Manchmal regt dich einfach jede Kleinigkeit auf - das ist Wut. Man müsste wirklich mal mit diesem Gefühl abrechnen. Ich habe die Wut auf die Probe gestellt.
04. October 2012 - 15:38 von SPIESSER-Autorin Li-La-Lotta.
Für jene, die Ironie nicht verstehen: Ich bin wütend. Verdammt wütend. Ich könnte dem verhassten Lehrer das Grinsen aus dem Gesicht hauen, meinen Ordner an die Tafel schmeißen oder einfach irre brüllend aus dem Klassenraum rennen. Wut ist eines der intensivsten Gefühle, die wir Menschen empfinden. Resultierend aus eigenem Versagen, Ungerechtigkeit, Gier, Beleidigungen oder Gewalt, hat dieses Gefühl schon vor mehr als 2000 Jahren dazu geführt, dass sich unsere Vorfahren sich gegenseitig mit ihren Knüppeln verkloppten. Dabei ging es zwar nicht um unfaire Lehrer, sondern wahrscheinlich eher um Futterneid, Reviergrenzen oder welche Frau mit wem in einer Höhle geschlafen hat. Wobei, deshalb gibt es ja heute noch oft Streit ;-).
Wut hat schon viele miese Sachen auf der Welt bewirkt. In jedem Zeitalter lassen sich Kriege damit begründen. Meistens waren die einfachen Leute, welche für die Machthaber kämpfen mussten, gar nicht aus dem gleichen Grund wütend wie ihr Herrscher, sondern sie wurden wütend, weil sie sich opfern mussten, weil der Krieg Leid brachte, ihre Familie starb – Die Wut führte zu immer mehr Wut. DAS Beispiel aus dem letzten Jahrhundert ist natürlich Hitler. Er durfte nicht auf die Kunsthochschule in Wien und so wurde er wütend auf das System des sterbenden Kaiserreichs, das er zwiespältig, wie er war, trotzdem so liebte und schätzte. Vielleicht war diese Wut ein Mitgrund für sein späteres Verhalten in der Weltpolitik. Wie dieses aussah, muss man heutzutage niemandem mehr erklären.
Das aktuellste Beispiel ist wohl die unbändige Wut vieler Muslime in arabischen Ländern, die aus Mangel an Opfern für ihren Zorn, amerikanische Botschaften angreifen und niederbrennen und brüllend auf die Straße gehen.
Das Wut ansteckend ist, zeigt nicht nur das Beispiel der Untertanen, die keine Lust mehr auf Krieg haben, sondern auch der Alltag. Man kommt heim, die Eltern oder Mitbewohner ziehen schon so ein Gesicht, als ob der „Tag der Schlechten Laune“ gerade neu eingeführt und auf heute verlegt worden wäre. Bei einer kleinen harmlosen Frage, was denn los sei, kriegt man gleich sämtliche Beleidigungen und missmutige Kommentare an den Kopf geknallt – und wird selber wütend und mies gelaunt. Denn leider ist nicht nur Lachen ansteckend.
Wut ist einzig und allein negativ, das haben wir jetzt verstanden, ist schon gut. Nein, ist sie nicht. Genauso, wie manche sagen, dass ein neuer schöner Lebensabschnitt beginnt, wenn man im Schlaf vom Tod träumt (was ja auch negativ besetzt ist), so kann auch die Wut Gutes bewirken. Wären die Untertanen damals nicht wütend auf ihren König gewesen, hätte der Krieg nie ein Ende gehabt, oder Gandhi hätte sich (ohne wütend zu sein) wohl nie aufgelehnt. Ebenso wäre die Rassentrennung immer noch Gang und Gäbe, wenn Martin Luther King und so viele farbige Menschen nicht das Potential ihrer Wut genutzt hätten – für friedlichen Widerstand.
Denn jedes Gefühl lässt sich kompensieren und zu etwas Positivem machen. Wie Jack Black in „School of Rock“ zum Besten gibt, kann man zum Beispiel Wut zu einem fetzigen Rocksong machen. Ich denk dabei an Hits wie „American Idiot“ von der Band Green Day, sie schimpfen wütend auf das verblödete Amerika, in dem sie aufgewachsen sind und von dem sie sich bewusst abgrenzen möchten. Man kann die Energie und das Adrenalin, welche die Wut mitbringt, auch beim Sport rauslassen (Klischee ist hier natürlich das Boxen) – Wichtig ist, dass die Menschen im persönlichen Umfeld nicht darunter leiden.
Wahrscheinlich hat der betreffende Lehrer von vorhin einfach gestern einen blöden Tag gehabt, weil seine Freundin ihn verlassen oder er sich am Bügeleisen verbrannt und sich dann entschieden hat, seine Wut an den unschuldigen Schülern auszulassen. Da würde ich fast Mitleid bekommen - jetzt wo ich mir meine Wut auf ihn mit diesem Artikel von der Seele geschrieben habe...
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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mxk
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