Ein halbes Jahr Schüleraustausch ist vorbei. Da ein Weiterleben im Keller oder Auswandern nach Hawaii wohl doch nicht in Frage kommen, muss Anita schweren Herzens den Rückflug nach Deutschland antreten.
02. March 2010 - 12:26 von SPIESSER-Autorin -atinA-.
9.September Seit knapp zwei Wochen ist die Highschool in Ohio nun meine Schule. Teilweise scheint es mir so unglaublich, dass ich wirklich Teil dieser Schulgemeinschaft bin.
Denn alles ist so, wie ich es mir vorgestellt habe, es ist fast schon unheimlich! Andererseits habe ich mich so an den Schulrhythmus hier gewöhnt, dass ich oft vergesse, nicht schon immer hier gewesen zu sein.
Der erste Schultag war ein besonderes Erlebnis. Alle Schüler versammelten sich in der Turnhalle, ich hatte keine Ahnung, wohin alle gingen, kannte mich überhaupt nicht aus und musste drei Leute um den Weg nach zwei Türen weiter fragen.
Als ich schließlich ziemlich verloren und verwirrt zwischen wildfremden Jungs saß, wurde ich mit schrägen Blicken gemustert, weil es ungewöhnlich ist in einer so kleinen Schule jemanden nicht zu kennen. Einige kamen hereingestürmt und schmissen Bleistifte und Süßigkeiten in die Menge. Darauf folgte eine Ansprache vom Direktor und alle gingen in ihre selbstgewählten Kurse, worauf wieder ein Wohin-muss-ich-gehen-Problem folgte.
Anita ist für ein halbes Jahr in den Vereinigten Staaten und geht dort wie eine ganz normale Amerikanerin auf die Highschool. Was sie erlebt, lest ihr in ihrem Tagebuch. Ältere Einträge findet ihr, wenn ihr unten auf die Seitenzahlen klickt.
Ich liebe meinen Stundenplan, denn er ist auf mich persönlich zugeschnitten, ganz anders als das Einheits-Kurs-System in Deutschland. Journalism ist mein erster Kurs, danach folgt Current Events.
Hier wird darüber gesprochen, was aktuell in der Welt passiert und in den Medien berichtet wird. Wir lesen im Unterricht Zeitung. Pre Calculus, eine der unsympathischsten Formen der Mathematik schlechthin bestimmt meinen Tag leider auch, doch das war das einzige Mathe-Fach, das in meinem Stundenplan noch Platz fand. Spanisch und American History sind meine letzten beiden Fächer. Es ist gewöhnungsbedürftig, auf Englisch Spanisch zu lernen und ich frage mich, ob ich wohl Spanisch mit amerikanischem Akzent spreche.
Mein Vorteil als Deutsche ist, dass ich als einzige das „r“ rollen kann, und zur Abwechslung die gleiche Chance habe, Wörter richtig auszusprechen. Denn im Englischen und somit überall haben die Amerikaner logischerweise einen leichten Vorteil. American History ist ganz anders, als der Geschichtsunterricht in Deutschland. Es werden nicht nur Fakten und Jahreszahlen und Berühmtheiten behandelt, sondern die Gedanken, die dahinter stecken, was die wichtigen Tugenden der Menschen sind, was Freiheit bedeutet. Der Unterricht ist viel freier und regt zum Nachdenken an, zum ersten Mal in meinem Leben freue ich mich auf die Geschichtsstunden und verstehe die Vergangenheit, einfach, weil ich mitdenken darf und muss und nicht stur auswendig lerne.
Jedes Klassenzimmer hat seinen persönliche Note.
Überhaupt fühlt sich der ganze Schultag viel freier an. Ich bin jede Stunde in einer anderen Klasse, in einem anderen Raum, den der Lehrer persönlich gestaltet hat, mal kitschig und überfüllt, mal schlicht und steril, aber immer anders. Auch die Schüler sind immer andere, man lernt durch den Klassenwechsel viel mehr Menschen kennen.
Das Lehrer-Schüler-Verhältnis ist nicht mit dem deutschen vergleichbar. Alle scheinen ein fast freundschaftliches Verhältnis zueinander zu haben, eine Lehrerin fragte mich beispielsweise, wo ich mein Shirt gekauft hätte, zeigte mir Fotos von ihr und ihrem Mann. Ein anderer begann das Schuljahr mit einer Powerpoint-Präsentation über sein Leben und seine Familie. Wenn man sich auf dem Gang trifft, hört man nicht selten ein „Hey! How’s it going?“ von einem seiner Lehrer.
