Hey, guck mich an, oder willst du nicht? Du hast gesagt, dass du meine Augen liebst, über alles und für immer. Ja, du hast es gesa... Hach, ja da nickst du.
Weißt du, damals habe ich dich angesprochen. Weil ich eigentlich euch alle angesprochen habe. Ich alleine, und ihr mochtet mich von Anfang an. Das glaube ich zumindest. Stimmt es? Ja, ich sage es doch, ihr mochtet mich, du nickst.
Als ich den ersten von euch gesehen habe, habe ich mich sofort in ihn auf eine andere Art und Weise verliebt. Ihr hattet alle was an euch, etwas Schönes, Warmes, so wie eine große Familie. Und ja, ich leugne es nicht, ich wollte von der Mutter und dem Vater geliebt werden. Ich wollte zu euch, und ich wollte, dass ihr mich adoptiert. Und es kam fast dazu, fast.
Ich lachte mit euch, und ich war mir so sicher, dass alles, was ich mit euch erlebe, schön wird, unvergesslich. Ja, unvergesslich ist's geblieben, aber es war nicht schön, es war nicht das, was ich am aller meisten wollte.
Ich würde ja sagen, dass ich nur wegen euch angefangen habe zu rauchen. Aber es stimmt nicht, es war wegen dem Erbsenkönig. Dem Schönen, dem Guten, dem Lieben. Aber ich lasse diese Geschichte in der Dunkelheit von dem durch die Nacht schwarzgefärbten Wald zurück. Es war nett. Da war alles.
Zurück zu euch, meine Liebsten, meine Familie. Der Vater, der Vater war cool. Er war vom Aussehen anders als die meisten von euch, und er war viel älter. Aber das ist auch klar, er ist der Vater der Familie. Er fand mich nervig, ein kleines Kind eben, welches in die große schöne Familie will. Nein, für mich gab es keinen Platz.
Mein wunderschöner Pudel hatte sich den Hund der Familie geschnappt. Aber es hielt nicht lange, er roch streng, hatte schreckliche Phantasien nachdem er am Gras gerochen hatte. Schade um ihn, er war eigentlich ganz nett.
Am gleichen Tag, an dem ich dem Vater vorgestellt wurde, lerne ich den kleinen Cousin zweiten Grades von deinem Vetter kennen. Er war klein und so süß. Ich mochte ihn, ja und er mochte mich, dass wusste ich. Ich hatte sogar die Gelegenheit gehabt, zu erfahren, dass er mich liebte. Aber auf die Art und Weise, wie sich meine Eltern, meine wahren Eltern, geliebt haben. Mit Sex und Hochzeit und Kinderkriegen. Ja, so liebte mich der kleine Cousin. Ich habe deshalb schrecklich geweint, du weiß schon wieso. Ich zeigte dem Cousin, dass er mich lieben darf. Ich tat es nur, um von euch anerkannt zu werden, damit ich zur Familie kann. Aber es war ein Fehler. Er erzählte es allen, log mich an. Er war stolz auf sich und dann fing er an, mich zu hassen. Weil ich ihn nicht liebte. Nicht auf die Sex-Hochzeit-Kinderkriegen-Art.
Vergessen wir den Cousin.
Viel schlimmer war der Vater deines besten Freundes. Er mochte mich, er liebte mich! Nur seine Frau, die hatte was gegen diese Affäre. Ach die hätte sich nicht so anstellen sollen, dann wäre jetzt alles besser. Er hat sie jetzt eh verlassen, die Schöne. Nein, ich finde sie nicht schön, auf ihren Bildern vielleicht, da wirkt sie schon gut aussehend. Aber sie hat eine hässliche Art. Es ist komisch, was ich alles über sie weiß, obwohl ich sie nie wirklich kennen gelernt habe. Ich lege keinen großen Wert drauf. Ich weiß noch genau, wie sie da stand, auf ihren krummen Beinchen, die er ja so "cute" fand, und sie sagte zu ihm: "Ich mag sie nicht, sie ärgert mich. " wie ein kleines Kind, total überspannt. Alles Theater. Eine kostenfreie Vorstellung der großen Diva der Leinwände.
Seit dieser Vorstellung mochte er mich nicht mehr. Er machte mich nieder, weil er Angst hatte, dass seine Verwanden ihn niederdrücken. Er tat es also, nur um sich zu retten, sagst du? Nein, ich bin nicht dumm, ich weiß, was da ablief, und immer noch läuft.
