Ich treffe Anna Belén, 21, im Aufenthaltsraum einer Tagespflege-Station in Nordhausen. Hier macht sie ein dreimonatiges Praktikum als Altenpflegerin und scheint sich zum ersten Mal, seit sie in Deutschland ist, ein bisschen angekommen zu fühlen.
29. November 2013 - 11:23 SPIESSER-Autorin VeryMary94.
Das war in den ersten Wochen ganz anders. Ende September ist sie gemeinsam mit 127 anderen jungen Spaniern in Erfurt angekommen. Weil sie in ihrem wirtschaftlich angeschlagenen Heimatland keine Arbeit finden konnten, haben sie sich im Ausland auf die Ausbildungssuche gemacht.
Dieses Foto von sich und ihren
Freundinnen in Spanien hat
Anna immer dabei.
Eine private deutsche Arbeitsvermittlerin hatte Anna und den anderen versprochen, sie mit Hilfe von EU-Fördergeldern in thüringischen Unternehmen unterzubringen. Doch stattdessen ließ sie die Spanier erst auf eigene Kosten anreisen und dann – komplett allein. Versprochen wurde Anna eine gesicherte Unterkunft, eine zweimonatige Ausbildung in Erfurt, ein bezahlter Deutschkurs und eine feste Stelle als Altenpflegerin mit einem Monatsgehalt von 800 Euro. Aber es gab keinen Ausbildungsplatz, niemand hatte irgendeinen Förderantrag gestellt und das Hostel, das sie selbst bezahlen musste, sollte nicht nur unerschwingliche 60 Euro pro Nacht kosten, sondern war obendrein auch nur für zwei Nächte reserviert. „Ich hatte kein Bett. Ich wusste nicht wie es weitergehen sollte“, sagt Anna über diese ersten Tage in Deutschland.
Schließlich landete sie, wie viele ihrer Mitreisenden, in einer Notunterkunft, schlief auf dem Boden. Die insgesamt 600 Euro, die ihre Familie und sie für die Auswanderung zusammengekratzt hatten, waren so gut wie aufgebraucht und ein Rückflug nach Hause kam nicht in Frage. Ihrer Mutter daheim in Spanien log Anna am Telefon vor, dass alles ganz toll laufe, weil sie sie nicht beunruhigen wollte. Auch als Annas Mutter in den spanischen Zeitungen von dem Vorfall in Erfurt las, behauptete Anna, das habe mit ihr alles nichts zu tun. Erst jetzt, nachdem sie von den thüringischen Behörden vermittelt wurde, hat sie ihrer Familie alles erzählt.
Anna Belén ist nicht die Einzige, auf der Suche nach ihrer Wahlheimat: Für immer unter Muttis Dach oder ein neues Zuhause am Ende der Welt? Heimat kann so verschieden sein, wie die Geschichten von Mona, Benjamin, Markus und Deborah beweisen.
200 Euro bekommt sie für ihr Praktikum und ein Zimmer in einer Jugendherberge. Sie wirkt erstaunlich gelassen. Sie steckt vieles weg. Nur ab und zu senkt sie ihren Blick und spielt ein wenig an ihrem silbrigen Armbändchen herum. Auf die Frage, ob sie gerne zurückgehen würde, antwortet Anna trotz allem wie aus der Pistole geschossen mit „No“. Und das, obwohl sie ihr Zuhause vermisst: die Familie, die Mentalität und das Essen. Aber Heimat bedeutet für sie eben auch Stabilität und finanzielle Sicherheit, sagt Anna mir. Dafür ist sie bereit, einiges auszuhalten.
Jetzt hat sie fürs Erste das Praktikum, vor allem um Deutsch zu lernen, und dann hofft sie, einen Ausbildungsplatz zu fi nden. Den Stress, der auf sie zukommen wird, lässt sie sich an diesem dunklen Nachmittag im Aufenthaltsraum nicht anmerken. Sie zuckt lediglich mit den Schultern. Auf meine letzte Frage, ob sie Deutschland irgendwann mal ihre Heimat nennen wird, ist ihre Antwort auch klar: „Ich werde mich immer als Spanierin fühlen. Ich mag die Mentalität lieber.“ Und trotzdem kann sie aus wirtschaftlichen Gründen nicht nach Hause zurück. Das sieht sie ein und hält an ihrem größten Wunsch fest: ein besseres Leben in Deutschland zu führen.
Text: Marie Robinski
Foto: Candy Welz
Dir gefällt dieser Artikel?
auf Facebook teilen auf WhatsApp teilen auf Twitter teilen auf Google+ teilen
es gibt ein richtig große angelegtes Angebot / Projekt um jungen Spaniern den Weg hier her zu erleichtern.
Auch mit türkischen jungen Menschen läuft so etwas - auch in der Altenpflege. Das Projekt war aber nicht so groß angelegt. Man konnte es aber auch in der Zeitung lesen.
