Studentin und Indien-Fan Katrin hat kein Geld und will was erleben. Das ist das Startzeichen für den SPIESSER-Trip! Bedingung: um die Fahrt muss sie sich selbst kümmern. Dafür verschaffen wir ihr einen Presseausweis für das HoliFestival Wien. Na dann – Namaste!
Hinter mir liegt eine bewölkt-regnerische Woche – kurz nach Beginn des Sommersemesters ist irgendwie schon die Luft raus. Ein längerer Urlaub ist nicht drin, daher kommt mir der Anruf aus der SPIESSER-Redaktion sehr gelegen. Schnell ist ein Schlachtplan erstellt: Wenn ich mir von München aus eine Fahrgemeinschaft suche, besteht die Möglichkeit, dass ich ganz bald in Wien mit Tausenden im Farbenrausch tanze.
Gesucht, gefunden:
Den vereinbarten Treffpunkt meiner Mitfahrgelegenheit erreiche ich fünf Minuten nach Ende meiner letzten Vorlesung. Eigentlich schade, bei schönstem Biergartenwetter ins Auto zu steigen. Nach kurzer Zeit fällt mir jemand mit Reisetasche auf, der an derselben Stelle wartet. Sebastian, 21. Wir haben beide das gleiche Reiseziel: Wien. Was erleben.
Einige Minuten später:
Unser Fahrer Giuliano, 26, trifft ein. Die Begrüßung verläuft herzlich, wir packen unsere Rucksäcke in den Kofferraum und es geht los. Der Deutsch-Italiener fährt die Strecke regelmäßig, um seine Freundin zu besuchen. „Auch wenn ich Geld ohne Ende hätte, würde ich Mitfahrer suchen, um deren Geschichten zu hören“, erklärt er uns. „Man lernt Leute kennen, die man sonst nicht treffen würde.“
Autogeflüster:
Im Auto läuft Rodrigue. Giuliano hatte uns angeboten, eigene Musik zu spielen. Später gehen wir zu einer Lesesession über: englische Lyrik, Technology Review und die Dialektik der Aufklärung.
Pause:
Sebastian bietet uns Haselnussschokolade
zur Stärkung an und erzählt von einer seiner letzten Mitfahrten. Bei einem Stop kurz vor Wien stellte der ungarische Fahrer eine Kiste mit einem Hasen neben ihm auf die Rückbank: „Den darfst du ruhig streicheln, später gibt es ihn aber zum Abendessen!”
Endstation:
Wien Westbahnhof. Das Gepäck ist schnell ausgeladen, die Verabschiedung kurz und schmerzlos und jeder zieht seiner Wege. Niemand weiß, ob wir uns in diesem Leben oder einem anderen noch einmal treffen werden – aber man weiß ja nie.
Angekommen:
Auf dem Gelände ist alles größer und verwirrender als gedacht. Ich beschließe, mich an die Leute mit Regenstiefeln, Sonnenbrillen, Mundschutz und weißen Kleidungsstücken zu halten. Als ich den ersten Farbbeutel – er ist rosafarben – abbekomme, weiß ich: Ich bin da.
What the HOLI?
Das indische Holifest ist die wohl farbenfrohste Party der Welt. Menschen jedes Alters, jeder Herkunft und Geschlechts bewerfen sich gegenseitig mit Farbe. Pünktlich zum Frühling spielt das strenge indische Kastensystem für kurze Zeit mal keine Rolle. Auch in Europa gibt es mittlerweile Holifeste, die jedes Mal in einem einzigen Farbenmeer enden.
Verstanden:
Ich versuche abzuschätzen, wie viele von hier schon einmal zum HoliFest in Indien waren. Bis auf die Farben kann ich nicht viele Gemeinsamkeiten entdecken. Am Ende des Tags weiß ich es: Es geht um das gemeinsame Feiern, den Tanz, die Musik, bunter werden um jeden Preis. Auf dem Rückweg, inzwischen mit schlumpfblauem Gesicht, kommt mir eine indische Großfamilie entgegen. Ich kann nicht verstehen, was die Person im knallorangen Sari zu mir sagt, jedenfalls haben wir uns gegenseitig seltsam angestarrt. Irgendwann muss ich mich vom Original-Brauch aus Indien nochmal überzeugen. Der nächste Trip kann kommen.
Text: Katrin Werner
Bilder: Phillipp Graf
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woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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