Christoph Steegmans: „Vergiss die Anzeige, ich nehm den Job“
Christoph Steegmans, stellvertretender Sprecher der Bundesregierung und stellvertretender Leiter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, berichtete bei "Profis erzählen" beim OutTAKE2010 mit viel Humor von seinem interessanten, aber auch anstrengenden Job.
01. November 2010 - 17:59 von SPIESSER-Autorin Laura....
Man muss erst zur Bahnlinie laufen, damit ein Zug kommen kann
Dr. Christoph Steegmans, 39, ist seit 2009 stellvertretender Sprecher der Bundesregierung und stellvertretender Leiter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung.
„In den Achtzigern waren Journalisten für mich die Typen, die im Trenchcoat und mit einem langen Mikrofon wie Kermit der Frosch vor dem Zaun des Weißen Hauses standen. Das fand ich irgendwie cool“, erzählt er von früher. Er studierte in Bonn und Berlin, machte seinen Doktortitel. Nebenbei arbeitete er bereits als freier Mitarbeiter für verschiedene Tageszeitungen, als Besucherbetreuer beim Bundespresseamt und als studentische Hilfskraft an der Uni Bonn. „Man muss erst zur Bahnlinie laufen, damit ein Zug kommen kann“, ist die erste Lebensweisheit, die er uns mitgeben möchte. Damit will er sagen, dass man etwas Konkretes tun muss, um seinem Traum näher zu kommen.
Seinen Job im Büro von Guido Westerwelle bekam er, weil ihn ein Freund fragte, wie er eine Stellenanzeige für einen studentischen Mitarbeiter formulieren könne. Steegmans' Antwort: „Vergiss die Anzeige, ich nehm' den Job.“ Ohne Kontakte gehe heutzutage nichts mehr. Dabei gibt er allerdings auch zu verstehen, dass es nicht darum geht, Jobs durch Vitamin-B an Land zu ziehen, sondern darum, durch Kontakte von neuen Möglichkeiten zu erfahren. Außerdem rät er: „Trau dir was zu!“ Bis Anfang, Mitte 20 solle man an sich glauben, sich was trauen. Wenn es bis dahin mit dem Traumjob noch nicht geklappt hat, einen Realitätscheck machen und sich gegebenenfalls umorientieren. Steegmans' Tipp fürs Studium ist außerdem: Sprachen lernen. Vor allem Chinesisch sei eine Weltsprache auf dem Vormarsch. Schon Napoleon habe gesagt: „Wenn China erwacht, wird es Europa leid tun.“ Steegmans sagt: Napoleon hatte Recht, China wird zu einer der neuen Weltmächte.
Das ist eine interessante Frage
Wie sieht ein Arbeitstag als Bundespressesprecher aus? „Um Viertel vor acht bringe ich meine Kinder zur Schule. Ich habe mein Familie wegen meines Jobs leider schon oft vernachlässigen müssen, da ist mir die Zeit mit meinen Kindern jetzt besonders wichtig“, erzählt Steegmans. Auf dem Weg zur Arbeit überfliegt er die Kanzlermappe, einer Zusammenstellung wichtiger Beiträge aus der aktuellen Presse, die er per E-Mail jeden Morgen auf sein iPad bekommt. „Rund 130 Artikel in 20 Minuten lesen ist unmöglich, mit der Zeit lernt man, die Artikel zu scannen“, berichtet er. Nach dem täglichen Morgenkaffee, E-Mails checken und weiterem Zeitung lesen, ist um 9.00 Uhr die Morgenbesprechung. Hier geht es vor allem darum, welche Fragen von den Journalisten zu erwarten sind. Recherche- und Arbeitsaufträge werden verteilt. Dann geht es zurück ins Büro. Steegmans geht bis zu dreimal wöchentlich zur Regierungspressekonferenz, täglich erledigt er Schriftkram und telefoniert mit Journalisten. Wenn er mal die Antwort auf eine Frage nicht weiß? „Dann sage ich zuerst: ‚Das ist eine interessante Frage.‘ In den dadurch gewonnenen zehn Sekunden kann ich schnell was nachschlagen oder mir die passende Floskel überlegen", lacht Steegmans und gibt gleich eine Runde Floskeln zum Besten.
Mit Kanzlerin Merkel bei der WM
Steegmans mag seinen Job, erzählt er uns. Man würde im Mediengeschäft zwar heutzutage oft nicht viel verdienen, doch wenn man es „nach oben“ schaffe, habe man viele Freiheiten und viel Spaß. „Im Leben wollen schließlich alle eins: alt werden und dabei etwas schaffen und Spaß haben“, philosophiert er. Spricht er auch nach Dienstschluss mit seinen Nachbarn über Politik? „Über Kabinettssitzungen rede ich selten, aber davon, dass ich mit Kanzlerin Merkel beim Argentinienspiel in Kapstadt war und nach dem Spiel mit in die Kabine durfte, erzähle ich dann aber doch mal.“
Treffen sich zwei Pressesprecher
Nicht nur von interessanten Erlebnissen bei der Arbeit erzählt Steegmans gern, auch Witze hat er im Repertoire. Sein Lieblingswitz: Treffen sich zwei Pressesprecher, fragt der eine: „Was hast du zu dem Thema gesagt?“ – „Nichts.“ Darauf der erste wieder: „Ich weiß, aber wie hast du's gesagt?“
Glaub an dich
Möchte uns Steegmans sonst noch was mitgeben? Ja! Sein Rat an alle ist: „Denke positiv und sei ehrlich zu dir selbst. Glaub an dich, trau dir was zu und lass dich von Hierarchien nicht einschüchtern. Mit Respekt und Wertschätzung sich selbst und anderen gegenüber kommt man immer weiter.“
"Man muss erst zur Bahnlinie laufen, damit ein Zug kommen kann" ist ein wenig wie man kann das Pferd zur Tränke führen, aber trinken muss es selbst. Ist fast mit jeder Karriere so, Frau/Mann sollte sich in seinen Jobs wohl fühlen und den Job gerne machen wollen, sonst hat es keinen Sinn.
Lieber am Anfang der Karriere mal etwas weniger verdienen, aber Spass haben. Der Rest kommt von alleine, wenn man einen guten Job macht :-)
Es ist doch immer so, am Anfang muss man von den anderen lernen, die den Job schon länger machen und dann erst kann man sein " eigenes Ding" durchziehen. Dazu benötigt es Power und Engagement und dann geht das auch voran!
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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mxk
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Lieber am Anfang der Karriere mal etwas weniger verdienen, aber Spass haben. Der Rest kommt von alleine, wenn man einen guten Job macht :-)
Es ist doch immer so, am Anfang muss man von den anderen lernen, die den Job schon länger machen und dann erst kann man sein " eigenes Ding" durchziehen. Dazu benötigt es Power und Engagement und dann geht das auch voran!