Jeden Morgen stehen alle Schüler auf, legen ihre Hand auf ihr Herz und sprechen ein Gelöbnis zur Flagge der Vereinigten Staaten
Meine Schule hat wie wohl jede Highschool in den USA Spinds, und ich liebe meinen Spind! Er war eines der Dinge, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Das merkwürdige ist: Ich scheine die einzige zu sein, die ihn benutzt.
Jeden Tag packe ich voller Elan meine Bücher aus der Tasche und in den Spind, renne bei jedem Stundenwechsel zu ihm um das richtige herauszufischen und nicht alles mit mir herumtragen zu müssen. Nur vereinzelt habe ich Schüler gesehen, die dasselbe tun. Dafür trägt fast jeder zwei Rucksäcke oder Taschen oder einen Rucksack und eine Handtasche oder eine Tasche und eine Lunch-Tasche mit sich herum. Warum mag niemand die Spinds? Sie sind sehr alt und klemmen, mein Mathelehrer musste einmal mit seinem Fuß dagegen treten, während ich an der Tür zerrte um meine Schulsachen zu befreien. Aber deshalb sind sie doch noch lange nicht unbrauchbar!
Das Schuljahr hat gerade erst angefangen. Und doch fühle ich mich schon zugehörig, verantwortlich, eingelebt, wie alle anderen Schüler. Wie werde ich mich erst in einem halben Jahr fühlen, wenn ich mein neues Leben, meine neue Heimat wieder verlassen muss?
Dass das Essen in den USA ein klein wenig anders ist musste Anita auch schon feststellen. lest auf der nächsten Seite weiter.
Jetzt bin ich wieder daheim in Deutschland, das vielleicht ereignisreichste und beste halbe Jahr meines Lebens ist vorbei, und somit leider auch mein USA-Blog hier. Es hat mir echt Spaß gemacht, über meine Auslands-Zeit zu schreiben. Und ich wollte nochmal danke sagen, an alle spiesser.de user, die mir in Kommentaren und Privatnachrichten geschrieben und Mut gemacht haben, Glück gewunschen, etc. Danke :)
An alle, die auch ein Highschool-Semester oder -Jahr planen: Ich wünsche euch genauso viel Spaß und neue Erfahrungen, wie ich hatte. Ergreift die Chance, wenn ihr könnt. Nur ganz wichtig: Offen für neues sein, alles ausprobieren, was sich bietet und auf Menschen zugehen. Ich kann es nur jedem empfehlen und würde es sofort wieder machen!
Huhu,
also mir haben deine Berichte sehr gut gefallen und ich bin traurig, dass du schon wieder nach Hause fliegen musstest.
Ich hoffe, du bist wieder gut im (manchmal doch etwas unfreundlichen) Deutschland angekommen!
Alles Gute für die Zukunft! VG
Wie du schon gesagt hast, ich habe mich "um einen neutralen Anschein bemüht". Es tut mir Leid für dich, wenn du meine Schreibweise als "arrogant" auffasst, das bin ich nämlich nicht und es war nie meine Absicht, so rüberzukommen.
Das Gegenteil ist der Fall, ich bin sehr sehr froh, dass ich die Chance bekommen habe, Amerika kennenzulernen und einfach zu sehen, wie Menschen in anderen Teilen der Welt leben.
Zum Thema Gott hat wohl jeder eine andere Meinung und ich habe auch lange überlegt, ob ich über dieses Thema schreiben soll oder nicht, schließlich sind einige Menschen dabei sehr empfindlich. Letztendlich habe ich mich dazu entschlossen, den Text zu schreiben.
Ich habe eben erzählt, was ich erlebt habe, ohne jemals zu schreiben ob ich es toll oder doof finde. Wie gesagt, es ist eben anders als ich es gewohnt war, und trotzdem habe ich vor dem Essen gebetet und bin in diese Jugendgruppe gegangen. Einfach, um selbst zu erfahren, wie es denn so ist. Es war ungewohnt anfangs, klar, aber auch interessant und ich könnte niemals behaupten, dass es eine "abwegige Andersartigkeit" der Amerikaner ist. Man kann diesen Text, wie ebenfalls genannt, auch nicht auf die kompletten USA beziehen, genauso wenig meine Einstellung auf ganz Deutschland. Ich habe versucht, dem Leser einen Einblick zu geben, wie ich es erlebt habe, mehr nicht.
Über manche Dinge wie dem Kein-Sex-vor-der-Ehe war ich überrascht, aber das findest du in Deutschland sicher auch. Jeder, wie er es für richtig hält, wieso sollte ich darüber urteilen?
