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Drückerkolonne

Drückerkolonne- Was ist das?

15. February 2012 - 20:19
von SPIESSER-Autorin _LOLITA_HRO.
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_LOLITA_HRO Offline
Beigetreten: 13.04.2011

Bist du auch schon mal auf der Straße angesprochen worden ob du gratis Zeitschriften testen möchtest oder ein super günstiges Video-Abo willst? Und ist dir aufgefallen das es meist Leute in deinem Alter, mit einem Lächeln und „Sprachtalent“ sind? Die dich in ein Gespräch verwickeln und sich auch von den ersten drei NEIN DANKE nicht abschrecken lassen? Dann könnte es sich um ein Mitglied einer Drückerkolonne handeln. Mit dem Begriff Drückerkolonne sind Verkäufer im Außenhandel gemeint, die meistens „Haustürgeschäfte“ machen. Das heißt die entgegen dem Gesetz und die Schutzbestimmungen des Handelsvertreterrechts , krumme Geschäfte mit Zeitschriften-Abonnements , Telefonverträgen, Videothek-Abonnements und angeblichen „Spenden“ machen. Dabei sind sie nicht nur aufdringlich sondern oft auch unmoralisch und kriminell. Was mit einem netten Lächeln und der Frage nach 5 Minuten Zeit beginnt , kann in Lügen und Nötigung enden. Hinter den kleinen Gruppen, die Einzelne ansprechen stehen oft richtige Verbrecher-Ringe, denn in diesem Geschäft steckt viel Geld. Trotzdem sind die kleinen Leute, die die dreckige Arbeit machen die eigentlichen Opfer. Denn bist du erst mal dabei , kommst du da so schnell nicht mehr raus. Oft sind es junge Erwachsene grade über 18 Jahre ,alleine, etwas labil und mit keinem besonders schönen Lebenshintergrund. Die schnell viel Geld verdienen wollen aber leider keine Chance auf einen guten Job haben. Ich habe ein Mitglied einer solchen Organisation kennengelernt. Ein junges hübsches Mädchen aber alleine, psychisch labil und naiv. Versprochen wurden ihr bis zu 3500 Euro pro Monat, ein verführerisches Angebot . Nur das Geld hat sie nach 2 Monaten noch nicht gesehen, die Zahlung wurde immer wieder verschoben , was sie bekam waren Ausreden mehr nicht.
Innerhalb dieser Gruppe steht man unter Leistungsdruck, möglichst viele Abos zu verkaufen, Unterschriften und Daten zu besorgen. Also andere zu Opfern zu machen. Überwachung, Einschüchterung , „Schulungen“ sind nur einige der Hilfsmittel mit denen die Verkäufer beeinflusst werden. Dieses o.g. Mitglied hat mir kurz erzählt wie der Alltag in diesem Geschäft aussieht ;
morgens wirst du in einem fest zugeteiltem Team an Punkt X gebracht wo du 10 bis 12 Stunden lang deinen Job machst. Je nach der Zielgruppe geht eine Frau oder ein Mann, manchmal sogar zu zweit auf das Opfer los , und dann wird gequatscht bis zum bitteren Ende. Nach der Schicht wird man abgeholt und in eine gemeinsame Unterkunft gebracht, wo man dann wohnt und die privaten Sachen bleiben. Denn zur Arbeit darf man kaum Sachen mitnehmen und nur etwas Bargeld. Den Personalausweis haben die Chefs , aus „Verwaltungstechnischen Gründen“ usw. Also alles sehr mysteriös. Erschreckend ist das jeder der in diesen Organisationen arbeitet über kurz oder lang mitbekommt was los ist und es dann zu spät ist. Die Polizei kann ihnen nicht helfen , da man davon ausgeht das sie freiwillig arbeiten und jederzeit die Möglichkeit besteht auszusteigen.
In der Theorie kann man ja einfach gehen oder jemanden zum Beispiel in einem Geschäft um Hilfe bitten oder gleich selbst die Polizei rufen. Leider ist das wirklich nur die Theorie und hilft den Opfern nicht. Viele Bekannte und Freunde dieser Opfer wissen in solchen Situationen keinen Rat und sind Hilflos , was soll man auch machen wenn auf Anrufe und SMS nicht mehr geantwortet wird weil das Handy überwacht wird oder gleich ganz abgezogen wurde? Was soll man machen?

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Kommentare

Zwei Kommentare
  • Mal ehrlich, das ist doch bestimmt etwas anders abgelaufen?

  • Hallöchen!
    Nicht wundern was ich jetzt schreibe wird ziemlich lang.
    Ich schildere einfach meine Woche in der Drückerkolonne.

    Angefangen hat alles mit einer Anzeige im Internet,in der zu lesen war:"Messeaufbau und für Produkte werben" und etwas in der drehe.Nix von Drückerkolonne zu erspähen!!!
    Also hab ich mich beworben und einen Anruf erhalten,wo mir dasselbe erzählt wurde wie in der Anzeige stand.Lediglich die Anmerkung kam hinzu,dass ich wenn mein Bewerbungsgespräch erfolgreich ist,ich mich gleich mit der Gruppe treffe und wir zum Auftrag fahren.

