Das Model und der Freak, die televisionierte Verkörperung von Perversion, Antiindividualität und Fremdscham.
Das perfekte Paradebeispiel für das Schubladendenken unserer heutigen Generation, die sabbernd und geifernd vor dem sponsored-by-Daddy Kinderzimmerflachbildfernseher hängt und sich das der Gesellschaft nach vollkommene Menschenbild wie einen Stempel ins Hirn drücken lässt und so lernt, dass langhaarige, computerspielende, nicht-Taio-Cruz-hörende Männer in der großen Enzyklopädie der Menschentypen unter der Gattung „Freak, gemeiner“ eingeordnet werden.
08. April 2012 - 12:09 von SPIESSER-Autorin herzspringerin.
Das Model und der Freak, die televisionierte Verkörperung von Perversion, Antiindividualität und Fremdscham.
Das perfekte Paradebeispiel für das Schubladendenken unserer heutigen Generation, die sabbernd und geifernd vor dem sponsored-by-Daddy Kinderzimmerflachbildfernseher hängt und sich das der Gesellschaft nach vollkommene Menschenbild wie einen Stempel ins Hirn drücken lässt und so lernt, dass langhaarige, computerspielende, nicht-Taio-Cruz-hörende Männer in der großen Enzyklopädie der Menschentypen unter der Gattung „Freak, gemeiner“ eingeordnet werden.
Wo aus „alten Schlappen“ „flotte Socken“ werden und leicht übergewichtige Endvierziger mit Collegejacke und Nickituch um den Hals den jungen Frauen ebendiesen verdrehen wollen, „Alte Nerds“ ihre Urängste überwinden und vor von profitgierigen Produzenten mindestentlohnten Kameramännern bei einem Nervenzusammenbruch in 100 Meter Höhe gefilmt werden, um den Vorstellungen der perfekt frisierten, manikürten und blasierten Mannequins gerecht zu werden, treffen vor meinen Augen faszinierender Ekel und fesselnde Widerwärtigkeit aufeinander.
Wenn ich sehe, wie vielleicht nicht ganz den allgemeinen Hygienevorstellungen entsprechenden, aber zumindest authentischen Außenseitern die Haare rapide abgesäbelt werden und ihnen ein Nullachtfünfzehnhelm alá dumpf-debiler Dorftraumprinz verpasst wird, kommen mir fast die Tränen, weil ich paradoxerweise an Narnias großen Löwen Aslan denken muss, dem die böse weiße Hexe die Mähne gestutzt, ihn verhöhnt und anschließend auf dem Steinernen Tisch ein Messer in die Brust gestoßen hat.
Vielleicht wird den „Freaks“ nicht gerade das Herz herausgeschnitten, aber die Individualität, und noch schlimmer, das Selbst, wird gnadenlos absorbiert, sämtliche Battlefield-PC-Hefte in den Schredder geworfen, das Iron Maiden Poster verbrannt und die gruselige, laute Musik, „bei der wo eh nur geschrien wird“ wird ersetzt durch ein hübsches, monotones „Verdammt, du sexuell aufreizende Huhn!“. Warum müssen sich sämtliche Dreiecke ihre Kanten abschleifen und sich in die Reihe der Kreise einreihen lassen? Warum, meine liebe TV-Industrie, dürfen Freaks nicht einfach Freaks bleiben, oder warum könnt ihr euch nicht wenigstens bemühen, den armen Raupen während ihrer Metamorphose zumindest ein bisschen Würde zu lassen, bevor sie endlich als wunderschöner Schmetterling aus ihrem Kokon schlüpfen?
Ich schalte den Fernseher beschämt darüber, dass ich es nicht geschafft habe, umzuschalten, aus, lege genussvoll die System of a Down CD ein, öffne zum Schlafengehen meine fettigen Ferienhaare, ziehe mir die mit Resten von meiner heutigen Chicken Wings Malhzeit durchzogene Decke über die Füße, wobei ich mir meiner schockierend unpedikürten Zehen durchaus bewusst bin, und schlafe beruhigt in meiner durch die Außenseiteraura gekennzeichneten Bude ein. Man muss nicht Jana Ina sein, um glücklich zu sein. Ich lasse die Freaks gerne leben.
(Anmerkung: Ich weiß, die sogenannten „Freaks“ melden sich freiwillig und werden für ihre Demütigung mehr oder weniger angemessen bezahlt. Wie veräußerlich ist die Menschenwürde? Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Tatsache aber ist, egal ob freiwillig oder nicht, wie kann man jungen Zuschauern, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, dieses Menschenbild aufdrücken? Sie sollten sich schämen. Sie? Wir alle.)
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..nja ich selbst hab mir das noch nie so wirklich angeschaut..
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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mxk
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ich mach mir eher gedanken darüber, wer wann wo durch gesellscahft materiel und intelektuell eingeschränkt wird, nicht aber durch die gesellschaft an sich. das finde ich aber eigentlich noch wichtiger, da diese freiheitsbeschränkungen in jeder gesellscahft erhalten bleiben, wenn man sich nicht dagegen auflehnt.
mache ich mir viele Gedanken darüber, weil es kaum Dinge gibt, über die ich mich mehr aufrege als dieses klassische Gesellschaftsbild des In-Typen. Wie ich schon bei dem "Maske"-Bild geschrieben habe, leben wir in einer Gesellschaft, in der mich viele wegen "Nichttragens von Highheels" inhaftieren lassen würden. Übertrieben gesehen.
aber trotzdem viele gedanken darüber zu machen.
ich mags auch ne, dass man ne tragen kann, was man will, weil man, wenns ungünstig läuft, sofort irgendeiner neuen jugendkultur zugeordnet wird.
war es eher ein schriftliches Hände-Über-dem-Kopf-Zusammenschlagen über die Stereotypen-Gesellschaft. Aber das Thema ist schon so überlaufen, dass alles ins eine Ohr rein und aus dem anderen wieder rausgeht.
"Wie kann man eine ganze Sendung lang über einen Typen drehen dem die Haare geschnitten werden und der ein paar neue Klamotten bekommt, letzten Endes aber durch die eine Woche(?) mit einem Möchtegern Psychologenmodel nicht ein 'vollkommen neuer und besser Mensch geworden ist'?!?" ..irgendwie so was war das :D
..nja ich selbst hab mir das noch nie so wirklich angeschaut..
Aber ein guter Artikel! ;)