende Eistüten Herzen. (Okay, er hatte sich wirklich Mühe gegeben, aber Eistüten Herzen bleiben eben Eistüten Herzen.) Mein Herz klopfte schneller und dann das: "Liebe Lisa, als ich dich das erste Mal sah, wusste ich sofort, dass ich dich mag. Aber jetzt mag ich dich nicht mehr." Es stockte für einen kurzen Moment, dann "Nein, ich habe mich in dich verliebt." Aufatmen.
Ehe ich mich umsehen konnte, waren wir ein Paar. Drei, vier Jahre. Und zwar ohne Eifersucht, Krisen und Skandale: Wir schrieben uns Liebesbriefe auf „Diddl" Papier und davon gar nicht wenige; verabredeten uns, nun wirklich romantisch, zum Kirschenessen in Nachbars Wiese. Wenn wir telefonierten, dann spielten wir währenddessen mit Mutters altem Nokia Handy "Snake" und schwiegen uns an. Aber ich glaube es war ein schönes Schweigen. Das bewiesen zumindest die zahlreichen Lebkuchenherzen, Ü-Eier-Herzbärchen oder die Plastikblumen, die er mir an der Schießbude auf der Dorfkirmes schoss.
Doch, auch eine junge "Liebe" kann rosten. Mit der 5. Klasse und dem Schulwechsel wurde es komplizierter. Wir sahen uns erst mittags im Schulbus, die Treffen unterm Kirschbaum wurden seltener und wir lebten uns, wie die Alten, auseinander. Anfang der 6. Klasse gaben wir unsere erste große Liebe auf. Traurig aber wahr: Neue Leute, neues Glück.
Nun gut. Heute ist das triste Ende vergessen, wir verstehen uns blendend und können über alte Zeiten lachen. Und auch wenn aus uns nie etwas Ernstes geworden ist, immerhin wissen wir, was die berüchtigte „Sandkastenliebe“, „Grundschulliebe“, „erste große Liebe“ wirklich ist.
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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