Gerade der soziale Bereich sucht immer nach Möglichkeiten den sog. Fachkräftemangel zu Beheben.
Es gibt inzwischen sogar eine Teilzeitausbildung zur Altenpflger/in. Hier braucht man nur die Vollschulpflichtzeit erfüllt zu haben und drei Jahre Arbeit oder Haushalt/Familientätigkeit nachzuweisen und dann kann man es probieren. Den Rest, der übrigbleibt von der TZ-Ausildung versorgt man die Familie/ Kinder oder kann arbeiten gehen.
Sogar im Ausbildungsbetrieb.
Das ist zumindest in Bayern so.
Und zu dem Artikel:
Niemand verlangt von ihr, dass sie sich nicht mehr als Spanierin fühlt. Erst in fremder Umgebung nehmen wir wahr was unser Heimatland ausmacht.
Hier gibt es die Chancen - und dafür ist sie bereit einiges zu lernen.
Fragen wir sie mal in einem oder zwei Jahren dazu.
Dann wird die Antwort noch immer sein sie fühle sich als Spanierin, aber sie wird dann noch anderes erlebt haben. Und evtl. stolz darauf sein was sie inzwischen kann und geschafft hat - und was für Möglichkeiten sie nutzen und was sie lernen konnte.
Eigentlich fing alles ganz anders an – nämlich auf der 69. young leaders Akademie in Paderborn vom 20.-25.10.2020 für engagierte junge Menschen – aber am Ende ging ich mich vielen neuen Eindrücken über das THW nach Hause. Die young leaders Akademie ist ein Angebot für
Viktor W. (28) ist Geschichtsstudierender an der Uni Münster und ein sogenannter Russlanddeutscher. Das heißt, seine Familie brach vor weit über hundert Jahren in Richtung Russland auf, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Vor mittlerweile fast dreißig Jahren wollte Viktors Vater
Die Wahlerfolge der AfD wurde oft durch die sogenannten "Globalisierungsverlierer" erklärt, die sich aus Protest von den etablierten Parteien abwenden. Diese Argumentationsweise ist jedoch nicht nur empirisch nicht belegt, sondern blendet zentrale Faktoren der Wahlerfolge aus und spielt der AfD somit in die Karten.
Früher hatte die Welt des Kriegsjournalismus fast schon etwas Romantisches. Ernest Hemmingway verarbeitete seine Zeit im Spanischen Bürgerkrieg in seinem Roman „In einem anderen Land“. Während des zweiten Weltkrieges gehörten die Journalisten ebenso an die Front, wie die
Alles, was die Weltenlenker*innen heute entscheiden, wird richtungsweisend sein für unser zukünftiges Leben auf diesem Planeten. Wir müssen uns fragen: In was für einer Welt wollen wir leben? Welche Rolle soll die EU dabei spielen, wenn Staaten wie die USA und China vor allem nationale
Warum ein Tag noch lange nicht genug ist!
Zehntausende Schüler folgten dem Vorbild der schwedischen Dauer-Klima- Streikerin, die sitzend ihre Wut demonstrierte, und gehen jeden Freitag in den Städten dieser Welt auf die Straße, um für ihre Zukunft zu kämpfen.
Aber nicht sie
User Paul Nähring gibt mit diesem Gastbeitrag ein paar Nachhilfestunden in Sachen Geschichte, der Rolle der Jugend in dieser und über ihre Bedeutung für die Gesellschaft. #FridaysForFuture
Kostenfreie Sommercamps, die euch zu Gaming Designern und Fontane-Kennern machen.
Ihr wolltet schon immer wissen wie Computerspiele entstehen? Ihr interessiert euch für das kreative Schreiben von Geschichten? Euch fasziniert das Erstellen von witzigen, fiesen oder heldenhaften Charakteren?
Das National Model United Nations (NMUN) in New York City ist die weltweit bedeutendste Simulation der Vereinten Nationen, die jedes Jahr mehrere tausend engagierte Studentinnen und Studenten aus aller Welt in die Millionenmetropole an der Ostküste der USA lockt. In Delegationen organisiert, vertreten
Ein Bericht von Gastautor Felix Kaminski (22) über die Global Goals Aktionstage 2019 und junge Menschen, die Untätigkeit in der Klimapolitik nicht länger hinnehmen wollen. Seine Überzeugung: Es ist unsere Zukunft, die bedroht ist, wenn wir die Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen.
Die Universität BTU Cottbus-Senftenberg bietet viele interessante Studiengänge und über 70 verschiedene Sportarten für Ihre Studierenden an. Auch viele internationale Studentinnen und Studenten lernen und leben hier zusammen. In Vielen Bereichen ist die BTU Cottbus-Senftenberg
Ich bin mehrmals aus Fenstern im 7. Stock gesprungen,
woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
Ihr habt Lust, richtig SPIESSIGE Inhalte mit uns zusammen zu organisieren und zu produzieren? Ihr habt Lust, mehr über Print- /Online- und Video-Content zu erfahren? Dann bewerbt euch für das SPIESSER-Medien-Camp in Dresden, das wir im August 2018 in Kooperation mit ausbildung.de anbieten!
