Gewalt in Russland: Wer Macht hat, braucht keinen Verstand
Am Samstag stürmte die Polizei in Russland eine friedliche Demonstration. SPIESSER-Autor Sebastian macht sich Gedanken darüber, wie wohl Putins Demokratieverständnis aussieht.
18. April 2007 - 11:00 SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
Es sollte ein friedlicher Marsch werden: der sogenannte Marsch der Dissidenten. Sie wollten für ein anderes Russland, ein Russland ohne Putin, demonstrieren. Sie wollten friedlich demonstrieren. Doch nicht Frieden, sondern Gewalt war das zentrale Thema am Samstag im größten Land der Welt.
Der kühle und harte Schatten
Seitdem Wladimir Wladimirowitsch Putin im Jahr 2000 die Parlamentswahlen für sich entscheiden konnte, wehte der Wind östlich Europas auf einmal rauer, härter. Die ausgegebene Demokratie, die Russland in sich selber erkennen will, scheint für den Rest der Welt eine Farce. Der machtbesessene Putin vereinigte nach Amtsantritt gleich mehrere Ämter und ballte die Macht auf eine, auf seine Person. Ob die Verstaatlichung der Medien oder das Arbeiten gegen die Reichen des Landes: Putin stürzte sich auf die absolute Macht. Und dazu zählt auch die Kontrolle über die Menschen, die in seinem Land leben. Die Stärke und die Kraft seiner Herrschaft wurde am vergangen Samstag wieder ein Mal der Weltöffentlichkeit präsentiert.
Prügel-Demokratie
Beim Marsch der Dissidenten fanden sich unzufriedene Bürger in Moskau und St. Petersburg gemeinsam mit Oppositionspolitikern ein, um für Demokratie und ein freies Russland zu demonstrieren. Trotz drohender Warnungen aus Regierungskreisen, die Demonstration zu unterlassen, wollten um die 1000 Menschen von ihrem demokratischen Grundrecht Gebrauch machen. Doch die Staatsorgane waren vorbereitet. Mit einem 9.000 Soldaten starken Aufgebot begegnete die Polizei den friedlichen Demonstranten mit gewaltvollen Übergriffen. Laut Angaben von Journalisten wurde auf alles geschlagen, was sich regimekritisch äußerte. Auch unschuldige Passanten wurden angegriffen und regelrecht zusammengeschlagen. Insgesamt wurden 350 Demonstranten verhaftet. Darunter auch der Anführer der Oppositionsbewegung, der ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow. Er wurde bereits vor der Kundgebung verhaftet, um weitere Kritik an der "Demokratie" zu vermeiden.
Despotie statt Volksherrschaft?
Die uneingeschränkte wirtschaftliche und politische Macht Russlands im In- sowie im Ausland gerät schon seit einiger Zeit in scharfe Kritik. Das Vorgehen der Polizei ist nicht hinnehmbar und stellt die ohnehin schon wacklige und defekte Demokratie in einen noch schwärzeren Schatten. Die Handlungen und Auseinandersetzungen vom Sonnabend zeigen ein Mal mehr, dass sich Europa nicht mehr abhängig machen, sondern sich entgegen jeder Wirtschaftbeziehung eindeutig positionieren sollte. Noch ist es vielleicht zu früh, Putin als Despoten zu beschimpfen, doch klar ist, dass der Werdegang der Russischen Föderation in der Weltöffentlichkeit mit mehr als nur Bedenken betrachtet werden sollte.
Text: Sebastian Weiß/Fotos: pixelio/Sebastian Weiß
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