Ich hätte nicht gedacht, dass Informatiker so ein schönes Leben haben können. In der Schule waren sie meistens die Freaks, mit denen keiner spielte und die auf Klassenfahrten als erste schliefen. Der Informatiker Marcel Weiß wird nächste Woche in Hawaii schlafen, gesponsort vom Max-Planck-Institut, bei dem er gerade seine Doktorarbeit schreibt. Seit zwei Jahren erforscht er dort das Gehirn, genauer gesagt die Hirnrinde.
Marcel Weiss, 27
studierte Informatik an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig. Am Max- Planck-Institut für Kognitions- und Neuro- wissenschaften schrieb er sein prämiertes Diplom über die Darstellung der Hirnoberfläche. Für seine Doktor- arbeit wertet er jetzt MRT-Daten zur Hirnrinde aus. Dafür werden Gehirne von Menschen mithilfe des MRT durch- leuchtet. Marcel Weiss identifiziert in seiner Arbeit einzelne Hirnregionen und deren Funktion.
Marcel sitzt ganz entspannt in seinem Büro, vor sich der Rechner und ein kleines nachgebildetes Gehirn, hinter sich eine Packung Kartoffelsalat aus dem Discounter. Kaffee fehlt ebenso wenig wie Tierposter an der Wand. Sein Job ist es, die Gehirne von Menschen zu durchleuchten, um genau auszumachen, wofür welche Hirnregion verantwortlich ist. Dafür schiebt er Testpersonen in einen so genannten Magnet-resonanz-Tomographen. Dieses riesige magnetische Ungetüm steht im Erdgeschoss des Leipziger Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften.
Wir müssen mehrere Sicherheitstüren passieren, um endlich an dem Punkt zu stehen, an dem die Maschine durch drei gesicherte Glasscheiben hindurch zu sehen ist. Sie kostet um die zehn Millionen Euro und existiert nur 20 Mal weltweit. Richtig hinein gehen dürfen wir nicht. Die Gefahr ist zu hoch, dass der Magnet die Kamera unseres Fotografen anzieht. Wer Metall am oder im Körper hat, darf nicht in die Nähe des Magnetkolosses kommen, geschweige denn gescannt werden.
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Regelmäßig bestellt Marcel Probanden, die sich für ein paar Euro anderthalb Stunden das Gehirn durchleuchten lassen. Gesundheitsgefährdend sei das nach seiner Überzeugung aber nicht. Jedenfalls gibt es keine Studien, die vermuten lassen, dass die Methode krank machen könnte. Er wirkt glaubwürdig, wenn er das sagt. Schließlich hat er sich selbst auch schon mal scannen lassen. Das darf er nun nicht mehr, hat die Ethik-Kommission des Max-Planck-Instituts entschieden.
„Es gehört schon eine gehörige Portion Idealismus und Ehrgeiz dazu, um solch eine Forschung abzuschließen. Marcel wird drei Jahre damit beschäftigt sein, Bilder von Gehirnen auszuwerten, Programme zu erstellen und am Ende eine Arbeit über all das auf Englisch zu schreiben. Die Bilder, die der Scanner vom Gehirn zunächst anzeigt, müssen bearbeitet werden, bevor man daraus Schlüsse ziehen kann. Deshalb schreibt Marcel Programme, um die Rechnerdaten in brauchbare Bilder umzuwandeln. Auch mit dem Wissenschafts-Englisch musste er sich anfreunden. Die meisten Bücher und Studien für sein Thema sind in Englisch verfasst. In den Büros des Leipziger Max-Planck-Instituts wird viel gesprochen, aber selten deutsch.
Max-Planck-Gesellschaft
ist eine gemeinnützige Forschungs-organisation. Es gibt 80 Max-Planck-Institute und Forschungszentren, wo hauptsächlich in der Natur- Sozial- und Geisteswissenschaft geforscht wird. Das Leipziger Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften erforscht die kognitiven Fähigkeiten und Gehirn-prozesse beim Menschen.
Mit den Ergebnissen von Marcels Arbeit soll es irgendwann möglich sein, Gehirnregionen genau zu identifizieren. „So können Neurochirurgen im Falle einer Hirn-OP genauer abschätzen, wo sie einen Schnitt setzen und welche Teile des Kopfes lieber unberührt bleiben“, erklärt der Informatiker.
Eigentlich könnte er schon längst in der IT-Abteilung eines Unternehmens sitzen und einem gut bezahlten Job nachgehen. Als Diplominformatiker sind die Chancen auf eine Anstellung ziemlich hoch. Stattdessen hat sich Marcel für den unbequemeren Weg entschieden. Denn Forschen heißt nicht nur Abwechslung, Abenteuer und Ausflüge nach Hawaii. Es bedeutet eben auch, häufig befristete Stellen annehmen zu müssen. Marcel sieht das aber noch relativ gelassen. Er will später eine Weile ins Ausland gehen, um dort das menschliche Gehirn weiter zu entdecken.
Text: Anne Hähnig
Selber mal in der WIssenschaft arbeiten? Hier findest du vier Portraits von Forschungsberufen im Bereich Neurowissenschaften:
Neurologen
beschäftigen sich mit Erkrankungen des Nervensystems. Es zählt zu einem der kompliziertesten medizinischen Fachbereiche. Seltene Erkrankungen müssen diagnostiziert und behandelt werden, zum Beispiel am Gehirn. Behandelt werden ebenso Migräne, Verletzungen des Nervensystems oder Muskelschwund.
Medizininformatiker
In jeder Klinik und jedem Forschungszentrum werden sie gebraucht. Ob Ultraschall, Computertomografie oder Elektrokardiogramm: Damit kennen sie sich aus. Zu den Aufgaben gehören das Erfassen, Aufbereiten und Verarbeiten von den Informationen, die medizinische Geräte liefern.
Fachinformatiker
Was wäre Gehirnforschung ohne Computer, Datenbänke und Netzwerke? Fachinformatiker entwickeln Hardware und Software, kümmern sich um Großrechnersysteme in der Forschung, arbeiten aber auch bei IT-Systemherstellern, Hard- und Softwarehäusern sowie in EDV-Abteilungen.
Physiklaboranten
sind die „rechte Hand“ der Physiker und arbeiten in Forschungs- und Entwicklungslaboren. Sie sind verantwortlich für Messgeräte und Apparaturen für verschiedene Versuchsreihen oder entwickeln bei Bedarf neue Geräte. Sie überwachen Versuchsreihen und werten die Ergebnisse aus.
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woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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