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Forsch voran!

SPIESSER-Autoren treffen Wissenschaftler

28. April 2009 - 11:42
SPIESSER-AutorIn Robert Kaak.
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Robert Kaak Offline
Beigetreten: 27.04.2009

Strom aus Abfall

SPIESSER-Autorin Katja besuchte die Wissenschaftlerin Mareike Schneider am Fraunhofer-Institut in Dresden.

Sie arbeiten in einer der größten Forschungsinstitutionen Europas. Was machen Sie als Forscherin eigentlich? Hängt man wirklich den ganzen Tag überm Mikroskop?

Mir wäre es natürlich am liebsten, viel Zeit im Labor zu verbringen, aber nein. Neben solchen Sachen, muss man viel organisieren. Man ist Wissenschaftler, kreativer Kopf und gleichzeitig noch Kleinunternehmer, der mit Unternehmen verhandelt.

Klingt nach Abwechslung...

Ja, und gerade die Vielseitigkeit des Berufes macht mir Spaß. Und: Ich bin live dabei, wenn Zukunft gebaut wird. Man schafft etwas, das in ein paar Jahren von vielen genutzt werden kann.

Wenn ich mich hier so umgucke, ist nicht viel Konkretes zu erkennen. Was ist denn zurzeit das Projekt, das Sie am meisten gepackt hat?

Was mich am meisten fesselt, ist die Entwicklung von Brennstoffzellen, die hier in diesen Öfen gerade laufen. Die sind Teil eines großen Forschungsprojektes zur Energiegewinnung, das wir hier am Fraunhofer IKTS in Dresden durchführen.

Dr. Mareike Schneider, 35
studierte bis 1997 an der TU Dresden Wasser-wirtschaft und arbeitete danach am Lehrstuhl für Elektrochemie. Dort promovierte sie und forscht seit einem Jahr am Fraunhofer Institut für keramische Technologien und Systeme in Dresden. Ihr Forschungsthema sind Brennstoffzellen, unter anderem solche, mit denen man kleine Elektrogeräte, wie etwa einen MP3-Player, aufladen kann.

Und woraus gewinnen Sie Energie?

Aus Biomasse, aus Abfällen sozusagen.

Aus Abfällen? Wie geht das denn?

Wir nehmen zum Beispiel die Stängel von Maispflanzen, die bei der Ernte übrig bleiben. Es geht auch Gülle. Wir zerkleinern alles und lassen es vergären. Dabei entsteht so genanntes Biogas. Das wird dann noch einmal zerlegt und anschließend in eine Brennstoffzelle gegeben, die dann Strom liefert.

Man kann also in einer Kläranlage Strom produzieren?

Genau! Das ist umweltschonend und effizient.

Und Sie verwenden ja praktisch Abfall dafür...

Eigentlich schon, aber es gibt auch Kritik: Einige meinen: Menschen hungern, und wir verschwenden Mais. Das ist nicht richtig, denn wir verwenden praktisch nur Reststoffe und machen daraus Wertstoffe. Bei Gülle beschwert sich auch niemand. Wir wollen jedoch noch einen Schritt weiter gehen und versuchen gerade kleine Brennstoffzellen für Ladegeräte zu entwickeln.

Heißt das, wir bräuchten irgendwann keine Steckdosen mehr zum Aufladen all unserer Handys und MP3-Player?

Ja genau. Wir stellen uns das so vor: In ein oder zwei Jahren kann man beispielsweise Kartuschen mit Wasserstoff kaufen. Die liefern dann Energie über ein spezielles Ladegerät, das mit einer Brennstoffzelle ausgerüstet ist.

Man hat also die Steckdose immer dabei?

Richtig. Die leeren Kartuschen bringt man einfach zum Aufladen in den Laden.

Fraunhofer-Gesellschaft
gehört zu den größten Forschungs-einrichtungen in Europa. In Deutschland betreibt die Gesellschaft 80 Forschungs-zentren. 13.000 Mitarbeiter forschen anwendungsorientiert zum direkten Nutzen der Gesellschaft.

Wie kommen Sie auf solche Ideen? Denkt man an so was, wenn man abends zu Hause ist beim Fernsehen oder Essenkochen?

Natürlich hört man nie auf, an seine Projekte zu denken und nimmt sie auch mit nach Hause. Ein Kollege zum Beispiel kam aus dem Campingurlaub und seine Kinder hatten die ganze Zeit gequengelt, weil sie dort ihren MP3-Player nicht aufladen konnten. Da kam uns die Idee für das Brennstoffzellen-Ladegerät.

Sehr praktisch gerade für Leute, die viel reisen.

Ja, aber ein Problem, dem sich nun andere Forscherkollegen stellen, sind die Sicherheitsbestimmungen in Flugzeugen. Der Wasserstoff muss nun so verpackt werden, dass er durch alle Kontrollen kommt. Eine knifflige Sache, an die man am Anfang noch gar nicht denkt.

Warum ist das Projekt mit den Brennstoffzellen so wichtig?

Wir arbeiten daran, auf alternative Weise Strom zu erzeugen. In naher Zukunft werden wir das unbedingt brauchen, da die Ressourcen unseres Planeten begrenzt sind.

Aus Abfall Strom machen und den dann immer dabei haben. Klingt praktisch. Vielen Dank für das Gespräch.

 Text: Katja Schmieder

Selber mal in der WIssenschaft arbeiten? Hier findest du vier Portraits von Forschungsberufen im Bereich Ingenieurwissenschaften:

Automatisierungsingenieur
Ob Energietechnik oder Hydraulik – in vielen Bereichen werden Automatisierungsingenieure gebraucht. Sie entwickeln und konstruieren, finden Jobs an Instituten oder in Ingenieurbüros. Einfach Maschinenbau, Mechatronik, Prozessautomatisierung oder Elektrotechnik studieren.
Anlagenmechaniker
Ob Solaranlage oder energieeffiziente Wärmepumpe: Der Anlagenmechaniker sorgt für ein funktionierendes Haus. Er plant, montiert und installiert alles von der Heizung über Abwasserrohre bis zu Klimaanlagen. Zurzeit sind besonders wasser- und energiesparende Anlagen gefragt.
Verfahrensingenieur
Kleine Multitalente: Naturwissenschaften, Ingenieurswissenschaften, Elektrotechnik, Sprachen und Wirtschaft – darin sollten Verfahrensingenieure fit sein. Er entwickelt und realisiert Herstellungsverfahren, durch die neue Produkte mit bestimmten Eigenschaften erzeugt werden.
Industriemechaniker
Maschinen brauchen die Ingenieure in der Forschung genauso wie Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie. Der Industriemechaniker verantwortet einfache Geräte bis hin zu komplizierten Hightech-Systemen. Er testet, repariert und baut Maschinen zum Teil sogar selber.
Mal was zur Forschung!

Schwarze Löcher im Labor herstellen, Gedankenlesen oder einen Ölteppich aufwischen: SPIESSER-Grafiker Ronny hat zum Stift gegriffen und gezeichnet, was gerade so los ist in der Wissenschaft...

 

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