SPIESSER unterwegs

Abschied und Rückflug

Ein halbes Jahr Schüleraustausch ist vorbei. Da ein Weiterleben im Keller oder Auswandern nach Hawaii wohl doch nicht in Frage kommen, muss Anita schweren Herzens den Rückflug nach Deutschland antreten.

02. March 2010 - 12:26
von SPIESSER-Autorin -atinA-.
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-atinA- Offline
Beigetreten: 08.05.2009

 

24. August. Eigentlich sollte ich Jetlag haben, vielleicht stellt sich der auch noch ein.

Anita ist für ein halbes Jahr in den Vereinigten Staaten und geht dort wie eine ganz normale Amerikanerin auf die Highschool. Was sie erlebt, lest ihr in ihrem Tagebuch. Ältere Einträge findet ihr, wenn ihr unten auf die Seitenzahlen klickt.

Aktuell bin ich jedoch die erste in der Familie, die wach ist. Ich sitze jetzt in meinem neuen Zimmer und studiere meine Umgebung zum ersten Mal im Hellen. Gestern Nacht war ich zu erschöpft von der langen Reise und konnte meine Augen kaum mehr offen halten. Jetzt komme ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Wo ich nur hinblicke: Amerika. Typisches, klischeehaftes, uriges Amerika. Für ein Filmset könnte man es nicht besser kreieren, jedes Detail stimmt mit den Bildern aus alten US-Sitcoms überein.


Mein kleiner begehbarer Kleiderschrank hat eine eigene Lampe!

Mein Zimmer ist ganz in kitschigem Hellblau gestrichen, ein riesiges gepolstertes Bett steht in der Mitte, das Licht und die Ventilatoren an der Decke und in den Ecken sind durch eine Fernbedienung stufenweise einstellbar, Marienbilder und Kreuze zeugen von der Religiosität der Amerikaner und mein Schrank ist in die Wand eingearbeitet, hat eine eigene Lampe innen und wäre direkt begehbar, wenn er nicht so klein wäre. Ein Fernseher und ein Radio dürfen, wie in den übrigen Räumen, nicht fehlen.

Muffins, Cornflakes und Erdnussbutter

Auch den Rest des Hauses konnte ich direkt nach meiner Ankunft mangels Wachheit und Licht nicht richtig wahrnehmen. Jetzt möchte ich meine Gastfamilie nicht wecken, indem ich die Treppe hinunter poltere. Das einzige, das mir in Erinnerung geblieben ist, ist der große Kühlschrank, gefüllt mit allerlei Muffins, Cornflakes, Cookies, Erdnussbutter und anderem süßen, dickmachenden Kram. Wenn ich aus dem Fenster blicke, meine ich mich in „Desperate Housewives“ wiederzufinden. Es ist kaum zu glauben! Alle Häuser stehen in Reih und Glied angeordnet, die Bauweise ist schlicht und doch irgendwie verschnörkelt, die Fenster sind zum nach oben bzw. unten Aufschieben. Zäune existieren hier nicht und die Zeitung wird jeden Morgen in den Vorgarten geworfen. In diesen flattert eine Flagge der USA und an jedes Haus ist eine Veranda aus Holz angebracht.


Mein neues Zuhause, mitten in einer amerikanischen Kleinstadt

 Ich kann auf die „North Wood Street“ und die Nachbarstraßen blicken, sie sind rechtwinklig angeordnet und fast doppelt so breit wie vergleichbare deutsche Siedlungsstraßen. Was mich auch überrascht: Es ist kein Klischee, dass alle Amerikaner riesige Schlitten fahren; es fahren wirklich nur große Autos herum. So extrem typisch habe ich mir Loudonville nicht vorgestellt. Ich bin gespannt, ob sich auch bei meiner Highschool die Eindrücke, die ich aus Filmen habe, bewahrheiten.
Ich kann es noch nicht glauben, jetzt Teil dieser Gegend, dieser Kultur, dieser Lebensweise zu sein. Oh, I feel like an American girl!

Vorbereitet will das Ganze auch sein. Was Anita erlebt, lest ihr auf der nächsten Seite.