Wir beide unterhielten uns zwar noch, aber er löschte die Gedanken und Erinnerungen aus, jedoch konnte ich sie noch sehen, lesen, beinahe fühlen.
Und dann kam die Jahrzehntwende. Ich war so aufgeregt, ich konnte euch alle wieder sehen, euch wieder lieben, und von euch geliebt werden. Ich konnte eure Liebe riechen. Ich irrte mich. Ich werde nicht dazu gehören, sagte meine Ratte. Dieses Tier wollte ich würgen, töten, zerfetzen. Sie lügt, dachte ich mir. SIE LÜGT!
Aber nun zu dir. Ich dachte, ich würde dich lieben. Auf die Sex-Hochzeit-Kinderkriegen-Art. Das erste Wort passt schon mal. Hör auf zu grinsen, tu nicht so, als ob es schön war. Ich fand es nicht schön. Ich finde diese ganze Geschichte nicht schön. Denn mit eurer Familie vernachlässigte ich meine, jetzt vom ganzen Herzen, von der ganzen Seele, von allen Fasern geliebte Familie. Sie ist schöner als eure, besser, und wir ihr sagen würdet, ja sie ist auch stylischer! Aber das habe ich damals noch nicht eingesehen. Ich lief weiter durch die Nächte mich euch, meinen Schwestern und Brüdern, die es nie wirklich sein werden. Ich zerschlug Dutzende Fensterscheiben, weil ihr es lustig fandet. Ich rauchte, schlief, nahm Drogen, weil ihr es auch alle tat.
Warum greifst du nach meinem Arm? Ah, begreife. Ja das Zeichen habe ich natürlich wegmachen lassen. Es zu machen tat weh, weil tätowieren nun mal schmerz. Aber es wieder wegzumachen, dass tut mehr weh, da kommt noch der seelische Schmerz hinzu. Der ist größer.
Und dann kam der Tag, der wirklich alles veränderte. Ich erlaubte mir einen kleinen Spaß und log dich an, log euch an. Herr Gott, es war ein Witz, ein Witz, ein Spaß! Ich konnte nichts dafür, dass es doch stimmte. Aber ab dem Zeitpunkt habt ihr mir den Rücken zu gedreht, mich verachtet, mein Bild von der glücklichen Familie schwarz angesprayt.
Selbst du, du, den ich aufgehört habe zu lieben, du hast mich gehasst. Weil du angefangen hast zu spüren, dass das Liebemachen unecht war. Also von dir echt, von mir gespielt. Ich war sogar besser als die Diva, hast du gesagt. Ich lächele? Das stimmt schon, aber ich lächele über die Schmerzen, die ich mir zu gefügt habe. Ich mag diese Schmerzen, da ich euch vergesse. Ihr mochtet mich nicht mehr, aber ich habe mir eingeredet, dass ihr nur so tut. Ein Spaß, weil ich euch ja auch einmal angelogen habe. Ich hörte nichts mehr von euch. Nie wieder. Ich lag krank im Bett, aß nichts, meine Haare wurden fettig und waren nicht gekämmt, meine Augen wurden schwarz. Die Frau, die sich meine Mutter nennt, meine wahre Mutter, nicht eure, machte sich Sorgen, holte meine alte Familie, und ich wurde gesund, weil sie mich wirklich liebten, so wie ich bin. Nicht weil ich mit ihnen schlief. Ich erwachte aus einem Alptraum, der wahr war. Seid einer gefühlten Ewigkeit lächelte ich, ich wusch meine Haare, und meine Schwester kämmte sie. Jedoch sind meine Augen immer noch schwarz, vom ganzen Bösen, was ich mit euch tat. Ich lief zum Käfig, von der Ratte. Ich war mir jetzt sicher, ich liebe sie, weil sie recht hatte. Ich wollte sie in die Hand nehmen, sie füttern. Aber sie war tot. Sie lag im Käfig und rührte sich nicht. Ihr habt nicht nur mich kaputt gemacht, sondern auch meine Ratte. Ihr hättet mich ganz nehmen sollen, aber die Ratte, die hättet ihr verschonen sollen.
Wieso weinst du? Ich gebe dir nicht die Schuld, es war meine Schuld. Ich gehöre nicht zu euch, nicht zu eurer Familie.
Und jetzt, jetzt nimmst du mich in den Arm, sagst mir, dass du mich liebst, und es immer getan hast und dass dir alles weh und leid tut. Und ich glaube dir. Ich brauche Nahrung.