    Anfang April bin ich dann mit meinem letzten bisschen Geld nach Berlin gefahren.
    Die Firma:Kaum zu finden,nichtmal die Ortsansässigen und Geschäfte wussten wo diese Firma sein sollte-Meinten aber,dass des Öfteren junge Leute hier ziellos nach der Firma suchen würden.DA WURDE ICH SCHON STUTZIG...Hab´s dann irgendwann entdeckt.Firma war nett,Gespräch war auch gut(Wie sich später rausstellte hatte die Firma wirklich keine Ahnung,was wirklich passierte!!!)Dann bekam ich mein Ticket nach Meißen(Thüringen).Ich bekam ein ungutes Gefühl und wollte am Bahnhof das Ticket umschreiben lassen(Was wohl bei der Art von Ticket nicht ging,aus welchem Grund auch immer).

    In Meißen:Wurde ich von einem Typen angequatscht,er war sehr nett und im Auto erklärte er mir dann mein WAHRES Aufgabenfeld:
    Für Firmen von Haus zu Haus ziehen und neue Kunden für diese suchen.Wir haben dann auch seine Freundin vom Fussball abgeholt und sind nach Neubrunn gefahren in ein ehemaliges Hotel-Lage total isoliert.
    Wir wurden in mehrere Gruppen aufgeteilt:Eine Gruppe Drückerkolonne,die Anderen waren Gewinnspielbetrüger.
    Schon am ersten Tag wurde ich überhäuft mit Süßigkeiten,Energiedrinks und Alkohol und wir sind ja so´ne tolle Firma.Habe mich im Zimmer verbarrikadiert,telefoniert und bin dann schlafen gegangen.

    1.Tag:Ich hab´nen Zettel bekommen zum Abschreiben und auswendig Lernen,wurde allein gelassen.In dem Zettel ging´s um die F.A.S.I.,die damit wirbt komplett die Arztkosten und Krankentransportkosten zu übernehmen,beruhend auf der steigenden Anzahl von Unfällen mit Kindern/Behinderten/Alten.Am späten Abend kam dann meine Gruppe wieder und es wurden Kundengespräche simuliert.Ich hab´s nicht zufriedenstellend getan,also hat man mich weiter lernen lassen nach 15Minuten kam wieder jemand zum "Kundengespräch" so ging das dann bis 23Uhr,dann war Saufen angesagt(Wodka für 30Euro die Flasche).Dann bekam ich Zigaretten und Energydrinks geschenkt.

    2.Tag:Ich bekam Arbeitskleidung(Ein weißes T-Shirt und eine rote Jacke mit dickem F.A.S.I. drauf).Musste dann mit der Freundin vom Chef losziehen("Freifeldstudien" sozusagen).Die Freundin war skruppellos und kannte alle Tricks:Text runtergeleiert,reingegangen,über Belangloses geplaudert und zwischendrin ihr "Produkt" aufgeschwatzt(hatte auch Unterlagen und sowas).Insgesamt 10Leute haben wir geschrieben.
    Viele haben die Türen nicht aufgemacht oder gleich wieder zu.Dann wurde gelästert und rumgemeckert.Zwischendurch rief Chefchen an und hat kontrolliert wieviel jeder gesammelt hat.
    Wieder Zuhaus wieder Text lernen und die Leier.

    3.Tag:Dasselbe.
    Am Abend kam dann ein Neuer aus der Schweiz.Dem hat man auch von Messearbeit erzählt.

    Die ganze Woche ging so weiter:Aufstehen,Arbeiten,Text lernen und nachts Saufen.Man bekam ständig was in den Arsch geschoben.

    Ich habe mich mit den Leuten unterhalten:Die Meisten glauben fest dran,dass Sie was Gutes tun,hin und wieder war einer der genau wusste,dass das drücken ist.
    Wer sich mal die Unterlagen genau ansieht sieht ja auch sofort auf dem ersten Blatt in Großbuchstaben VERSICHERUNG!!!
    Gegessen wurde übrigens immer in seiner Gruppe.Drücker in die eine Ecke,Gewinnspielverteiler in die Andere.Wir hatten auch getrennte Etagen und Besuche in der anderen Gruppe untersagt.
    Man konnte seine Zimmer auch nicht abschließen,außer Chef und Freundin und die Gewinnspieler.

    Als mein Chef merkte,dass ich hier nichtmehr bleiben will wurde es kriminell.Ich wurde vom Feinsten angeschrien,man versuchte mich klein zu machen und zu unterdrücken,stellenweise stand mein Chef mit erhobener Hand vor mir.Als ich dann endlich mal nach Hause dürfte(für eine Nacht) wollten Sie mir mein Reisegepäck einbehalten und mein Handy.Reisegepäck hab ich mich rausgeredet,sodass ich es mitnehmen dürfte aber Handy musste dableiben.
    Das war der Moment an dem ich endlich Glück hatte!!!
    Bin in Jena losgefahren,in Leipzig zur Polizei gegangen hab das Handy als gestohlen gemeldet.Und bin da niemehr hingegangen.
    Wurde vor meiner wohnung zwar noch 2Wochen belagert bin aber kurzzeitig zu meinem Freund gezogen und Ruhe ist seitdem.

    Hatte bloß eine Auseinandersetzung mit Vodafone weil mein Chef mir eine Rechnung von 410Euro hinterließ,hat sich aber aufgeklärt;)

    Sooo,das war mein Bericht.

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