Herzscheiße

Globalisierte Liebe 2.0

Ein Hauch von Selbstverwirklichung und Abenteuer reizt Jugendliche daran, für längere Zeit ins Ausland zu gehen. Doch wie stehen die Chancen für die Liebe in dieser Zeit?

13. August 2009 - 18:50
von SPIESSER-Autor Robatt.
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Robatt Offline
Beigetreten: 27.04.2009

Im Ausland Erfahrungen und Erlebnisse zu sammeln, mit diesem Gedanken spielen sicherlich viele Jugendliche. Größtenteils tragen diese Erfahrungen zur positiven Entwicklung der Persönlichkeit bei. Der Beziehung mit einem geliebten Menschen, stehen jedoch weniger rosige Zeiten bevor.

„Mach’s gut, ich liebe dich“, noch ein kurzer Kuss und dann schließt sich das Chat-Fenster, in dem bis gerade eben noch Juliane zu sehen war. Juliane und Felix, beide 19 Jahre, leben zur Zeit in einer Fernbeziehung. Er wohnt in Rabenau und sie in Brookfield im Bundesstaat Connecticut. Aus diesem Grund können die Beiden nur mit dem Monitor knutschen.

Der Au-Pair-Aufenthalt in Amerika war schon geplant, bevor die beiden ein Paar wurden. „Ich wollte schon seit langem für einige Zeit in die USA“, erzählt Juliane. Acht Monate bevor sie im Flieger nach Connecticut saß, kamen Zweifel an dem Vorhaben auf, da die frische Beziehung nach Nähe gierte. „Glücklicherweise hat Felix mich unterstützt, trotzdem zu gehen“, sagt das Kindermädchen von zwei Kindern einer alleinerziehenden Mutter. Nachdem das Paar sich seit drei Monaten nur virtuell gesehen hat, flog Felix Mitte Januar in die Vereinigten Staaten. Eine junge Beziehung verlangt schließlich auch nach körperlicher Nähe.

„Zu sehen, wie und wo sie zur Zeit lebt war mir sehr wichtig“, kann er nach dem 11tägigen Besuch berichten. Voller Freude in den Augen erzählt er „Das Gefühl sich nach drei Monaten zu sehen, war fast schöner als das Kennenlernen damals“. Das dieser Besuch nicht der letzte war, darüber sind sich die beiden einig.

Aufgrund von Auslandsstudiensemestern, ausbildungsbedingten Umzügen oder eben Au-Pair-Aufenthalten müssen junge Paare überlegen, ob und wie sie die Beziehung über eine größere Distanz erhalten können. „Es ist unmöglich eine Beziehung über ein Austauschjahr hinweg aufrecht zu erhalten“, lautet Jasmins* Auffassung. Auch ihr elfmonatiger Aufenthalt in Chile stand fest, bevor sie ihren damaligen Freund kennenlernte.

Anfangs haben die beiden täglich telefoniert, was jedoch das Heimweh nur noch schlimmer machte. „Ich musste mich von meinem deutschen Leben lösen, um komplett in Chile anzukommen“, von dem Augenblick an, spielte der in Deutschland wartende Freund nur noch die zweite Geige. Mit jedem Tag, den sie sich in Chile heimischer fühlte, rückte er aus ihrem Leben. Er wusste nun nichts von ihren neuen Erfahrungen und sie hatte keine Ahnung mehr von dem, was er eigentlich in Deutschland macht. „Wir haben uns ziemlich klar auseinandergelebt“, gibt Jasmin zu. Nach einem halben Jahr zerbrach die Beziehung und ihre Befürchtung hatte sich bestätigt.

So wie ihre eigene Beziehung, zerbrachen auch die Beziehungen aller anderen Austauschschüler. „Ich habe mich in dem Jahr so stark verändert. Und auch in der Heimat, drehte sich die Welt ja weiter“, so kam es dazu, dass Jasmin keinen gemeinsamen Nenner mit ihrem ehemaligen Freund fand.

Die Gestalt-Therapeutin und Buchautorin Astrid von Friesen meint „Je nach dem, was Treue und die bestehende Beziehung für einen selbst bedeuten, wird diese Zeit von Erfolg gekrönt sein.“ Man sollte sich im Klaren sein, was man sich von dieser Zeit im Ausland erhofft. „Wer täglich telefoniert, wird die neuen Erfahrungen vielleicht weniger intensiv wahr nehmen können. Wenn jedoch der Kontakt nach Hause zu schwach ist, leidet unter Umständen die Beziehung“, gibt Frau von Friesen zu bedenken. Es gilt also einen Mittelweg zwischen loslassen und festhalten zu finden.

Ein Patentrezept, um eine solche relativ schwierige Zeit zu überstehen gibt es leider nicht. Wie tief man in die neue Umgebung eintaucht und wie sehr man sich den Verlockungen hingibt, hängt vom Charakter der Liebenden ab.

Im Allgemeinen können Rituale und Gesten eine gewisse Sicherheit bieten. So symbolisieren zum Beispiel ausgetauschte Ringe, wie wichtig beiden Partner die Beziehung ist und erinnern auch in größerer Entfernung noch daran. In der Liebe gibt es keine Garantie, somit sollte man versuchen das Beste aus einer Beziehung zu machen. Sei es in Rabenau, Brookfield oder sonst irgendwo.

 

 

 

Dieser Artikel wurde am 23. Juli 2009 von mir auf der Jugendseite der Sächsischen Zeitung in Freital veröffentlicht.

 

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@Herzscheiße

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Kommentare

Vier Kommentare
  • Tolle Fotos, toller Text, spannend.
    Kompliment!!

  • Toller Artikel.
    In einem halben Jahr geh ich selber in die USA. Bisher hab ich glücklicher Weise keinen Freund :)

  • echt süß und toll geschrieben!
    das erste Bild gefällt mir besonders gut

  • Toller Artikel...macht ein bisschen nachdenklich über die Zukunft, man steht zwischen zwei Leben...
    Und tolle Fotos haste da gemacht.

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