Kissenschlacht mit Kampfansage: SPIESSER-Autorin Simone und Jella Haase chillen in einem Hotelbett des Bayerischen Hofs und unterhalten sich über Familie, Studium und Migration im Schulalltag, bevor sie sich die Kissen um die Ohren hauen.
06. November 2017 - 15:34 SPIESSER-Autorin teaserette.
Jella Haase
... geboren 1992 in Berlin und aufgewachsen in Kreuzberg, stand im Alter von 15 Jahren das erste Mal vor einer Kamera für einen Kurzfilm. Es folgten Fernsehproduktionen und 2011 der erste Kinofilm. Seit dem hat Jella verschiedene, ernste Rollen gespielt, beispielsweise in „Lollipop Monster“, „4 Könige“ oder „Looping“. Mit „Fack Ju Göhte“ trat Jella im besucherstärksten deutschen Film des Jahres 2014 auf.
Der Cast von „Fack Ju Göhte“ kam nun schon zum dritten Mal zusammen. Sind die Dreharbeiten für dich inzwischen ein „Nachhause kommen“?
Ja, schon. Man ist über die Jahre zusammengewachsen und kennt sich, kennt die Macken, weiß um den Humor der Anderen. Es war schon super vertraut. Es gibt auch nicht mehr diese Anlaufschwierigkeiten, sondern es ist sofort irgendwie wie immer.
Ebenso wie in unserer aktuellen Ausgabe ist „Migration und Flucht“ ein Thema im dritten Teil.
Das kommt jetzt im Teaser so ein bisschen raus, ist aber nicht so. Es kommt vor, ist aber kein wirklicher Hauptstrang der Geschichte. Es geht tatsächlich tiefer. Es geht um Themen wie Mobbing, um Träume, darum, dass man an sich glauben muss und ob alle ihr Abitur schaffen. Und klar, im Schulalltag gehört heute, glaube ich, Migration einfach dazu.
Du selbst hast ja nach dem Schulabschluss angefangen zu studieren, dich aber exmatrikulieren lassen. Hast du momentan Pläne, das Studium doch noch aufzunehmen?
Oh ja, ich hätte total große Lust! Es war damals so ein Ding von mir, dass ich mich nicht nur auf die Schauspielerei fokussieren wollte und mir dachte: „Es muss doch noch irgendetwas Anderes geben.“ Jetzt gibt es im Moment doch eigentlich nichts Anderes und das ist auch gut so. Es macht total Spaß, ich bin sehr glücklich. Ich würde aber die gleichen Fächer, die ich angefangen habe zu studieren, auch gerne weiter studieren: Geschichte, Literatur und Philosophie wären immer noch etwas, das mich sehr interessiert und total fasziniert.
Von der Romanverfilmung „Kriegerin“ über die rechte Szene, bis hin zu Vergewaltigungsszenen, sowie Figuren mit anderen Traumata: Wie verarbeitest du diese Rollen?
Es kommt spezifisch auf den Film an. Ich habe jetzt gerade aktuell einen Film gemacht über einen traumatisierten Menschen, der bei der Loveparade in Duisburg 2010 dabei war. Das war ganz krass für mich, weil ich mit einer Traumatherapeutin zusammengearbeitet und das erste Mal begriffen habe, was bei einem Trauma für komplexe Dinge im Gehirn passieren. Im Vornherein hatte ich einen Coach, mit dem ich das Buch durchgegangen bin. Und es war ganz wichtig, am Ende des Tages darüber auch zu sprechen, was man gedreht hat – ich komme aus einer so tollen Familie, ich habe einen ganz starken Familienrückhalt und wenn es mir nicht gut geht, kann ich die immer anrufen.
Gerade hast du „Vielmachglas“ abgedreht, kannst du uns dazu schon etwas verraten?
Es ist ein sehr schöner Film. Ich spiele Marlen, ein Mädchen, das sehr bezeichnend für die Generation ist, aus der ich komme: Marlen weiß nämlich so gar nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Sie ist zwanzig, hängt nur zu Hause rum und die Eltern sagen:„Ja, studier’ doch mal“ – aber sie weiß einfach nicht was. Sie ist so von der Fülle der Angebote erschlagen und stagniert stattdessen. Und dann kommt ihr großer Bruder nach Hause, der total super unterwegs ist, die ganze Welt bereist, überall irgendwelche Wohltätigkeitsorganisationen hochzieht, voll aufgeschlossen ist und in dessen Schatten sie immer stand. Er sagt: „Marlen, ich schenke dir ein Vielmachglas …“ – also, eigentlich ein Einmachglas – „… und ich komme erst wieder, wenn du dich was getraut hast und wenn du es auf einen Zettel schreibst und da rein wirfst!“ Und dann macht sie eine Reise für ihren Bruder, aber im Endeffekt ist es die Reise zu sich selbst.
„Fack Ju Göhte“ kommt ja ab Januar auf die Münchner Musicalbühne. Könntest du dir vorstellen, jemals in einem Musical zu spielen?
Irgendein Musical? (lacht) Ich finde Musicals ehrlich gesagt ganz schrecklich! Ich würde kein Musical machen wollen. Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass ich nicht singen kann. Ich denke bei Musicals ständig: „Die sollen aufhören zu singen und … reden!“
Als Trägerin des europäischen Shootingstars 2015: Welchen wichtigen Ratschlag würdest du dem Schauspielnachwuchs geben?
Ich bin immer ganz gut damit gefahren, dass ich auf meinen Bauch gehört habe, auf meine Intuitionen und schlussendlich auf mein Herz. Man soll sich nicht verbiegen und Geschichten erzählen, die einen wirklich interessieren. Das ist am Anfang vielleicht schwer, aber ich glaube, es ist am Ende wichtig.
Auf die Ohren!
Damit ihr in feinster „Fack ju Göthe“-Manier mit euren Freunden so richtig schön rumpöbeln könnt, verlosen wir exklusive SPIESSER-Kissen mit der Unterschrift von Jella Haase! Hier geht's zum Gewinnspiel!
Text: Simone Bauer
Fotos: David Friedmann
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