Ich finde einige Sachen in Amerika besser, einige in Deutschland. Und selbst wenn du das beste aus beiden Ländern kombinieren würdest, hättest du noch nicht das perfekte Land.
Nicht unbedingt. Doch obwohl sich dein Text um einen neutralen Anschein bemüht und du unter anderem auf die Unterschiede bei deiner Auffassung des Themas hinweist, kann ich das Gefühl nicht abschütteln, dass hier jemand schreibt, der nach seinen gemachten Erfahrungen nun arrogant und voll Abscheu von der abwegigen Andersartigkeit der US-Amerikaner berichtet. Zwar wird nirgends direkt kommentiert und es werden lediglich indirekt Dinge impliziert (vornehmlich durch, der Schilderung nachgereichten Beschreibungen der eigenen Reaktion), doch das Gefühl bleibt.
Könntest du dich bitte mit diesem Eindruck von der ersten Seite deines Berichts auseinandersetzen? Treffe ich ins Schwarze oder meilenweit daneben? Wenn du meine Vermutungen an dir selbst überprüfst, findest du, dass diese ihre Berechtigung haben?
Wow, das klingt alles super! Plane auch gerade mein Highschooljahr, deine schönen Erfahrungen zeigen, dass es bestimmt die richtige Entscheidung ist!
Also weiterhin viel Glück beim Fußballspielen!
(Wir wissen ja alle das Frauen die wahren Fußballmeister sind;))
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Jetzt bin ich wieder daheim in Deutschland, das vielleicht ereignisreichste und beste halbe Jahr meines Lebens ist vorbei, und somit leider auch mein USA-Blog hier. Es hat mir echt Spaß gemacht, über meine Auslands-Zeit zu schreiben. Und ich wollte nochmal danke sagen, an alle spiesser.de user, die mir in Kommentaren und Privatnachrichten geschrieben und Mut gemacht haben, Glück gewunschen, etc. Danke :)
An alle, die auch ein Highschool-Semester oder -Jahr planen: Ich wünsche euch genauso viel Spaß und neue Erfahrungen, wie ich hatte. Ergreift die Chance, wenn ihr könnt. Nur ganz wichtig: Offen für neues sein, alles ausprobieren, was sich bietet und auf Menschen zugehen. Ich kann es nur jedem empfehlen und würde es sofort wieder machen!
Huhu,
also mir haben deine Berichte sehr gut gefallen und ich bin traurig, dass du schon wieder nach Hause fliegen musstest.
Ich hoffe, du bist wieder gut im (manchmal doch etwas unfreundlichen) Deutschland angekommen!
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Wie du schon gesagt hast, ich habe mich "um einen neutralen Anschein bemüht". Es tut mir Leid für dich, wenn du meine Schreibweise als "arrogant" auffasst, das bin ich nämlich nicht und es war nie meine Absicht, so rüberzukommen.
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Über manche Dinge wie dem Kein-Sex-vor-der-Ehe war ich überrascht, aber das findest du in Deutschland sicher auch. Jeder, wie er es für richtig hält, wieso sollte ich darüber urteilen?
Ich finde einige Sachen in Amerika besser, einige in Deutschland. Und selbst wenn du das beste aus beiden Ländern kombinieren würdest, hättest du noch nicht das perfekte Land.
Nicht unbedingt. Doch obwohl sich dein Text um einen neutralen Anschein bemüht und du unter anderem auf die Unterschiede bei deiner Auffassung des Themas hinweist, kann ich das Gefühl nicht abschütteln, dass hier jemand schreibt, der nach seinen gemachten Erfahrungen nun arrogant und voll Abscheu von der abwegigen Andersartigkeit der US-Amerikaner berichtet. Zwar wird nirgends direkt kommentiert und es werden lediglich indirekt Dinge impliziert (vornehmlich durch, der Schilderung nachgereichten Beschreibungen der eigenen Reaktion), doch das Gefühl bleibt.
Könntest du dich bitte mit diesem Eindruck von der ersten Seite deines Berichts auseinandersetzen? Treffe ich ins Schwarze oder meilenweit daneben? Wenn du meine Vermutungen an dir selbst überprüfst, findest du, dass diese ihre Berechtigung haben?
dein Auslandsjahr klingt unglaublich cool! Wenn ich die Chance dazu hätte, ich würde sofort mitmachen.
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Wow, das klingt alles super! Plane auch gerade mein Highschooljahr, deine schönen Erfahrungen zeigen, dass es bestimmt die richtige Entscheidung ist!
Also weiterhin viel Glück beim Fußballspielen!
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