Die sind ziemlich stark. Seitdem wir mal in Psychologie in der Schule Freuds Theorien angeschnitten haben, glaube ich, zu wissen, dass mein Überich einfach mal doppelt so dick sein müsste wie mein Es oder Ich. Gefangen in Normen, Verhaltensweisen, die teilweise total schwachsinnig sind, bin ich an eine soziale Realität geknüpft, in der ich nicht wohnen möchte. Ich möchte unbeschwert durchs Leben laufen, ich finde Leute blöd, die rumjammern und ich hasse diejenigen, die ihre Pseudo-Tiefgründigkeit zur Schau stellen.
Ich will so nie sein.
Und trotzdem, zweimal im Monat, wenn ich einige Gläser getrunken habe, die Gäste gegangen sind, ich viel gelacht habe und einen wunderschönen Abend hatte, da werde ich melancholisch. Auf eine schlimme Art und Weise. Plötzlich fühle ich mich nicht nur einsam und verlassen, sondern spüre auch, dass das ein Zustand sei, der sch nicht verändern wird.
Ich bin keine Romantikerin. Ich glaube nicht an die Kugelmenschen, so schön ich Platons Idee auch finde. Ich weigere mich, mein Glück von der Suche nach einem anderen, nach meiner Hälfte, abhängig zu machen – aber warum? Die Antwort ist so profan, dass ich mich wundere, warum sie mir erst jetzt beim Schreiben dieser Zeilen kommt. Ich habe Angst.
Unerwartet, oder? Man DENKT das ja gar nicht, man erwartet diesen Grund ja nicht, den man gefühlte zweitausend Mal im Fernsehen für Beziehungsprobleme angegeben sieht. Gut, ich habe also Angst – vor allem macht es mir Angst, dass ich nicht fühle. Ich mag Nils, ich küsse Nils gern, ich schlafe gern mit Nils. Höre ich aber einige Tage nichts von Nils, ist das nicht schlimm. Die ganze Sache verläuft ziemlich nüchtern, aber genau das will ich nicht, denn nüchtern bin ich schon genug, sowohl im alkoholnichtintushabenden Sinne wie auch im bitteren, entnüchterten. Ich würde so gerne fühlen. Gefühle haben, richtige. Ich würde mich gerne aufs Bett schmeißen, heulen vor Liebeskummer. Ich würde gerne einen Menschen anhimmeln, extra mit der Bahn fünf Minuten später fahren, obgleich man dann zu spät dran ist, um die Person zu sehen. Ich will ... un pocito de passion, schätze ich!
Also, wo gibt’s grade Leidenschaft im Angebot?
Mein eigenes Denken reflektierend frage ich mich, ob es möglich wäre, dass es keine Leidenschaft gibt. Und falls es sie doch gibt, wann ich die das letzte Mal spürte. Ich weiß noch genau: Mit 16 habe ich knappe zwei Monate nur geweint, wenn ich meinen Exfreund gesehen habe, denn er hatte sich von mir getrennt. Ich würde so gern weinen, ich würde jedes Gefühl, jede wirkliche, aufbrausende Emotion gegen diese Leere tauschen, dieses Nichtempfinden.
Als Ausgleich versuche ich, zu pöbeln, nerve Leute und mache kleine Witze über meine Freunde. Die können (zum Glück!) damit umgehen, aber kann ich’s?
Ich glaube, ich rufe Nils an.
Nein, sagt das Über-Ich, wohl wissend, dass ich groß bin, stark bin, dass ich das schaffe. But it’s life and it’s pretty much all we got, sagt da Natalie Portman. Ich weiß, dass ich Krisen alleine bewältigen kann und andere deshalb nicht emotional ausbeuten muss. Ich weiß. Aber wo ist bitte das Problem der Legitimation, wenn ich weiß, dass Nils es weiß, dass es für mich keine Beziehungskiste ist, in der wir uns befinden? Und ich weiß schließlich, dass auch ich für ihn ersetzbar, einfach austauschbar („Du da am Spielfeldrand! Wärm dich auf, du wirst auch noch eingesetzt!“) bin?
Ich rufe nicht an.
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woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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