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Kommentare

Sechs Kommentare
  • Jetzt bin ich wieder daheim in Deutschland, das vielleicht ereignisreichste und beste halbe Jahr meines Lebens ist vorbei, und somit leider auch mein USA-Blog hier. Es hat mir echt Spaß gemacht, über meine Auslands-Zeit zu schreiben. Und ich wollte nochmal danke sagen, an alle spiesser.de user, die mir in Kommentaren und Privatnachrichten geschrieben und Mut gemacht haben, Glück gewunschen, etc. Danke :)
    An alle, die auch ein Highschool-Semester oder -Jahr planen: Ich wünsche euch genauso viel Spaß und neue Erfahrungen, wie ich hatte. Ergreift die Chance, wenn ihr könnt. Nur ganz wichtig: Offen für neues sein, alles ausprobieren, was sich bietet und auf Menschen zugehen. Ich kann es nur jedem empfehlen und würde es sofort wieder machen!

  • Huhu,
    also mir haben deine Berichte sehr gut gefallen und ich bin traurig, dass du schon wieder nach Hause fliegen musstest.
    Ich hoffe, du bist wieder gut im (manchmal doch etwas unfreundlichen) Deutschland angekommen!
    Alles Gute für die Zukunft! VG

  • Wie du schon gesagt hast, ich habe mich "um einen neutralen Anschein bemüht". Es tut mir Leid für dich, wenn du meine Schreibweise als "arrogant" auffasst, das bin ich nämlich nicht und es war nie meine Absicht, so rüberzukommen.
    Das Gegenteil ist der Fall, ich bin sehr sehr froh, dass ich die Chance bekommen habe, Amerika kennenzulernen und einfach zu sehen, wie Menschen in anderen Teilen der Welt leben.
    Zum Thema Gott hat wohl jeder eine andere Meinung und ich habe auch lange überlegt, ob ich über dieses Thema schreiben soll oder nicht, schließlich sind einige Menschen dabei sehr empfindlich. Letztendlich habe ich mich dazu entschlossen, den Text zu schreiben.
    Ich habe eben erzählt, was ich erlebt habe, ohne jemals zu schreiben ob ich es toll oder doof finde. Wie gesagt, es ist eben anders als ich es gewohnt war, und trotzdem habe ich vor dem Essen gebetet und bin in diese Jugendgruppe gegangen. Einfach, um selbst zu erfahren, wie es denn so ist. Es war ungewohnt anfangs, klar, aber auch interessant und ich könnte niemals behaupten, dass es eine "abwegige Andersartigkeit" der Amerikaner ist. Man kann diesen Text, wie ebenfalls genannt, auch nicht auf die kompletten USA beziehen, genauso wenig meine Einstellung auf ganz Deutschland. Ich habe versucht, dem Leser einen Einblick zu geben, wie ich es erlebt habe, mehr nicht.
    Über manche Dinge wie dem Kein-Sex-vor-der-Ehe war ich überrascht, aber das findest du in Deutschland sicher auch. Jeder, wie er es für richtig hält, wieso sollte ich darüber urteilen?
    Ich finde einige Sachen in Amerika besser, einige in Deutschland. Und selbst wenn du das beste aus beiden Ländern kombinieren würdest, hättest du noch nicht das perfekte Land.

  • Nicht unbedingt. Doch obwohl sich dein Text um einen neutralen Anschein bemüht und du unter anderem auf die Unterschiede bei deiner Auffassung des Themas hinweist, kann ich das Gefühl nicht abschütteln, dass hier jemand schreibt, der nach seinen gemachten Erfahrungen nun arrogant und voll Abscheu von der abwegigen Andersartigkeit der US-Amerikaner berichtet. Zwar wird nirgends direkt kommentiert und es werden lediglich indirekt Dinge impliziert (vornehmlich durch, der Schilderung nachgereichten Beschreibungen der eigenen Reaktion), doch das Gefühl bleibt.

    Könntest du dich bitte mit diesem Eindruck von der ersten Seite deines Berichts auseinandersetzen? Treffe ich ins Schwarze oder meilenweit daneben? Wenn du meine Vermutungen an dir selbst überprüfst, findest du, dass diese ihre Berechtigung haben?

  • dein Auslandsjahr klingt unglaublich cool! Wenn ich die Chance dazu hätte, ich würde sofort mitmachen.
    Und Frauenfussball ist genial ;D

  • Wow, das klingt alles super! Plane auch gerade mein Highschooljahr, deine schönen Erfahrungen zeigen, dass es bestimmt die richtige Entscheidung ist!
    Also weiterhin viel Glück beim Fußballspielen!
    (Wir wissen ja alle das Frauen die wahren Fußballmeister sind;))

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