Seit Jahrtausenden glauben wir Menschen an Dinge, die noch nicht bewiesen wurden. Gott, der Weihnachtsmann, der Humor Mario Barths oder die politische Überzeugung Angela Merkels, sind nur einige Beispiele. In dieser Abhandlung möchte ich mich nun mit weiteren Dingen beschäftigen, an die
Eine Million Menschen vor der Tür – ok, Flüchtlingskrise. „Draußen vor der Tür“ – ok, Wolfgang Borcherts Drama von 1949. Was hat das denn miteinander zu tun? Lasst es mich euch erklären.
Es ist schon schlimm, wenn ich Fotos sehe. Besonders eklig wird es, wenn ich diese Krabbeldinger im Fernsehen vorgesetzt bekomme. Wenn die achtbeinigen Ungeheuer aber durch mein Wohnzimmer huschen, dann ist mein Tag gelaufen!
„Wir wollen Veränderung!“ „Lahme Entenregierung!“ Solche mürrischen Stimmen werden immer häufiger laut, während die Uhr unaufhörlich Richtung Stunde Null der Bundestagswahlen 2017 am 24. September tickt. Anstatt sich, wie in den vorigen Jahren, von einer
Bunte Demonstrationen und brennende Barrikaden. Beim G20-Gipfel in Hamburg hat sich Protest von seiner besten und seiner schlimmsten Seite gezeigt. SPIESSER-Autor Samuel war für euch mit seiner Kamera mittendrin im Getümmel. Hier findet ihr seine eindrücklichsten Bilder.
Der SPIESSER ist euer treuer Begleiter in jeder Pause? Oder ist euch das gelb-blaue Jugendmagazin noch nie aufgefallen? Ihr seid zwischen 15 und 17 Jahre alt und habt Lust, das kreative Treiben in einer Redaktion kennenzulernen? Dann laden wir euch ein, in einem Sommerworkshop mit uns zusammen den SPIESSER
Diese Frage habe ich mir neulich im Ethik-Unterricht auch gestellt, als wir über das Gewissen eines Menschen gesprochen haben. Unsere Lehrerin zeigte uns einen Filmausschnitt, welcher ein sehr interessantes Experiment veranschaulichte: Das Milgram-Experiment. Es wurde 1962 das erste Mal vom gleichnamigen
„Elle parle anglais!“ („Sie spricht englisch!“) oder „Mais elle est allemande!“ („aber sie ist doch deutsch!“) sind Sätze die ich in Diskussionen zwischen französischen Schülern über mich und meine prinzipiell liebste Sprache oft zu hören bekam.
Nach langem Streit sind Sido und Bushido nun ein Herz und eine Seele. Zum Beweis haben sie gemeinsam das Album „23“ produziert. SPIESSER-Autorin Franka reichte das nicht: Sie traf die beiden zum Pärchenspiel, dem sogenannten „Eignungstest für die Ehe“...
David Guetta ist aus der DJ-Szene nicht mehr wegzudenken. Jens war für euch bei einem seiner Konzerte und hat mit dem DJ-Phänomen über seine Fans, die Arbeit und Hobbies gesprochen.
es gibt ein richtig große angelegtes Angebot / Projekt um jungen Spaniern den Weg hier her zu erleichtern.
Auch mit türkischen jungen Menschen läuft so etwas - auch in der Altenpflege. Das Projekt war aber nicht so groß angelegt. Man konnte es aber auch in der Zeitung lesen.
Gerade der soziale Bereich sucht immer nach Möglichkeiten den sog. Fachkräftemangel zu Beheben.
Es gibt inzwischen sogar eine Teilzeitausbildung zur Altenpflger/in. Hier braucht man nur die Vollschulpflichtzeit erfüllt zu haben und drei Jahre Arbeit oder Haushalt/Familientätigkeit nachzuweisen und dann kann man es probieren. Den Rest, der übrigbleibt von der TZ-Ausildung versorgt man die Familie/ Kinder oder kann arbeiten gehen.
Sogar im Ausbildungsbetrieb.
Das ist zumindest in Bayern so.
Und zu dem Artikel:
Niemand verlangt von ihr, dass sie sich nicht mehr als Spanierin fühlt. Erst in fremder Umgebung nehmen wir wahr was unser Heimatland ausmacht.
Hier gibt es die Chancen - und dafür ist sie bereit einiges zu lernen.
Fragen wir sie mal in einem oder zwei Jahren dazu.
Dann wird die Antwort noch immer sein sie fühle sich als Spanierin, aber sie wird dann noch anderes erlebt haben. Und evtl. stolz darauf sein was sie inzwischen kann und geschafft hat - und was für Möglichkeiten sie nutzen und was sie lernen konnte.